Nachgebaut

Vom Versuch, die EU-Flat zu kopieren

Auslands- und Roaming-Optionen bieten alle Netzbetreiber für ihre Festnetz- und Mobilfunk-Produkte. Wir haben untersucht, ob die EU-Flat mit bereits bestehenden Optionen der Telekom und der anderen Provider günstiger nachgebaut werden kann.
Von

Zu den Festnetz-Tarifen der Telekom (abgesehen von MagentaZuhause XS) ist die Option CountryFlat 1 für 3,94 Euro monatlich buchbar. Diese kommt dem Leistungs­umfang der Festnetz-Komponente der EU-Flat am nächsten. Die CountryFlat bietet eine Flatrate für Gespräche in die Festnetze von 28 Ländern, die jedoch nicht alle Teil der EU sind und auch nicht alle in Europa liegen. Die Länder­gruppen der EU-Flat und der CountryFlat 1 unterscheiden sich also deutlich. So sind z.B. in der CountryFlat-1-Länderliste die USA und Kanada enthalten, nicht enthalten sind jedoch Bulgarien, Estland, Finnland, Island, Kroatien, Lettland, Litauen, Rumänien, Slowakei, Slowenien, Ungarn und Zypern. Diese sind indes Bestandteil der EU-Flat-Ländergruppe, was den osteuropäischen Schwerpunkt der neuen Option verdeutlicht.

EU heißt nicht Europa Nur "EU-Ausland"? Die EU-Flat bietet Flatrates in 32 europäische Länder.
Quelle: Telekom Deutschland, Screenshot: teltarif.de
Die große Schwester der Option, die CountryFlat 2, kommt noch weniger in Betracht. Sie weist einen deutlich höheren Preis von 14,95 Euro auf, bietet indes keine größere Zahl von Länder­zielen. Die meisten Länder der Gruppe liegen zudem außerhalb der EU und Europas, weshalb die CountryFlat 2 als ver­gleichbare Komponente ausscheidet.

Insofern kommt man der EU-Flat nur entfernt nahe. Die CountryFlat 1 bietet die Sprach­flatrate nur in die Festnetze der betreffenden Länder. Sie hat eine andere Länder­gruppe als die EU-Flat, was die Vergleich­barkeit stark beschneidet. Jedoch hat die Option der EU-Flat voraus, dass sie ohne Laufzeit innerhalb von 6 Tagen kündbar ist. Die CountryFlat kürzer als einen Monat laufen zu lassen, rechnet sich nicht: Laut Preisliste muss die Gebühr für den ersten Monat in jedem Fall komplett beglichen werden.

Roaming-Optionen für die Telekom-Mobilfunktarife

Zwei Roaming-Optionen für Mobilfunk-Vertrags­kunden der Telekom ähneln in ihren Konditionen der EU-Flat. Dies sind die All-Inclusive-Option sowie das Auslands-Paket. Beide bieten Roaming-Vielnutzern die Weiter­nutzung ihrer 3-fach-Flat (Gespräche, SMS und Daten) im Ausland. Voraussetzung für die Buchung ist die Daten­roaming-Option Travel & Surf. Gespräche sind jedoch nur nach Deutschland und innerhalb des Reise­landes inkludiert, nicht aus dem Reiseland ins Ausland. Diese Gespräche werden zu den Konditionen der Roaming-Option Weltweit abgerechnet. Genau wie bei der EU-Flat gilt das Daten­volumen des Vertrags auch im Reise­land und ankommende Gespräche sind kostenlos.

Bei zwölf­monatiger Laufzeit fallen für All Inclusive 5 Euro pro Monat an. Die Option ist buchbar, wenn die Rest­laufzeit des Vertrages mindestens 12 Monate beträgt. Analog zur EU-Flat betragen Laufzeit­verlängerung und Kündigungs­frist einen Tag. All Inclusive kann auch mit einmonatiger Laufzeit für 19,95 Euro gebucht werden. Die Option endet dann automatisch.

Auch das Auslands-Paket hat eine Laufzeit von 12 Monaten. Es kostet allerdings monatlich 10 Euro. Dafür sind monatlich 100 Gesprächsminuten sowie 100 SMS nach Deutschland und in alle Länder weltweit enthalten. Das Auslands-Paket kommt der EU-Flat daher am nächsten.

Für beide Roaming-Optionen gilt die Roaming-Länder­gruppe 1 einschließlich der Schweiz. Diese Länder­gruppe gilt exakt auch für die EU-Flat.

Kosten im Vergleich

Unterm Strich kostet die EU-Flat 1,06 Euro mehr als eine Kombination aus CountryFlat 1 und All Inclusive, bietet jedoch zum Teil andere, zum Teil wesentlich mehr Leistungen. Die Kombination aus CountryFlat 1 und dem Auslands-Paket liegt bereits bei 13,94 Euro monatlichen Gesamtkosten und damit genau um die Gebühr der CountryFlat über dem monatlichen Preis der EU-Flat.

Voraussetzung für die EU-Flat sind allerdings zwei durchaus teure Tarife, die preislich durch die MagentaEINS-Bündelung auf ein normales Niveau gesenkt werden. Die Ersparnis von 10 Euro entspricht genau dem Aufpreis von 10 Euro für die EU-Flat. Mit 10 Euro pro Monat bzw. 120 Euro Gesamtkosten über die Mindest­vertrags­laufzeit von 12 Monaten kann die EU-Flat auf den ersten Blick teuer wirken. Wer die inkludierten Leistungen jedoch schon teilweise ausschöpft, ist mit der Option gut bedient.

EU-Flat absolut neu im Telekom-Universum

Mit den bisher bestehenden Optionen der Telekom Deutschland lässt sich die EU-Flat nicht nachbilden. Zwar existieren einige Offerten für die Fest- und Mobilfunknetz-Tarife. Diese enthalten jedoch nicht den Leistungs­umfang der MagentaEINS-Option. Die bestehenden Optionen setzen MagentaEINS allerdings nicht voraus.

Was mit der EU-Flat gelungen ist: Bei gebuchter Option sind die meisten denkbaren Szenarien sowohl der EU-Auslandstelefonie als auch des Roamings abgedeckt. Wünschenswert wäre gewesen, wenn es die Option mit kürzerer Laufzeit gegeben hätte. Dies sah auf der Vorstellungs-Presse­konferenz einen Augenblick so aus, wurde aber wenige Minuten darauf dementiert.

Drei gegen die Telekom

Können o2 und Base der EU-Flat Paroli bieten? Ist der Vodafone-Kombi-Tarif ein Telekom-Klon? Der Münchener Netzbetreiber bietet schon länger als die Telekom seinen Kunden die Möglichkeit, Tarife im o2 Kombi-Vorteil zu bündeln und damit einen Rabatt in Anspruch zu nehmen. Und Vodafone wird nachgesagt, dem magentafarbenen Konzern alles nachzumachen. Wir haben in zwei weiteren Artikeln genau hingeschaut und versucht, die EU-Flat mit allen verfügbaren Tarifen und Optionen der Telekom-Mitbewerber noch günstiger zu kopieren. Was o2 als Alternative zur neuen EU-Flat bietet, lesen Sie in dieser Meldung. Die Alternativen von Vodafone haben wir im dritten Teil der Reihe angesehen.

Mehr zum Thema o2 Kombi-Vorteil