Studie

Ericsson: Kunden schenken Provider jährlich 31 GB Daten

Die festgefahrenen Tarifmodelle, bei denen ungenutztes Datenvolumen am Monatsende verfällt, sind Verbrauchern ein Dorn im Auge. Kunden wollen lieber mit den Daten handeln, hat Ericsson ermittelt.
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Daten am Monatsende in die Tonne: Darauf haben Smartphone-Nutzer keine Lust mehr Daten am Monatsende in die Tonne: Darauf haben Smartphone-Nutzer keine Lust mehr
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Momentan gibt es in Deutschland mit wenigen Ausnahmen beim Großteil der Mobilfunkverträge nur zwei Möglichkeiten: Entweder wird die Surfgeschwindigkeit nach Erreichen des tariflichen Highspeed-Volumens auf eine Geschwindigkeit gedrosselt, die bei vielen Tarifen einer Abschaltung gleichkommt. Oder es wird eine Datenautomatik aktiviert, die bis zu drei Mal kostenpflichtig Daten-Häppchen nachbucht, bevor die Drosselung einsetzt.

Dies wird von Verbrauchern zunehmend als unflexibel empfunden, hat eine Konsumenten-Befragung von Ericsson ergeben. Ein gewisser Teil der Umfrageteilnehmer würde nämlich gerne am Monatsende etwas mit seinem ungenutzten Datenvolumen machen, statt es einfach verfallen zu lassen.

Ungenutztes Datenvolumen soll nicht mehr verfallen

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Befragt wurden für die Verbraucher- und Branchenstudie "Towards a 5G consumer future" 14 000 iPhone- und Android-Smartphone-Nutzer im Alter von 15 bis 65 Jahren aus 14 Ländern, darunter auch Deutschland.

"Behandelt Gigabytes als Währung" ist ein Ergebnis der Befragung, das sich aus den Antworten der Verbraucher ablesen lässt. Der durchschnittliche Smartphone-Nutzer hat laut Ericsson pro Jahr insgesamt 31 Gigabyte ungenutzter mobiler Daten übrig, also knapp 2,6 GB pro Monat, die einfach verfallen. Das entspräche etwa 65 Stunden Video-Streaming oder 517 Stunden Musik-Streaming. Über ein gesamtes Leben könnten so 1,5 Terabyte Daten zusammenkommen, für die der Kunde bezahlt hat, die er aber nicht verbraucht hat. Zwei von fünf Verbrauchern würden den Überschuss gerne wie eine Währung verwenden und das ungenutzte Datenvolumen für Folgemonate sparen, damit handeln oder es verschenken.

Verbraucher würden den Telekommunikationsmarkt generell als zu kompliziert wahrnehmen. Deswegen gebe es eine starke Diskrepanz zwischen dem, was die Verbraucher kaufen und dem, was sie tatsächlich nutzen. Nur drei von zehn Smartphone-Nutzern seien damit zufrieden, wie ihre Provider die Smartphone-Tarife online präsentieren.

Obwohl ein Großteil der Kunden gar keine unlimitierten mobilen Datentarife benötigen würde, wünschten sie sich ein Gefühl von Unbeschränktheit. Außerdem hat die Studie zu Tage gefördert, dass von den Tarif-Kunden schnellere Breitbandgeschwindigkeiten und faire Mobilfunkverträge als wichtiger erachtet werden als nur ein großes Datenvolumen. Immerhin hat der hohe mobile Konsum an Video-Inhalten zu Zero-Rating-Tarifen wie Telekom StreamOn und Vodafone Pass geführt und von solchen innovativen Tarifmodellen wünschen sich die Kunden mehr.

Nur vier Prozent der Nutzer glaubt den Netz-Versprechungen

Ericsson-Studie zur mobilen Datennutzung Ericsson-Studie zur mobilen Datennutzung
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Die Vermutung, dass private Verbraucher desinteressiert gegenüber dem LTE-Nachfolger 5G sind, widerlegt die Studie: Weltweit 76 Prozent der Smartphone-Nutzer seien an 5G interessiert und 44 Prozent wären tatsächlich bereit, dafür (mehr) zu bezahlen.

Womit die Kunden allerdings rechnen ist, dass bei 5G nicht mehr für verbrauchte Gigabyte bezahlt werden muss. Die potenziellen 5G-Kunden erwarten stattdessen eine separate Gebühr für jede 5G-Dienstleistung oder jedes verbundene Gerät.

Abschließend fordern die Kunden ihre Netzbetreiber dazu auf, haltloses Marketing-Geschwafel zu vermeiden und sich stattdessen auf die tatsächliche Netzerfahrung vor Ort zu konzentrieren. Momentan glauben nur vier Prozent der Kunden den Marketingstrategien und Netzleistungsstatistiken ihres Netzbetreibers - hier gibt es beim Thema Vertrauen also noch einiges an Arbeit für die Netzbetreiber.

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