Hintergrund

Folgen der Datenflut: UMTS-Ausbau und Flatrate-Beschränkungen

So reagieren die Mobilfunker auf die steigende Nachfrage nach Datendiensten
Von Ralf Schädel

Unaufhaltsam rollt die Welle der mobilen Datennutzung über GPRS, EDGE, UMTS und HSPA auf Deutschlands Mobilfunker zu. Die steigende Nachfrage der Kunden nach breitbandigem Mobilfunk und Flatrates mit großen Übertragungsvolumina und setzt die Netzbetreiber T-Mobile, Vodafone, E-Plus und o2 unter Zugzwang, ihre Netze nachzurüsten. teltarif.de sprach mit den Mobilfunkbetreibern darüber, wie sie auf den Anstieg des Datenverkehrs reagieren und was sie leisten, um Traffic-Staus entgegenzuwirken. Nach einer Darstellung der Anstrengungen der Anbieter zum Ausbau des mobilen Breitband-Netzes geht es auch um das Thema Flatrate-Beschränkungen

Kapazitäten sind geheim, die eigene Auslastung nicht

In einem sind sich alle einig: Genaue Angaben zu der Kapazität des eigenen Mobilfunknetzes sind aus Gründen des Wettbewerbs tabu. So erhielt teltarif.de von den führenden Mobilfunkern auf die Frage nach der Gesamt-Leistungsfähigkeit der jeweiligen Netze auch lediglich die pauschale Antwort, man richte das Netz am Bedarf der Kunden aus und nutze die gesamte Palette der technischen Möglichkeiten, um den gewohnten Komfort beim Datentransfer zu gewährleisten.

Mehr Informationsgehalt hatten da schon die Aussagen über den Status Quo bei der Auslastung. Dirk Wende, Pressesprecher Corporate Communications bei T-Mobile: "Alleine durch die Einführung von EDGE ist der Datenverkehr im GSM-Netz um mehr als 200 Prozent gestiegen." Die zunehmende Nachfrage der Kunden nach breitbandigem Mobilfunk zeige sich in der deutlichen Steigerung des Datenvolumens pro Monat, welches sich innerhalb der letzten zwölf Monate mehr als vervierfacht habe. 2007 habe T-Mobile somit weltweit 1,9 Milliarden Euro Umsatz mit Internet-, Daten- und Multimedia-Nutzung gemacht. Das sind 40 Prozent mehr als noch 2006. Mobiles Internetsurfen
Foto: T-Mobile

Eine Tendenz, die o2-Pressesprecher Albert Fetsch nur bestätigen kann. "Bei uns ist das mobile Datenvolumen im ersten Halbjahr im Vergleich zum ersten Halbjahr 2007 um 249 Prozent gestiegen." Die E-Plus-Gruppe hat von Anfang 2005 bis Ende Juni 2008 ihre Kundenzahl um 6,7 Millionen gesteigert, deren monatliche Gesprächsdauer mehr als verdoppelt und den Datenverkehr vervielfacht, wie Kommunikationsmanager Klaus Schulze berichtet. Vodafone-Pressesprecher Dirk Ellenbeck verwies in diesem Zusammenhang nur zufrieden auf den aktuellen Stand von 35,295 Millionen Mobilfunk-Kunden.

Die großen vier erwarten auch in den kommenden Jahren die mobile Datennutzung als Wachstumstreiber im Mobilfunkmarkt. T-Mobile wagte gar die Prognose, "dass international in den kommenden Jahren mehr als 600 Millionen Kunden mobile Breitband-Netze nutzen werden." Weil die Bonner sich rechtzeitig einen Teil an dem großen Kuchen sichern wollten, kündigten sie schon im März zur CeBIT ihren neuen Dienst web'n'walk an. Hiermit und mit ihren neuen Angeboten und Vertriebsmodellen im Bereich der mobilen Datennutzung, glauben sie, in den kommenden Jahren gut aufgestellt zu sein.

UMTS- und HSDPA-Ausbau bei T-Mobile und Vodafone

Auf den steigenden Bedarf der Kunden ausgerichtet, baute T-Mobile allein im vergangenen Jahr in Deutschland rund 600 zusätzliche Basisstationen auf: jeweils 300 für UMTS und 300 für GSM. Mit UMTS werden derzeit 1250 Städte und Gemeinden versorgt. Die HSDPA- und HSUPA-Technologie mit bis zu 3,6 MBit/s im Downlink und bis zu 1,4 MBit/s im Uplink ist sogar im gesamten UMTS-Netz verfügbar. An rund 250 wichtigen Standorten mit hohem Kundenbedarf bietet T-Mobile HSDPA mit Bandbreiten von bis zu 7,2 Mbit/s im Downlink an. Nach Aussagen des Konzerns soll diese Versorgung bedarfs- und marktorientiert auch weiter erhöht werden. Das GSM-Netz wurde schon komplett auf EDGE hochgerüstet. "Hierdurch stellen wir sicher, dass auch in den außerhalb von HSDPA versorgten Gebieten Datenraten von bis zu 220 kBit/s im Downlink möglich sind", erklärt Dirk Wende.

Vodafone Deutschland bietet derzeit an mehr als 350 sogenannten Hotspots HSDPA mit bis zu 7,2 MBit/s an. Noch in diesem Jahr sollen an stark frequentierten Standorten Geschwindigkeiten von 14,4 MBit/s im Down- und 5,8 MBit/s im Uplink geboten werden. "Diese kommen allen Nutzern zugute, da auch mit älterer Hardware so noch mehr Nutzer zeitgleich unser Mobile Broadband nutzen können", meint Vodafone-Sprecher Ellenbeck. Er verrät, dass das Unternehmen schon mit hohem Aufwand im eigenen Test und Innovation Center nach der Mobilfunktechnologie der Zukunft forscht. Beispielsweise teste man Long Term Evolution (LTE), das Geschwindigkeiten von bis zu 150 MBit/s im Down- und mehr als 50 MBit/s im Uplink bietet. "Bei Verfügbarkeit geeigneter Endgeräte könnte LTE nach heutigen Schätzungen schon in drei oder vier Jahren das mobile Internet noch deutlich leistungsstärker machen", so Ellenbeck weiter. Die Düsseldorfer setzen dabei stets auf vorausschauende Netzplanungen und Investitionen, die sie sich jährlich hohe dreistellige Millionen-Beträge kosten lassen.