Vergleich

So gut ist die "Bild DSL Initiative"

Filiago und "Bild"-Zeitung starten Vermarktungsoffensive für Breitbandzugänge
Von Björn Brodersen

Die Bild-Zeitung und der Breitband-Anbieter Filiago starten eine gemeinsame Vermarktungsoffensive für Breitband-Internetzugänge via Satellit. Das Anliegen der beiden Unternehmen klingt lobenswert: Die sogenannte Bild DSL Initiative [Link entfernt] soll eine Sofort-Hilfe bieten für die rund drei Millionen Haushalte in Deutschland, die kein DSL oder Kabel-Internet erhalten können und sich einen schnelleren Zugang ins Internet wünschen. Zudem soll das "Bild"-Breitband-Angebot laut heutiger Mitteilung um 30 Prozent günstiger sein als bei Filiago selbst. Man darf hoffen, dass die "Bild"-Leser sich das Breitband-Internetangebot ihrer Zeitung genauer ansehen, bevor sie einen solchen Anschluss bestellen. Wir zeigen Ihnen, wie gut die "Bild DSL Initiative" wirklich ist.

Filiago setzt auf das Astra2Connect-System

Kurz vorweg: Interessenten sollten sich von der Abkürzung "DSL" in der Produktbezeichnung nicht täuschen lassen. Es handelt sich keinesfalls um einen der populären DSL-Anschlüsse, die in den herkömmlichen Varianten Datenübertragungsraten von bis zu 16 MBit/s im Downstream bieten. Vielmehr steht hinter der "Bild DSL Initiative" ein Breitband-via-Satellit-Anschluss, der zwar überall dort verfügbar ist, wo freie Sicht zum Satelliten besteht, in der Regel deutlich teurer als ein vergleichbarer DSL-Anschluss ist. Diese Wortspielerei betreiben aber auch andere Anbieter von Breitband via Satellit - zum Beispiel die Deutsche Telekom. Filiago setzt dabei auf das sogenannte Astra2Connect-System, bei dem sowohl der Datenempfang als auch der Datenversand über die Satelliten-Verbindung erfolgen. Der Kunde benötigt also hier keinen zusätzlichen Festnetz- oder Mobilfunkanschluss für den Datenversand. Breitband via Satellit
Bild: Filiago

Allerdings sollten Nutzer eines Satelliten-Internetanschlusses auf einen solchen Festnetz- oder Mobilfunkanschluss fürs Telefonieren nicht verzichten. So kann zum Beispiel der Nutzer eines Telekom-Telefonanschlusses dann beim Telefonieren weiterhin auf kostengünstiges Call by Call wie beim Telekom-Telefonanschluss zurückgreifen, zudem können sich die Nutzer beim Festnetz-Telefonanschluss auf die Betriebsbereitschaft und die Gesprächsqualität verlassen. Schon durch Witterungsbedingungen kann es zu Einschränkungen bei der Verfügbarkeit des Breitbandzugangs über den Satelliten kommen.

"Fair-Use-Policy" bei Flatrate

Das alles ändert sich auch mit dem neuen Filiago/"Bild"-Angebot nicht: Der Satelliten-Internetanschluss erreicht nur unter Idealbedingungen eine Datenempfangsrate von bis zu 1 MBit/s und kostet in Verbindung mit einer Surf-Flatrate 46,95 Euro pro Monat bei einer Mindestvertragslaufzeit von 24 Monaten. Dabei fallen weder Einrichtungs- noch Hardwarekosten an, das Paket aus Satellitenschüssel, Modem, Kabel und Software wird dem Kunden für die Dauer der Vertragslaufzeit kostenfrei zur Verfügung gestellt. Der Support der "Bild DSL Initiative" läuft über eine 0900-Hotline ab; ein Hotline-Anruf aus dem Festnetz der Telekom kostet 99 Cent.

Für die Flatrate hat Filiago allerdings eine "Fair-Use-Policy" ausgesprochen: Damit behält sich Filiago das Recht vor, die Bandbreite eines einzelnen Kunden zu drosseln, wenn dieser "mehr als der durchschnittliche Kunde" herunterlädt oder "ein hohes Datentransfervolumen" verursacht. Dadurch soll eine ausreichende verfügbare Bandbreite für alle ihre Breitband-via-Satellit-Kunden sichergestellt werden. Niedrigere Datenübertragungsraten können zum Beispiel auftreten, wenn viele Nutzer gleichzeitig online sind und Downloads vornehmen, da sie sich die vorhandene Gesamtbandbreite teilen. Auch hier gilt: "Fair-Use"-Regelungen finden sich auch bei anderen Providern, überprüfen lässt sich das durch einen Blick in die AGB vor Auftragstellung.

Die "Bild DSL Initiative" im Preisvergleich

Breitband via Satellit im Preisvergleich "Bild DSL Initiative" Filiago Flat 1024 Deutsche Telekom DSL via Satellit
System Astra2Connect Astra2Connect Astra2Connect
Datenrate (Down-/Upstream) 1024/128 1024/128 1024/128
Einmalkosten für die Anschluss-Bereitstellung 0,00 99,95 0,00
Einmalkosten für die Hardware 0,00 (auf Leihbasis) + 12,95 319,95 (Kauf) + 19,95 99,95 + 19,901)
monatliche Grundkosten bei monatlicher Zahlweise 46,95 49,95 39,95
monatliche Kosten für Voraussetzungstarif 0,00 (beispielsweise bei VoIP via Satellit) 0,00 (beispielsweise bei VoIP via Satellit) Call Plus: 16,37
Mindestvertragslaufzeit in Monaten 24 24 24
Gesamtkosten über 24 Monate 1 139,75 1 638,65 1 471,53
Preise in Euro, Stand: 9. Dezember 2008.
1) Für das Hardwarepaket fallen zunächst Kosten in Höhe von 332,50 Euro zzgl. 19,90 Euro für Versand an, die dem Vertriebspartner CityCom bei Lieferung in bar bezahlt werden. Anschließend erhalten die Kunden von der Deutschen Telekom eine Rückvergütung in Höhe von 232,55 Euro. Der Betrag wird auf einer der nächsten Telefonrechnungen gutgeschrieben.

Telekom-Angebot am günstigsten bei Vergleich der reinen Breitband-Kosten

Der Preisvergleich zeigt: Eingerechnet der Einstiegskosten ist das Angebot der "Bild DSL Initiative" günstiger als bei Filiago selbst und - wegen der Zwangsbündelung des Breitbandzugangs mit dem Festnetzanschluss bei der Telekom - als der vergleichbare DSL-via-Satellit-Anschluss der Deutschen Telekom. Dies trifft jedoch nur dann zu, wenn der Nutzer mit einem grundgebührfreien Mobilfunkanschluss oder über die von Filiago bereitgestellte Breitbandleitung telefoniert (VoIP). Schon bei einem rund 10 Euro pro Monat teuren Telefonanschluss (fest oder mobil) ist der Preisvorteil der "Bild DSL Initiative" gegenüber dem Telekom-Angebot aufgebraucht. Wer an seinem bestehenden Telekom-Telefonanschluss festhalten will, fährt mit dem Breitband-via-Satellit-Angebot des Bonner Konzerns etwas günstiger.