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Powerline: Computerbild rät vom Internet über das Stromkabel ab

Unsichere Netzwerke, Stromschlag, Brandgefahr und Störungen des Radio-Empfangs
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Seit geraumer Zeit verkaufen Elektronik-Hersteller so genannte Powerline-Adapter als Alternative zum WLAN-Netz, um den Internet-Zugang in der gesamten Wohnung verfügbar zu machen. Neu ist die Technik nicht. Vor einigen Jahren sahen vor allem Stromkonzerne hier eine Marktlücke, den Kunden auch gleich einen Internet-Zugang mit verkaufen zu können. Pilotprojekte dieser Art waren allerdings eher ernüchternd, die meisten entsprechende Projekte wurden wieder eingestellt.

Die nun für die Vernetzung des eigenen Haushalts angebotenen Powerline-Adapter versprechen das, wo die WLAN-Signale oft scheitern: Solange man sich im gleichen Stromkreis aufhält, soll der Internet-Zugang an jeder Steckdose verfügbar sein, während die WLAN-Funkwellen an dicken Wänden oft Halt machen.

Technik funktioniert ähnlich wie beim LAN-Netzwerk

Computerbild hat nun zwölf Powerline-Modelle getestet, die zu Preisen zwischen rund 70 und 160 Euro im Handel erhältlich sind. Dabei funktioniert das Powerline-Netz ähnlich wie ein normales Kabel-Netzwerk. Allerdings gelangen die Daten via Stromleitungen von einem Raum in den anderen. Dazu schicken die Netzwerkadapter Daten vom PC oder Router als hochfrequente Signale durch die Stromkabel. An jeder beliebigen Steckdose lassen sich diese mit einem weiteren Adapter wiederum in Daten umwandeln.

Wie sich im Computerbild-Test zeigte, überzeugt die Technik vor allem durch hohe Datenübertragungsraten. Testsieger bei den Geräten, die eine Performance von bis zu 200 MBit/s bieten, wurde der Netgear XAVB101 für 99 Euro. Bei den Adaptern, die bis zu 85 MBit/s versprechen, gewann das MSI Mega-ePower-Duo-Kit Version  II für 69 Euro.

Getestete Powerline-Adapter unsicher und gefährlich

Trotz guter Performance bei der Datenübertragung rät Computerbild von der WLAN-Alternative ab. Im Test zeigte sich nämlich auch, dass alle Geräte zu starke Störsignale auf dem Stromkabel verursachen. Dies könne den Betrieb von anderen Elektrogeräten wie etwa einem Radio stören. Während viele aktuelle Powerline-Modelle die Amateurfunk-Frequenzen schützen, wird der Empfang internationaler Rundfunkstationen im Mittel- und Kurzwellenbereich stark beeinträchtigt - nicht nur in der Wohnung des Powerline-Nutzers, sondern auch in der gesamten Umgebung.

Bei zehn der zwölf getesteten Geräte können sich Unbefugte zu leicht ins Strom-Netzwerk einklicken, da sie ab Werk nur durch ein Standardpasswort gesichert sind. Zwei Geräte des Herstellers Devolo musste Computerbild wegen Mängeln bei der elektrischen Sicherheit sogar auf "mangelhaft" abwerten.

Ähnlich erging es zwei Belkin-Modellen: Beim Powerline AV Starter-Kit 200 Mbps droht dem Anwender laut Laborbericht "eine unmittelbare Gefährdung" durch Stromschlag oder Brandgefahr. Auch wer das Powerline-AV 85 Mbps Starter-Kit desselben Herstellers nutzt, ist gefährdet. Zwar fielen nicht alle Adapter dieses Typs bei der Sicherheitsprüfung durch, der Kunde erkennt im Laden jedoch nicht, ob er ein unsicheres Gerät kauft. Belkin räumte auf Computerbild-Anfrage ein, dass noch eine größere Zahl unsicherer Adapter im Handel sei. Der Hersteller kündigte einen Rückruf an.

WLAN-Netz durch Repeater erweitern

Wer mit der Reichweite seines heimischen WLAN-Netzes unzufrieden ist, hat durchaus Alternativen zu Powerline zur Verfügung. So besteht mit Repeatern die Möglichkeit, die WLAN-Signale in Räumen zu verstärken, wo sie normalerweise nicht oder nur schwach verfügbar wären.