Pro & Contra: Wem nützt die Datenautomatik?
Ab sofort sind die neuen Smartphone-Tarife von o2 verfügbar. Bei diesen gibt es als Besonderheit auch die Datenautomatik. Neu ist dieses Verfahren nicht, denn schon Base- und Vodafone-Kunden kennen das Verfahren, bei dem nach dem Verbrauch des zum Tarif gehörenden ungedrosselten Datenvolumens automatisch und kostenpflichtig weitere Datenpakete nachgebucht werden. Nach ihrer heimlichen Einführung wurde die Datenautomatik in eine Zwangsoption umgewandelt. Erst in Folge einer Abmahnung von Base durch die Verbraucherzentrale erhielten die Kunden die volle Wahlfreiheit.
Wir diskutieren in unserem Pro & Contra: Die Datenautomatik - Irrweg oder Feature?
Pro und Contra
Daniel Molenda
Mit der Datenautomatik existiert ein Mittel, um punktuell der Drosselung zu entgehen. Wem vor gut einem Jahr 500 MB Highspeed-Datenvolumen pro Monat gereicht haben, braucht mittlerweile in der Regel deutlich mehr. Und wer seinen etwas angestaubten Tarif für den Rest der Laufzeit dem gestiegenen Bedarf anpassen will, kann die Datenautomatik buchen, bevor er direkt in die nächsthöhere Datenoption wechselt. So kann er seinen Datenhunger genauer einschätzen. Und wer zu dem Schluss kommt, dass er die höhere Datenoption doch nicht braucht, kann die Automatik wieder abbestellen.
Nach der aktiven Buchung der Datenautomatik konnte ich einen Effekt auf meine mobile Internetnutzung beobachten: Sobald ich wusste, dass es nach Verbrauch des Basis-Datenvolumens teurer statt langsamer werden würde, habe ich eher auf unnötigen Verbrauch verzichtet. Und ohne die Datenautomatik hätte ich sofort für den Rest der Laufzeit eine unflexiblere Datenoption gebucht, deren Aufpreis pro Megabyte dem der Datenautomatik entsprach.
Eine echte Kostenfalle ist die Datenautomatik zudem nicht. Die anfallenden Mehrkosten sind überschaubar und begrenzt. 2 Euro für 100 MB sind gewiss nicht wenig, aber mancher ist bereit, für eine Tagesflat mit 25 MB 99 Cent zu zahlen. Das Automatik-Volumen steht hingegen für den Rest des Abrechnungsmonats zur Verfügung.
Auf dem Hintergrund der Geschichte der Datenautomatik hätte es einigen Anbietern besser zu Gesicht gestanden, auf die Voreinstellung der Option zu verzichten. Denn die Datenautomatik ist ein praktisches und flexibles Komfortmerkmal. Akzeptanz gewinnt sie jedoch nur mit Freiwilligkeit.
Markus Weidner
Automatisch nachgebucht werden drei relativ kleine Datenpakete. Sobald diese verbraucht sind, greift dann doch wieder die Daten-Drossel. Bis dahin sind den Kunden aber zusätzliche Kosten entstanden, die sie möglicherweise nicht einkalkuliert haben. So richtig transparent ist die mobile Daten-Nutzung schließlich nicht. Selbst mir als Vielnutzer ist es oft nicht klar, wie viel Volumen ich nun verbraucht habe. Wie mag es dann erst Kunden gehen, die nicht tagtäglich beruflich mit der Materie befasst sind?
Wer in drei Monaten hintereinander bei o2 jeweils die maximal drei Zusatz-Datenpakete komplett ausgeschöpft hat, bekommt zudem dauerhaft gegen Extra-Kosten zusätzliches monatliches Datenvolumen aufgebucht. Unabhängig davon, dass für betroffene Kunden die bereits bestehende Internet-Option vermutlich wirklich zu knapp bemessen ist, sollten die Nutzer doch selbst darüber entscheiden, ob sie einen höherwertigen Tarif buchen möchten oder nicht.
o2, Base und Vodafone bieten den Kunden zwar an, der Datenautomatik zu widersprechen. Die Frage ist allerdings, ob normalen Anwendern überhaupt bewusst ist, dass ihre Allnet-Flat in diesem Punkt gar nicht so flat ist, und wie sie gegebenenfalls für einen Kostenschutz sorgen können.
Kundenfreundlicher wäre es, die Tarife standardmäßig weiterhin ohne Datenautomatik anzubieten. Die automatische Nachbuchung zusätzlicher Pakete für die mobile Internet-Nutzung könnte optional eingeführt werden - ausschließlich für Kunden, die das Feature explizit wünschen. In der Form, wie die Datenautomatik derzeit realisiert wird, dient sie wohl weniger den Kunden als vielmehr der Gewinnmaximierung der Netzbetreiber.
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