EU-Flat

Pro & Contra: EU-Flat für alle?

Roaming-Optionen gibt es bei nahezu jedem Provider in unterschiedlicher Ausprägung. Ob es sich lohnt, auch eine Option mit längerer Laufzeit zu buchen, diskutieren wir in dieser Meldung.
Von Thorsten Neuhetzki /

Pro und Contra EU-Flat Ob im Urlaub oder zu Hause: Können EU-Flats überzeugen?
Bild: jean-claude-braun (fotolia), Montage: teltarif.de
Viele Auslands­reisende werden sich zur Urlaubszeit mit Roaming-Tarifen auseinander­gesetzt haben. Wer nicht ganz auf mobile Telefonie, SMS und Surfen verzichtet, schaut auch im Ausland zumindest gelegent­lich aufs Display und verschickt Urlaubs­grüße.

Roaming-Optionen gibt es zuhauf. Umfassende Leistungen versprechen Pakete wie die EU-Flat, die die Telekom Deutschland ihren MagentaEINS-Kunden exklusiv anbietet. Der Kern­gedanke ist hier, dass innerhalb der EU Telefonie, SMS und mobile Internet­nutzung inkludiert ist. Dieses und ähnliche Angebote ermöglichen also die Mitnahme des Flat-Tarifs ins Ausland.

Wer ohne gebuchte EU-Option telefoniert, SMS schreibt oder surft, bezahlt die genutzten Leistungen nach dem regulierten "Euro-Tarif", der seit dem 1. Juli 2014 gilt. Pro und Contra EU-Flat Ob im Urlaub oder zu Hause: Können EU-Flats überzeugen?
Bild: jean-claude-braun (fotolia), Montage: teltarif.de
Abgehende Gespräche kosten brutto 22,61 Cent pro Minute, eingehende Telefonate 5,95 Cent. Eine SMS schlägt mit 7,14 Cent zu Buche und pro MB werden mobile Internetverbindungen mit 23,80 Cent berechnet. Dies gilt nicht, wenn eine andere, providerspezifische Roaming-Option im Tarif (vor-)eingestellt ist. Wir konzentrieren uns hier am Beispiel der MagentaEINS EU-Flat auf die großen Roaming-Optionen und diskutieren, ob wir mit dem Angebot etwas anfangen können und was die Zukunft bringt.

Pro und Contra

Daniel Molenda
Pro
Daniel Molenda
Ich reise nicht viel und noch weniger ins Ausland. Trotzdem finde ich Roaming-Optionen mit Flatrate-Mitnahme uner­lässlich. Die meisten dieser Pakete werden für Vielnutzer vermarktet. Doch ohne gebuchte Option fallen in der EU auch für Normalnutzer bereits beträchtliche Kosten an. Der regulierte MB-Preis beträgt immer noch 24 Cent. Für 1 GB würde ich mal eben 240 Euro bezahlen. Dieses Volumen versurfe ich an manchem Nachmittag. Im Ausland by Call zu telefonieren, zu simsen und zu surfen, ist mir daher zu riskant.

Roaming-Optionen halte ich auch bei einem kürzeren Auslands­aufenthalt für geeignet, selbst wenn sie danach länger laufen. Über Kosten und Laufzeit informiere ich mich vor Antritt der Reise, buche die Option rechtzeitig und bestelle sie nach Möglichkeit gleich wieder ab. Die Rundum-Sorglos-Pakete bringen Transparenz und Bequemlichkeit mit sich und machen den Kauf einer ausländischen Prepaid-Karte unnötig (mangels Adresse vor Ort oft gar nicht möglich). Also will ich bequem meine Flatrates ins Ausland mitnehmen und unter meiner Rufnummer erreichbar sein. Für eingehende Gespräche und SMS sollen keine Kosten anfallen. Und im Idealfall sollten Gespräche nach Deutschland und im Reiseland auch zu Mobilfunk­anschlüssen inkludiert sein.

Beim Beispiel der MagentaEINS EU-Flat sind für 10 Euro monatlich nicht nur die Roaming-Nutzung inkludiert, sondern gleich die gesamte Telefonie ins EU-Ausland – sowohl in die Festnetz- als auch in die Mobilfunk­netze. Und von diesen Konditionen profitieren alle Nutzer des mit dem MagentaEINS-Bonus kombinierten Festnetz-Anschlusses das ganze Jahr über.

Mit den EU-Flatrates werden Schock­rechnungen der Vergangen­heit angehören. Vor gar nicht langer Zeit war das anders. Erst mit diesen Optionen wird sich ein Nutzungs­verhalten entwickeln können, das nicht mehr von nationalen Grenzen bestimmt wird. Wenn ich in Zukunft öfters verreise, werde ich auch im Ausland mehr und unbeschwerter telefonieren wollen, als sei ich zuhause. So rückt die Welt etwas näher zusammen. Gerade Europa kann dies nicht schaden.

Thorsten Neuhetzki
Contra
Thorsten Neuhetzki
Mit "Europa wird EINS" wirbt die Telekom für ihre EU-Flat und die Leistungen des Angebotes können sich zweifels­ohne sehen lassen: Innerhalb der EU ohne weitere Kosten im und ins Ausland mit dem Handy ohne weitere Kosten telefonieren und SMSen - und gesurft werden kann auch noch. Andere Netzbetreiber bieten vergleich­bare Tarife an - zu noch höheren Kosten als die Telekom. Denn die MagentaEINS EU-Flat kostet nicht nur 10 Euro im Monat extra, buchen darf die Option nur, wer Mobilfunk und Festnetz bei der Telekom in einem der aktuellen Tarife nutzt. Unter 60 Euro im Monat geht hier fast nichts, bei den anderen Anbietern wird es noch teurer.

Noch gravierender als der Preis ist allerdings die Laufzeit der Optionen: Mindestens ein Jahr soll ich die Telekom-EU-Flatrate buchen? Bei anderen Netz­betreibern gar gleich für zwei Jahre? So viel kann ich gar nicht im Ausland unterwegs sein und Freunde und Familie im Ausland anrufen, dass sich das lohnen könnte. Ich bin häufiger im Ausland unterwegs, doch eine solche Option würde sich gewiss nicht lohnen. Und wenn man bedenkt, dass das Nicht-EU-Ausland noch einmal extra kostet, lohnt es sich erst recht nicht.

Zweifels­ohne mag es Vielnutzer und Jetset-Familien geben, die laufend unterwegs sind, wo die Kinder im Ausland studieren und arbeiten oder ähnliches. Auch der Flug­meilen-sammelnde Geschäfts­mann könnte die Ziel­gruppe solcher Europa-Tarife sein. Doch die Durchschnitts­familie, die einmal im Jahr nach Spanien, Griechen­land oder - in Sachen EU-Roaming - "schlimmsten­falls" in die Türkei fliegt, braucht eine solche Option sicher nicht. Hier reichen normale EU-Roaming-Tarife, Optionen oder auch das Hotel-WLAN oftmals aus.

Und angesichts der langen Lauf­zeiten solcher EU-Flatrates sollten Kunden eins nicht vergessen: In einem Jahr sind die Netz­betreiber eh verpflichtet, Roaming in der EU zu Inlands­konditionen anzubieten. Wer dann in einem solchen Vertrag steckt, wird den aber wohl weiter bezahlen müssen.


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