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ISDN über MSANs: Warum versteht das niemand?


28.04.2014 17:34 - Gestartet von talk
Hallo zusammen,

aus dem Artikel:

Dem "gallischen Dorf der ISDN-Freunde, die sich bislang erfolgreich der Umstellung auf All-IP widersetzen konnten", werde 2018 definitiv der Stecker gezogen, bekräftigte van Damme. Bruno Jacobfeuerborn ergänzte: Die ISDN-Technik, die aus den 1990er Jahren stamme, werde mit zunehmendem Alter immer störanfälliger und wartungsintensiver.

Richtig. Aber mit den auch von der Telekom zunehmend eingesetzten Multi-Service
Access Nodes (MSANs) kann man mit entsprechenden Linecards neben analoger
Telefonie (POTS) auch ISDN anbieten.

Es wäre also ohne weiteres möglich, den Nutzern weiterhin einen ISDN-Anschluß
auf der TAL anzubieten. Auch dieser ist dann zwar nur emuliert, aber immerhin
von der Anbietertechnik, die das evtl. besser kann, als manches Billig-IAD beim
Nutzer.

Die Telekom Austria in Österreich und die BT in Großbritannien nutzen meines
Wissens dieses Modell und zwingen zumindest Kupfer-TAL-Kunden nicht zum
Umstieg auf nutzerseitiges VoIP.

Warum versteht das die Telekom nicht? Und warum spricht kein Magazin die
Telekom mal direkt auf dieses Thema an?

Wie gesagt: Daß die alte ISDN-Technik ausläuft, ist bekannt. Aber es gibt eben
auch neue Technik, mit der man das "gute, alte ISDN" nachbilden kann.

cu talk
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[1] krassDigger antwortet auf talk
28.04.2014 20:06
Dann kauf dir doch ein Gateway mit S0-Port das hochwertig genug ist!
Ob das Ding dann zuhause oder im HVt steht ist doch egal. Bei den guten funktionieren auch Daten-ISDN-Anwendungen vernünftig. Nur natürlich nicht im D-Kanal sondern im B-Kanal, wobei es Datenanwendungen im D-Kanal doch ohnehin schon seit vielen Jahren nicht mehr gibt.
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[2] Wir "rückstandigen", "primitiven" Gallier...
Leiter Kundenverarsche³ antwortet auf talk
29.04.2014 00:11
werden eben unsere Konsequenzen daraus ziehen (wenn wir es nicht schon längst getan haben, da die Telekom ja schon länger entsprechend tönt) und zu Anbietern gehen, die nicht die selbe Arroganz und Borniertheit wie die Deutsche Telekom besitzen, welche auf den Bedarf ihrer Kunden geflissentlich scheixt.

Ich persönlich habe schon 2010 gehandelt und bin nach meinem Umzug und den grauenhaften, mehrmonatigen experimentellen Erfahrungen mit Congstar-NGN am Speedport W503V zu Vodafone gewechselt. Eigentlich wollte ich damals zu Versatel, doch kurz vor Anschlussschaltung ergab sich über Obocom kurzfristig ein so gutes Angebot bei Vodafone, dass ich nicht ablehnen konnte. Auch aus heutiger Sicht eindeutig die richtige Entscheidung. Vodafone wird ISDN bis auf weiteres Anbieten. Bei entsprechender Nachfrage auch über 2018 hinaus. Wie's bei Versatel konkret aussieht weiß ich nicht. Eine gezielte Abschaltung kann ich mir angesichts der Privat- und vor allem Geschäftskundenkundschaft allerdings auch nicht vorstellen. Also bleibt nur eines - Anbitermigration statt aufwändiger und nutzloser Technologiemigration. Ich will nicht, dass mir der NGN-Himmel auf den Kopf fälllt.

So lange die Telekom keine "IP-Vermittlungsstellen" für Sprachtelefonie mit entsprechender Priorisierung des NGN-Datenstroms, ausgereifter Technik mit vollem ISDN-Featureset (Konferenz, Makeln, CCNR, CCBS, zuverlässiger Fax-Support - alles absolut unverzichtbar für mich) unterhält und dabei auch noch überlegene Codecs ansetzt, die über entsprechende NGN-Gateway auch mit den anderen Providern funktionieren, kann sie mich mal kreuzweise...

Abgesehen von der Notspeisefähigkeit hat VoIP bzw. NGN sicher das Potential besser (aber doch um Himmels Willen doch wenigstens bitte gleich gut) zu sein. Nur zeige man mir doch bitte einen einzigen Anbieter in Deutschland, bei dem das gegeben ist. Ich kenne keinen. Die große mächtige Telekom tönt nur groß, doch die Wahrheit über ihre Intention kennen wir alle. Es geht überhaupt nicht um besseren Service, besseres Nutzererlebnis und mehr Qualität. Es geht einzig und allein um einseitige Kostensenkung durch Abschaffung und Verlagerung von Technik aus dem Netz hin zum Kunden. Damit einher geht natürlich auch ein großer Teil der Verantwortung auf den Kunden über. Beispieldialog T-Hotline 2018: "Wie? Sie nutzen keinen Router von uns? Na dann können wir Ihnen an der Stelle auch nicht weiterhelfen." Und weiter: "Jaja, Sie haben doch recht - es gibt keinen Routerzwang mehr, der wurde schon vor Jahren abgeschafft. Sie sind ja auch völlig frei in Ihrer Routerwahl. Aber sehen Sie - niemand kann uns dazu zwingen alle Endgeräte auf dem Weltmarkt vollumfänglich zu Supporten. Das ist nicht zumutbar. Lesen Sie hierzu bitte unbedingt Ziffer 6a Absatz 2 unser vertraglich zu Grunde liegenden AGB. Dort steht, dass wir den vollen, garantiert ungestörten Leistungsumfang am Anschluss rein technikbedingt nur garantieren können, wenn ein von uns zertifiziertes und herausgegebenes Endgerät verwendet wird."

