Medientreffpunkt Mitteldeutschland: Handy-TV-Zukunft völlig offen
Die ARD denkt über neue Formate fürs mobile Fernsehen nach, wie der zuständige Koordinator für den Bereich Digitales Fernsehen, Michael Albrecht, auf dem Medientreffpunkt Mitteldeutschland mitteilte. Seit längerem strahlt der öffentlich-rechtliche Senderzusammenschluss die Tagesschau im 100-Sekunden-Format aus. Weitere Einzelheiten zu den neu geplanten Formaten wollte Albrecht jedoch noch nicht bekannt geben. Branchenkenner spekulieren etwa auf spezielle Handy-TV-Angebote zum Thema Sport. Allerdings ergänzte er: "Nicht alles, was auf einem Flatscreen geht, funktioniert auch im Handy-TV".
Für Manfred Neumann, Senior Manager Mobile Services bei SevenOne Intermedia, ist nicht der Startzeitpunkt von Handy-TV die entscheidende Frage, sondern die Akzeptanz am Markt. „Der Fokus muss darauf liegen, dass sich die Endgeräte verkaufen. Wenn Nokia nicht mit an Bord ist, wird man keine große Reichweite finden“, sagte er auf dem Medientreffpunkt. Außerdem verstünden nur die wenigsten Endkunden den Unterschied zwischen DVB-T, DVB-H und UMTS. "Das momentane Wirrwarr macht mobiles Fernsehen für den Endkunden nicht gerade interessanter. Wir sollten uns daher mehr über die Inhalte Gedanken machen", appellierte er.
Stefan Bielau vom jüngst neu gestarteten Anbieter dailyme.tv hat dies getan und bietet personalisiertes Fernsehen für die Westentasche zum Nulltarif. Jeder kann sich sein Programm individuell aus den großen Marken zusammenstellen und sendezeitunabhängig abrufen. DVB-H und DVB-T sind nach Bielaus Gusto "schwer verdauliche und überteuerte Fünf-Gänge Menüs, während dailyme.tv ein Schokoriegel zum Mitnehmen ist".
Rinnert: Fehler von DMB vermeiden
Manfred Neumann ergänzte: "Mit der neuen Programmierung stehen wir erst am Anfang. Aber auch die Kunden lernen erst, was mobiles Fernsehen ist." Er ist überzeugt, dass spätestens 2013 ein lineares Programm ausgedient habe. Bielau rechnet im gleichen Zeitraum damit, dass sich das Handy als dritter Bildschirm neben Computer und Fernsehen etabliert haben wird. Um dieses euphorische Zukunftsszenario zu gewährleisten, dürfen aber nicht die gleichen Fehler wie bei der Einführung von DMB gemacht werden, kritisierte Henrik Rinnert, Geschäftsführer der Mobiles Fernsehen Deutschland GmbH (MFD). "Für DMB gab es keine Unterstützter, weder bei den Endgeräteherstellern noch im Mobilfunkmarkt. Bei den Contentlieferanten gab es Interesse, aber es fehlte die Infrastruktur. Wie berichtet, hält Rinnert beim Start des Fernsehens im DVB-H-Modus zur Fußball-EM maximal einen eingeschränkten Sendebetrieb in einigen Städten für möglich. "Es wird ein Softlaunch. Die Zeit für einen großen kommerziellen Start ist viel zu knapp".