Discountmarkt

congstar ist die Nr. 3 im deutschen Discount-Markt

Der Start war holprig, aber inzwischen ist die Telekom-Zweitmarke congstar eine feste Größe im Discountermarkt. Lesen Sie in unser Meldung, wie congstar es geschafft hat, zur Nummer drei im Discountermarkt aufzurücken.
Von Marie-Anne Winter mit Material von dpa

congstar ist die Nummer drei im Discounter-Markt. congstar ist die Nummer drei im Discount-Markt.
Bild: congstar
Wer das Bürogebäude des Mobilfunkers betritt, muss erst einmal suchen. "Doch, hier sind Sie richtig", sagt ein Herr hinter dem Empfangstresen. Vor vielen Jahren hatte die Deutsche Telekom das Hochhaus mit seinen dicken Wänden und kleinen Fenstern unweit des Kölner Fernsehturms aufwendig sanieren lassen. Hier in der Nähe der neuen Moschee residierte einst der bundesdeutsche Verfassungsschutz.

In der zweiten und dritten Etage hat das Mobilfunk-Unternehmen congstar seinen Sitz. Viele Farben und ein schwarzer Stern im weißen Kreis sind sein Markenzeichen. Die Atmosphäre ist betont locker: Offene Bürowelten, Pausen- und Besprechungsräume sind in einem ovalen Rundgang angeordnet. An den Wänden hängen Fotos aller 130 Congstar-Mitarbeiter in Pop Art. Hier duzt man sich, vom Praktikanten bis zum Geschäftsführer.

Sieben Jahre nach Gründung ist die Discount-Tochter der Deutschen Telekom in der Branche längst zum Begriff geworden - neben anderen bekannten Marken wie simyo, Fonic, Aldi Talk oder Blau. congstar gehört heute mit 3,4 Millionen Kunden zu den führenden Anbietern im Discount-Geschäft. Martin Knauer steht seit 2011 an der Spitze des Unternehmens.

Fast zehn Prozent der Telekom-SIMs bei congstar

congstar ist die Nummer drei im Discounter-Markt. congstar ist die Nummer drei im Discount-Markt.
Bild: congstar
"Seit einigen Wochen sind wir die Nummer drei unter den Discountern", sagt der 50-jährige Betriebswirt, der seine Karriere im Bertelsmann-Konzern startete und 1996 zur Telekom kam. Nur der im Mai 2005 gestartete Discounter simyo und Aldi Talk haben jeweils mehr Kunden als congstar. Mit einem Wachstum von jährlich 30 Prozent sind die Kölner zu einer festen Größe geworden: "Fast zehn Prozent der bei der Telekom aktiven SIM-Karten befinden sich inzwischen bei der Marke congstar."

So hatte im vergangenen Quartal vor allem die Zweitmarke des Konzerns das Wachstum von T-Mobile im Inland angekurbelt. Jetzt soll congstar durch den unlängst abgeschlossenen Sponsorenvertrag mit dem Zweitligaclub FC St. Pauli sein Markenprofil weiter schärfen.

"congstar wird heute innerhalb der Telekom sehr viel stärker als Zweitmarke wahrgenommen", ist sich Knauer sicher. Das Geschäft konzentriert sich - anders als bei der Konzernmutter - vor allem auf junge, preisbewusste Kunden. Seit April verkauft congstar seine Produkte rund um den Mobilfunk und das Festnetz auch in den Telekom-Shops. "Das ist keine Substitution, sondern ein Zusatzgeschäft", freut sich der Firmenchef.

Dabei war der Start ziemlich holprig als Ex-Telekom-Chef René Obermann die Discount-Tochter Mitte 2007 ins Rennen schickte. Gerade bei den großen Netzbetreibern gab es zu der Zeit noch erhebliche Bedenken gegen den Aufbau einer Zweitmarke. Diese würde dem Unternehmen nur eigene Kunden wegnehmen, lauteten die Befürchtungen.

Aber die Telekom hatte damals auch ein Riesenproblem: Dem Konzern liefen vor allem im Festnetz die Kunden scharenweise davon. Im Mobilfunk wurden zugleich die Discounter - angetrieben vor allem durch die Mehr-Marken-Strategie von E-Plus - preisaggressiver und bei den Kunden immer beliebter. Obermann hoffte, mit congstar die Kunden an anderer Stelle wieder einzufangen.

Doch die Akquise stotterte. Die junge Tochterfirma schrieb laut Wirtschaftswoche mehrere Jahre lang Verluste und tauschte 2011 den Geschäftsführer aus. Offizielle Zahlen wurden allerdings nie genannt.

congstar setzt auf Vertragskunden

Inzwischen setzt congstar seinen Fokus auf Vertragskunden. Aus diesem Segment schöpft der Mobilfunker derzeit sein Wachstum. Doch im Discount-Geschäft wachsen die Bäume längst nicht mehr in den Himmel. Der Markt, Experten taxieren seinen Anteil auf rund 30 Prozent des gesamten Mobilfunksegments, wird zunehmend enger.

So stellt die Bundesnetzagentur in ihrem Jahresbericht 2013 fest, dass vor allem die Mobiltelefonie nur noch geringe Wachstumsraten aufweist. Mit einem Anstieg von 57 Prozent halten die Zuwächse des mobilen Datenvolumens unverändert an. "Wenn es der Branche nicht gelingt, das Thema Mobile Daten zu monetarisieren, wird es keine Preisrutsche mehr geben", glaubt Knauer. Der Trend müsse in Erlöse umgesetzt werden.

"Wir sehen einen stabilen Mobilfunk-Discounter-Markt bei ebenso stabilen Preisen", umschreibt der Geschäftsführer des Branchenverbandes VATM, Jürgen Grützner, indes die Lage in der Branche. Aufgrund des hohen Bedarfs an Datenvolumen durch neue mobile Dienste würden derzeit vor allem Volumentarife an Bedeutung gewinnen.

Inzwischen buhlen mehr als 50 Mobilfunkmarken um die Gunst der deutschen Kunden, der Verdrängungswettbewerb wird schärfer. Tchibo Mobil war 2004 als erster Mobilfunk-Discounter an den Start gegangen, im Mai 2005 startete simyo dann mit einem Angriff auf das bisherige Preisgefüge und ging mit dem damals sensationellen Einheitspreis von 19 Cent pro Minute auf den Markt.

WhatsApp SIM von E-Plus ist die derzeit jüngste Marke in dem Bereich.

Allein E-Plus ist mit 15 Marken im Discount-Geschäft aktiv. Gemeinsam mit seinem Fusionspartner Telefónica o2 kommt das Unternehmen auf mehr als 20 Marken. Welche davon im Rahmen der Fusion beider Unternehmen vom Markt verschwinden werden, ist derzeit noch nicht bekannt.

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