Benutzer niveaulos schrieb:
Wer sagt eigentlich, dass es in Deutschland zwingend vier Anbieter schneller mobiler Datendienste geben muss und nicht vielleicht auch nur drei - während ein weiterer Anbieter statt dessen das Marktsegment Telefonie und damit andere Kundenschichten abdeckt?
Das sagt 1) E-Plus selbst dadurch, dass sie von den wenigen reichweitenstarken 900-er-Frequenzen an vielen Standorten auch für Voice keinen Gebrauch macht und stattdessen regelmäßig bei der BNetzA herumjammert, wie viel teurer ihr engmaschigeres 1.800-er-Netz zu unterhalten ist. Mit diesen höheren Kosten, für die der Kunde aber mangels Mehrwert nicht mehr zahlt, ist E-Plus auf Dauer nicht wettbewerbsfähig, erst recht, wenn die anderen Anbieter ihr Voice in einigen Jahren auf den 800-er-Frequenzen über LTE abwickeln und dafür noch weniger Basisstationen unterhalten müssen als heute schon. Selbst wenn EP ihr Netz vernünftig ausbauen würde, wären in ihrem engen Spektrum nur 25 Gespräche pro Basisstation bei 0 UMTS (außer EDGE) oder aber UMTS bei 0 Gesprächen möglich. Mit ihren 2x5 MHz kann E-Plus nämlich nur entweder GSM oder UMTS, was bereits wegen der Latenzen bald ein Ladenhüter sein wird, anbieten. Auf 800 ausweichen kann E-Plus nicht, weil E-Plus bei der Auktion auf Mama KPNs Geheiß vorzeitig die Segel gestrichen hat. LTE ginge zwar, aber nur mit relativ geringen Bandbreiten; und nachdem sich E-Plus auch bei LTE wieder mal als Spätentwickler erwiesen hat, müsste sie hier erst mühsam von der Konkurrenz Kunden abwerben. Selbst wenn die GSM-Kapazitäten vorhanden wären, wäre damit in wenigen Jahren kein Blumentopf mehr zu gewinnen, weil Gespräche dann per VoIP über LTE laufen werden (vgl. NGN im Festnetz), was wie gesagt rentabler ist. E-Plus wird um LTE auf bis zu 900 MHz also nicht herumkommen, selbst wenn sie nach außen nur Voice anbieten wollte. Ebenso wie die Telekom ihr Rate-adaptive-DSL ausbauen muss, um ihre All-IP-Anschlüsse anbieten zu können, auch wenn der Kunde nur einen Sprachanschluss will, weil der Kunde nämlich sonst zur dank NGN billigeren Vodafone oder Hansenet geht. Selbst wenn die Entwicklung bei GSM stehen bliebe, was irreal ist, wäre E-Plus nicht gleich rentabel und damit überlebensfähig: Auf dem Land könnte E-Plus zwar unter Verzicht auf Internet ein paar GSM-Kanälchen anbieten, was sie ja macht. In der Stadt kommt sie aber mit dieser Kapazität nicht weit und auf 1.800 ist die Inhouse-Versorgung grottig. Es bleibt also die Wahl zwischen Netzüberlastung (900) und fehlendem Inhouse-Empfang bei hohen Netzkosten (1.800).
Es sagen 2) auch E-Plus' Kunden, die dafür sorgen, dass auch bei E-Plus immer mehr Umsatz nicht mehr mit Voice, sondern mit Daten generiert wird, auch wenn der Anstieg bei E-Plus sehr langsam stattfindet (weil sich immer schwerer Kunden finden, die mit der Performance zufrieden sind). Voice ist also auch bei E-Plus kein Wachstumsmarkt. Der monatliche Umsatz pro Kunde sinkt schon mit Daten.
E-Plus steckt in einer Sackgasse und agiert deshalb nur noch über den Preis. Sowas geht nicht ewig. Auch das gibt E-Plus außerhalb von Presse-Jubelmeldungen zu. Auszug aus einem Baker-&-McKenzie-Gutachten zur IC-Regulierung im Auftrag von E-Plus an die BNetzA:
"Die Kapitalkosten der Netzinfrastruktur sind weitestgehend fixe Kosten. Um Gewinne erzielen zu können, muss E-Plus zusätzliche Kunden gewinnen. Dies ist unter den gegebenen Rahmenbedingungen nur über einen geringeren Preis möglich, was sich wiederum negativ auf das Ergebnis auswirkt. Das derzeitige Marktumfeld bietet somit für E-Plus nicht die Möglichkeit, angemessene Gewinne zu erzielen."
Wer sagt eigentlich, dass alle genau das gleiche auf gleichem technischen Niveau überhaupt benötigen?? Und nicht vielleicht Telefonie und ein bißchen Daten, dafür zu Niedrigpreisen, ebenso einen Markt finden?
Das sagt der Markt, der abgesehen von Museen keine ineffiziente Technik von gestern nachfragt. Vor allem nicht in dem Maß, dass man davon ein bundesweites Mobilfunknetz unterhalten könnte, das auch noch mehr kostet als das der Konkurrenz.
Die Umsatz- und Gewinnzahlen sprechen für sich:
Gewinnzahlen veröffentlicht E-Plus überhaupt nicht, und die wenig aussagekräftigen Umsatzzahlen dümpeln seit Jahren zwischen 780 und 810 Mio. EUR/Quartal auf und ab. Wieviel davon aber unterm Strich nach Abzug der Netzkosten usw. bleibt, bleibt E-Plus' Geheimnis. Es ist auch nicht im EBITDA berücksichtigt.
Das sehr erfolgreiche Besetzen einer ganz bestimmten Marktnische.
E-Plus hat erfolgreich die Marktnische der Schubladenkarten besetzt. Das stimmt. Wenn das E-Plus' Strategie ist, dann auf Wiedersehen.
dann gehen eher da in den nächsten Jahren die Lichter aus - und dann sitzt da der Übernahmekandidat.
O2 ist für sich betrachtet auch eine Klitsche. Trotzdem glaube ich das bei O2 deshalb weniger als bei E-Plus, weil Telefonica a) finanziell und b) technisch die Möglichkeiten hat, O2 aufzurüsten. Mit den 800-er-Frequenzen hat man immerhin das Ticket zu einem kostengünstigen LTE-NGN-Netz und einer brauchbaren Datenversorgung in der Tasche. Für E-Plus ist der Zug dagegen abgefahren. Selbst wenn die von EP geforderten D-Frequenzen neu unter den Hammer kämen, wofür sich die D-Netze bedanken würden, würde E-Plus eh wieder überboten, weil KPN die Puste ausgeht. Deshalb hilft meiner Ansicht nach nur eine Übernahme.