Themenspezial: Verbraucher & Service Preisvergleich

Benzin-Preisvergleich: Mehr Transparenz, stärkere Preisschwankungen

Mit dem Internet oder einer App haben Verbraucher die Benzinpreise immer im Blick. Dadurch können sie sehen, welcher Anbieter die günstigsten Benzinpreise hat. Ob dies einen Einfluss auf die Preis­gestaltung der Benzinpreise hat, lesen Sie hier.
Von dpa / Jennifer Buchholz

Preisvergleich bei Benzinpreisen erhöht den Druck auf Mineralölkonzerne Preisvergleich bei Benzinpreisen erhöht den Druck auf Mineralölkonzerne
Bild: dpa
Fragt man Aral-Chef Stefan Brok, was er von der neuen Markt­transparenz­stelle für Kraft­stoffe hält, fällt seine Antwort betont ver­braucher­freund­lich aus. "Trans­pa­renz ist klasse", sagt Brok. Dass das Preis­wirr­warr an mehr als 14 000 Zapf­säulen bald ein Ende haben könnte und die Auto­fahrer dort tanken, wo es für sie am billigsten und bequemsten ist, muss für den Branchen­primus aber nicht unbedingt von Vorteil sein. Tat­säch­lich hatte die zum britischen Mineral­öl­konzern BP gehörende Aral im ver­gangenen Jahr bei einem insgesamt stagnieren­den Markt weniger Kraft­stoffe verkauft.

Stärkere Preisschwankungen in der Zukunft erwartet

Preisvergleich bei Benzinpreisen erhöht den Druck auf Mineralölkonzerne Preisvergleich bei Benzinpreisen erhöht den Druck auf Mineralölkonzerne
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Nein, heute könne man noch keine fundierte Ein­schätzung der Wirkung der Markt­transparenz­stelle liefern, sagt Brok. Und er warnt vor falschen Schluss­folger­ungen: "Die Ent­spannung bei den Kraft­stoff­preisen im vergangenen Jahr ist kein Verdienst der Markt­transparenz­stelle." Der Grund dafür liege stattdessen in gesunkenen Be­schaffungs­preisen für die Tank­stellen. Sorgen machen ihm vor allem die zu­nehmenden Preis­schwank­ungen. Zusätzliche Transparenz könne dazu beitragen, dass die Preis­bewegungen in Zukunft noch stärker ausschlagen, meint der Aral-Chef.

Für den Präsidenten des Bundeskartellamtes Andreas Mundt stellen sich diese Fragen nicht. Er setzt auf den Mechanismus des Wettbewerbs, der sich durch die neue Einrichtung besser entfalten kann: "Je mehr Kunden das Instrument nutzen", sagte der oberste deutsche Wett­bewerbs­hüter schon zum Start der Markt­transparenz­stelle, "desto höher wird der Druck auf die Konzerne, wett­bewerbs­konforme Preise zu setzen". Es gehe im Prinzip darum, dass die Ver­braucher die Möglich­keit hätten, über die Preis­informations­dienste ganz gezielt die günstigste Tank­stelle an­zu­fahren.

Benzinpreise mit der Tank-App immer im Blick

Seit September vergangenen Jahres sind die Tank­stellen­betreiber verpflichtet, Preis­änderungen bei Benzin und Diesel der Markt­transparenz­stelle zu melden. Diese Daten werden an die Ver­braucher­informations­dienste weitergereicht, die sie als Preis­vergleiche über ihre Internet­seiten oder als Apps für Smartphones und Navis den Verbrauchern meist gratis anbieten. Beim Bundes­kartell­amt sind derzeit 13 Informations­dienste registriert - und die melden eine lebhafte Nachfrage.

Nach An­gaben eines Telekom-Sprechers verzeichnete beispiels­weise die App Tanken , die vom Internetportal T-Online entwickelt wurde, bis jetzt zwei Millionen Downloads. Und täglich gebe es ein Million Anfragen. In einer Studie vom ver­gangenen Dezember hatte das Allensbach Institut festgestellt, dass jeder vierte Autofahrer in Deutschland schon einmal mit einer App Benzin­preise verglichen habe. Zwei Drittel hatten bereits von der Möglichkeit des Vergleichs gehört.

Diese Angebote seien deshalb so erfolgreich, schrieben die Verfasser der Studie, weil fast zwei Drittel der Autofahrer beim Tanken auf den Preis achteten und sich regelmäßig oder zumindest gelegentlich für eine Station entscheiden würden, die Sprit günstiger anbiete als die Konkurrenz. Je größer der Wohnort und dichter das Tank­stellen­netz, umso stärker falle der Benzin­preis bei der Tank­stellen­wahl ins Gewicht.

Dass mit der besseren Preistransparenz an den Zapfsäulen künftig ein Preisruck nach unten ausgelöst werde, halten Experten indes eher für unwahr­schein­lich. Selbst Ver­braucher­schützer sind skeptisch. Denn die Gewinn­spannen im Tankstellengeschäft sind ver­gleichs­weise gering - und für Preis­senkungen sind die Spielräume begrenzt.

Lesen Sie in unserer Übersicht, welche Tanken-App am besten für Sie wäre. Besonders die App 1-2-3-Tanken sticht dabei hervor, die wir in einer gesonderten News vorgestellt haben.

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