Startschuss

15 Jahre digitaler Mobilfunk in Deutschland

Mit dem Start der D-Netze begann der Siegeszug des Handys
Von Marie-Anne Winter

Inzwischen gehört das Handy einfach dazu - mittlerweile hat statistisch gesehen jeder Bundesbürger ein Handy. Als vor 15 Jahren, am 30. Juni 1992, mit dem D2-Netz von Mannesmann das erste digitale Mobilfunknetz in Betrieb genommen wurde, gab es in Deutschland nicht einmal 700 000 Mobilfunkanschlüsse im damaligen analogen C-Netz. Viele der C-Netz-Kunden benutzten fest eingebaute Autotelefone, mit denen sie unterwegs telefonieren konnten. Die Geräte-Hersteller werkelten zwar an tragbaren Mobiltelefonen, doch auch diese Geräte wogen noch gut ein Pfund, wie etwa das C-Netz-Mobiltelefon Mini Porty [Link entfernt] von Philips. Einen Tag nach dem D2-Netz ging die Telekom-Tochter DeTeMobil mit ihrem D1-Netz an den Start. Niemand erwartete, dass damit der Startschuss für den Siegeszug des Mobilfunks gefallen war.

Eigentlich sollte der kommerzielle Start der D-Netze bereits ein Jahr früher erfolgen, doch es fehlten die Geräte - eine Situation, die sich später wiederholen würde, etwa beim Start des mobilen Internets im WAP-Format oder bei der neuen Mobilfunkgeneration UMTS. Philips Mini Porty

Eine Motivation für die Einführung der digitalen Mobilfunknetze auf dem GSM-Standard war unter anderem die Möglichkeit des International Roamings - also dem Telefonieren in ausländischen Mobilfunknetzen, die mit dem gleichen Standard arbeiten. Das war mit dem C-Netz nicht möglich. Dieses analoge Mobilfunk-Netz war seit 1984 in Betrieb und erlebte Ende 1993 seine Blüte mit über 800 000 Teilnehmern. Ende des Jahres 2000 wurde es endgültig abgeschaltet.

Nach den anfänglichen Anlaufschwierigkeiten nahm der digitale Mobilfunk allerdings schnell Fahrt auf - und entwickelte sich rasanter, als die Betreiber zu hoffen gewagt hätten. Die Geschichte des digitalen Mobilfunks begann in Deutschland mit gerade mal 5 000 Teilnehmern. Diese rekrutierten sich zum großen Teil aus ehemaligen C-Netz-Nutzern, die man für die neue Mobilfunk-Technologie geworben hatte. Das Siemens P1
www.mobilmania.cz

Die ersten "Handys"

Im vierten Quartal 1992 war die Anzahl der Kunden im D1-Netz schon auf 69 000 angewachsen, im D2-Netz waren es sogar 110 000. Das Telefonieren in den D-Netzen erforderte aber noch eine erhöhte Zahlungsbereitschaft. Damals gab es jeweils nur einen Standard-Tarif, der jeweils für ein Jahr abgeschlossen werden musste. Die monatlichen Grundgebühren lagen um die 80 Mark, also etwa 40 Euro, dazu kamen einmalige Anschlussgebühren von ebenfalls um die 80 Mark und die Gespräche kosten im D1-Netz in der Hauptzeit zwischen 7 und 20 Uhr 1,67 Mark, in der Nebenzeit 52 Pfennig und abgerechnet wurde im Telekom-üblichen Einheitentakt. Das Motorola International 1000
www.handy-sammler.de

Gespräche im D2-Netz waren nur geringfügig günstiger, dafür ging die teure Hauptzeit nur bis 19 Uhr und abgerechnet wurde im 15/15-Takt. Teuer und unhandlich waren auch die Geräte, die damals zur Verfügung standen: Das Siemens P1 kostete 2 242,50 Mark, das International 1000 von Motorola war für 2 471 Mark zu haben. Das schicke Motorola-"Handy" wog zweieinhalb Kilogramm, das Siemens P1 brachte ein ähnliches Gewicht auf die Waage.

Einem Handy, wie wir es heute kennen, schon deutlich ähnlicher sah das erste GSM-Handy von Nokia, das Modell 1011. Es wog "nur" 475 Gramm und bot eine "komplette digitale Telefonanlage im Taschenformat". An SMS oder andere mobile Dienste dachte man damals allerdings noch nicht. Trotzdem übersprang die Teilnehmerzahl in den D-Netzen im ersten Quartal 1994 die Millionengrenze, gut ein Jahr später erreichte man schon die zweite Million. Rechnet man die C-Netz-Teilnehmer hinzu, gab es schon Ende 1992 eine Million Mobilfunk-Nutzer in Deutschland.

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