umsonst

Editorial: Flatrate zu verschenken

Der wahnwitzige Kampf um DSL-Kunden - und der wahnwitzige Interconnect
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Früher einmal, da galt der feste Grundsatz, dass Gespräche vom Handy ins Festnetz als "Fremdnetzgespräche" besonders teuer sind, zumindest zur "Hauptzeit". Doch Grundsätze gibt es bei Handy-Tarifen allenfalls noch beim Roaming; dieses ist und bleibt teuer, bis wohl die EU durchgreift. Festnetz-Telefonate finden sich hingegen inzwischen auf beiden Enden der Preisliste, also je nach Vertrag und Tarif mal "extrem teuer" oder auch "extrem billig".

Letztere Variante hat 1&1 gewählt, um ihr hochtrabend als Triple Play bezeichnetes DSL-Angebot 3DSL in Kooperation mit Vodafone auf Quadruple Play bzw. 4DSL hochzurüsten: Neben einer DSL-, VoIP- und Alte-Filme-Flatrate ist nun auch eine Handy-zu-Festnetz-Flatrate inklusive. Verzichtet man auf die zugehörige SIM-Karte, verringert sich der Monatspreis allerdings nicht. Da zudem 4DSL denselben monatlichen Paketpreis kostet wie 3DSL, erhält der Kunde die Handy-zu-Festnetz-Flatrate faktisch geschenkt.

Gemäß dem bekannten Spruch "Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul" enthält das Angebot aber einen Haken, den man erst bei näherer Prüfung findet: Alle anderen Verbindungen, insbesondere zu anderen Handys, ins Ausland oder zu Service-Nummern, selbst zu anderen 1&1-Kunden, sind verhältnismäßig teuer. Die Hoffnung ist wohl, über diese Verbindungen zumindest bei denjenigen, die nicht ausschließlich ins Festnetz telefonieren, die Kosten für die Handy-zu-Festnetz-Flatrate wieder reinzuholen. Ähnliches gilt übrigens auch für die "Movie-Flat": Die meisten aktuellen Filme sind bei dieser nämlich nicht enthalten, sondern müssen extra bezahlt werden.

Auch woanders billig

Auch sonst sinken die Kosten für Handy-zu-Festnetz-Flatrates immer weiter, beispielsweise bei Tchibo für 10 Euro monatlichen Aufpreis und bei Base für 10 Euro monatlich. In anderer Richtung sind solche Flatrates hingegen weiterhin Mangelware, von einem Angebot von Arcor mal abgesehen, welches aber für jedes Handy-Netz extra kostet und nur zusammen mit einer Festnetz-Flatrate buchbar ist, so dass die monatlichen Gesamtkosten für eine wirkliche Handy-Flatrate leicht 100 Euro monatlich erreichen.

Der Grund für die Asymmetrie - Handy-zu-Festnetz-Flatrate fast verschenkt, Festnetz-zu-Handy-Flatrate fast unerhältlich - liegt in den stark unterschiedlichen Interconnect-Entgelten zwischen den Netzen: Pro Gesprächsminute kassieren die Mobilfunknetze das bis zu 20-fache Entgelt! Die Verfügbarkeit von diversen Discountern und nun gar als Zugabe verschenkten SIM-Karten zeigt jedoch mehr als deutlich, dass die wahren Kosten der Netzbetreiber deutlich gesunken sind und keinesfalls auf dem 20-fachen Niveau des Festnetzes liegen.

Die logische Folge der Situation ist die folgende Forderung, auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: Die Interconnect-Entgelte in die Handy-Netze müssen weiter sinken, und zwar deutlich. Die letzte Festsetzung der Bundesnetzagentur ist übrigens nur bis 22. November dieses Jahres gültig. Da die Einreichung der Entgeltanträge durch die Netzbetreiber, die folgende Prüfung durch die Netzagentur und schließlich die endgültige Festsetzung einige Monate in Anspruch nehmen, sollte schon bald die nächste Runde starten.