Genau so wird die Zukunft der Netzneutralität und der freien Routerwahl in der schönen, neuen NGN-Netzinfrastruktur sein. Aber das scheinen die meisten irgendwie nicht zu schnallen. ISDN und PSTN sind schon heute de facto DIE EINZIGEN GARANTEN für eine echte, völlig freie Routerwahl am eigenen Anschluss...

Benutzer talk schrieb:
Dem "gallischen Dorf der ISDN-Freunde, die sich bislang erfolgreich der Umstellung auf All-IP widersetzen konnten", werde 2018 definitiv der Stecker gezogen, (...)

Richtig. Aber mit den auch von der Telekom zunehmend eingesetzten Multi-Service Access Nodes (MSANs) kann man mit entsprechenden Linecards neben analoger Telefonie (POTS) auch ISDN anbieten.

Ja klar. Das ist doch das völlig perverse. Mit ordentlichen hochmodernen MSANs kann man alle beiden alten Anschlussarten uneingeschränkt emulieren. Und zwar sogar so, dass das kundenseitig kein Schwein merkt! Die eine volldigitale Technologie ISDN durch die andere volldigitale Technologie VoIP zu ersetzen ist kompletter Unfug und birgt per se überhaupt keinen Mehrwert in den aktuellen Implementationsformen der Provider.

Es wäre also ohne weiteres möglich, den Nutzern weiterhin einen ISDN-Anschluß auf der TAL anzubieten. Auch dieser ist dann zwar nur emuliert, aber immerhin von der Anbietertechnik, die das evtl. besser kann, als manches Billig-IAD beim Nutzer.

Jo. Meine Rede.

Die Telekom Austria in Österreich und die BT in Großbritannien nutzen meines Wissens dieses Modell und zwingen zumindest Kupfer-TAL-Kunden nicht zum Umstieg auf nutzerseitiges VoIP.

Es ergibt ja auch überhaupt keinen Sinn die Kunden dermaßen zu nötigen.

Warum versteht das die Telekom nicht? Und warum spricht kein Magazin die Telekom mal direkt auf dieses Thema an?

Schrieb ich weiter oben. Arroganz und Borniertheit. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Und das ist das Ärgerliche.

Wie gesagt: Daß die alte ISDN-Technik ausläuft, ist bekannt. Aber es gibt eben auch neue Technik, mit der man das "gute, alte ISDN" nachbilden kann.

Wenn man es denn wollte ja. Und mehr noch - man könnte an einem ISDN/NGN-MSAN auch einiges besser machen als mit dem alten DSS1/Euro-ISDN. Zum Beispiel in Punkto HD-Telefonie. Es wäre ein Klacks das für das ohnehin emulierte ISDN einzuführen. G722 statt G711 wäre auch heute schon mit ISDN möglich. Entscheidend ist auch für die zukünftige Interoperabilität nicht die Anschlussart, sondern der verwendete Codec. Im Mobilfunk wird man sich auch vom "tributpflichtigen" und mini-bandbreitensparenden AMR-WB verabschieden müssen um echte, verlust- und weitestgehend latenzlose HD-Telefonie zwischen Festnetz und Mobilfunk zu erzeugen. Ehrlich gesagt begreife ich nicht, was unsere Provider derzeit reitet. Es ist zutieft lächerlich HD-Telefonie großmäulig zu bewerben. Alles nur lachhafte Insellösungen derzeit.
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[2.1] muc80337 antwortet auf Leiter Kundenverarsche³
29.04.2014 03:32
Eine solche ISDN-Anschlussvariante auf MSAN wäre beispielsweise interessant für meine Schwester - DSL gibt es in dem Ort leider nicht und jegliche heimische VoIP-Lösung scheidet dadurch aus.

Die sich auf den ersten Blick anbietende Variante, dann einfach zwei Analoganschlüsse zu schalten, scheidet möglicherweise wegen fehlender Leitungen zunächst aus (sei es bei der Telekom, sei es bei der Inhouse-Verkabelung).
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[2.1.1] hrgajek antwortet auf muc80337
29.04.2014 15:34
Hallo,

>Wechsel zu ISDN von Vodafone

ich weiss nicht, welche Technik Vodafone (vermutlich dort, wo ARCOR die Technik aufgebaut hat) verwendet, ob das Siemens EWSD (vermutlich) oder Alcatel S12 oder was ganz anderes ist. Auch hier stellt sich die Frage, wie lange deren Lieferant die Technik noch supporten kann oder will.

Nach der Fusion mit Kabel D (KDG) halte ich es für nicht undenkbar, dass die ihr "Festnetz" so schnell wie möglich auf TV-Kabel-Technologie (DOCSIS) umstellen möchten, das ist (laienhaft) eine Art VoIP über Koaxkabel und kann (muss nicht) noch viel störanfälliger sein, wenns nicht penibel konfiguriert und verbaut ist.

Makabrer Gag der Geschichte: Als ISDN eingeführt wurde, wollten es nur wenige haben. Erst mit massiver Marketing-Power der "Deutschen Bundespost Telekom" wurde es dann richtig populär ...:-)