Startschuss

15 Jahre digitaler Mobilfunk in Deutschland

Mit dem Start der D-Netze begann der Siegeszug des Handys
Von Marie-Anne Winter

Das erste UMTS-"Handy", das Anfang 2001 in Deutschland präsentiert wurde, wog 2,8 Tonnen und war nichts anderes als ein mit Technik vollgestopfter Kleinlaster. Kurze Zeit später wurden allerdings erste Vorserien-Geräte im Handy-Format vorgeführt, deren Akku ganze 30 Minuten durchhielt - die Mobilität bei der UMTS-Nutzung beschränkte sich also eher auf den Abstand zwischen den Steckdosen für das Ladegerät. Anfang 2004 ging es aber dann wirklich los mit UMTS, wenn auch erstmal nur mit Datenkarten. Bald darauf kamen dann endlich die ersten UMTS-Handys auf den Markt, mit denen auch Videotelefonate möglich war. Doch im Vergleich zu den Boomjahren kurz vor der Jahrtausendwende sind die Zuwächse in den Netzen der dritten Generation sehr bescheiden. Zwar holen die neuen Datendienste auf UMTS-Basis auf, aber SMS macht immer noch den größte Teil der Datendienste aus.

Neue Angebote machen Mobilfunk interessanter

Werbung für die UMTS-Datenkarte Die Märkte in Westeuropa sind weitgehend gesättigt, Wachstum ist hier praktisch nur durch Verdrängung möglich. Daher tobt unter den Wettbewerbern ein gnadenloser Preiskampf - ausgelöst vor allem durch die Mobilfunk-Discounter, die vor zwei Jahren frischen Wind in die Mobilfunk-Branche gebracht haben und sich steigender Beliebheit erfreuen. Auch die staatlich verordneten Absenkungen der Entgelte für die Weiterleitung der Gespräche in andere Mobilfunk-Netze haben für niedrigere Preise gesorgt. Auch die Einführung von Homezone-, Zuhause- bzw. Home-Bereichen, in denen die Mobilfunk-Kunden innerhalb eines definierten Bereiches auch über eine Festnetz-Nummer per Handy erreicht werden können und das Angebot von Flatrates für Mobilfunk-Gespräche sorgen für eine zunehmende Mobilfunk-Nutzung - auf Kosten des Festnetzes. Denn früher hatte so ziemlich jeder ein Festnetztelefon und manche leisteten sich zusätzlich ein Handy. Nun telefonieren fast alle per Handy - und die Frage ist, ob man sich auf Dauer noch den Festnetzanschluss leistet.

Mobilfunk ist weiterhin auf der Überholspur

Die Discount-SIM von simyo Denn immer mehr Menschen verzichten auf einen Festnetzanschluss und sind nur noch per Handy erreichbar. Der Festnetzanschluss wird gerade von Jüngeren häufig nur noch für die Internet-Nutzung gebucht. Sollten die Datenpreise für die mobile Nutzung in absehbarer Zeit in ähnlichem Ausmaß fallen, wie das bei den Gesprächspreise der Fall ist, werden auch in diesem Bereich viele Nutzer zur mobilen Nutzung übergehen - der Netzausbau schreitet entsprechend voran. Die Netze der dritten Mobilfunkgeneration werden derzeit für die HSDPA-Nutzung mit Geschwindigkeiten bis zu 7,2 MBit/s ausgebaut. T-Mobile forciert auch den Ausbau seiner Netze für den GPRS-Turbo EDGE, mit dem mobile Surfen in einer Geschwindigkeit von durchschnittlich 220 kBit/s möglich ist.

Auch die Innovationen im Hardware-Bereich treiben den Mobilfunk weiter voran. Musik- und Kamerahandys haben das Nutzungsverhalten verändert - das Handy wird zunehmend zum Lifestyle-Objekt. Die eigentliche Funktion des Telefonierens tritt in den Hintergrund - auch wenn sie immer selbstverständlicher genutzt wird. Mit der immer einfacheren Handhabung von mobilen E-Mail- und Messaging-Diensten vom Handy aus und neuen Smartphones, die alle gängigen Office-Anwendungen beherrschen, hat man sein Büro tatsächlich immer dabei. Und kaum jemand, der die mobile Kommunikation in dieser From bereits kennengelernt hat, mag sich die entsprechenden Geräte wieder wegnehmen lassen - wie der Unmut über das Blackberry-Verbot der französischen Regierung gezeigt hat.

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