Marktstudie

Festnetz wächst wieder stärker als Mobilfunk

Die Wettbewerber überholen die Deutsche Telekom
Von Marie-Anne Winter

Der Festnetzmarkt ist 2006 charakterisiert durch einen weiteren Rückgang der Verbindungsminuten in Folge der starken Zunahme von DSL-Anschlüssen. Die Deutsche Telekom verteidigt bei den Verbindungsminuten erfolgreich ihre marktbeherrschende Stellung. Das Gesamtverbindungsvolumen geht von 895 auf 879 Millionen Minuten pro Tag zurück, wie schon im Vorjahr werden Internetverbindungsminuten zunehmend auf DSL verlagert. Die Wettbewerber können ihre Verbindungsminuten im Festnetz insgesamt auf 464 Millionen Minuten pro Tag und damit auf 52,8 Prozent des Gesamtvolumens steigern, während der Anteil der Deutschen Telekom von 415 Millionen Minuten pro Tag oder 47,2 Prozent weiter abnimmt. Der steigende Marktanteilsgewinn der Wettbewerber bei den täglichen Verbindungsminuten schlägt sich jedoch nicht eins zu eins in den Umsätzen nieder, da bei jeder Wettbewerberminute über Vorleistungsentgelte Umsatz in die Telekom-Kassen gespült wird. Die Abhängigkeit der Wettbewerber von Vorprodukten der Deutschen Telekom trägt somit zur Stabilisierung der insgesamt nur marginal sinkenden Telekom-Umsätze von 25,7 Milliarden Euro (Vorjahr: 25,8 Milliarden Euro) bei.

Im Ortsnetzbereich wie bei den Festnetzsprachdiensten insgesamt steigern die Wettbewerber ihren Marktanteil und das Gesamtvolumen der Verbindungsminuten - fast zwei Drittel der Gesamtumsätze im Festnetzbereich verbleiben bei der Deutschen Telekom. Mit 121 Millionen haben die Wettbewerber mittlerweile einen Anteil von 52,8 Prozent an allen im Ortsnetzbereich täglich generierten 229 Millionen Verbindungsminuten. Bei den ortsnetzübergreifenden Sprachverbindungsminuten stabilisiert die Deutsche Telekom ihr Verbindungsvolumen mit 190 Millionen Minuten pro Tag, die Wettbewerber können das über ihre Verbindungen generierte Volumen abermals auf nun 215 Millionen Minuten pro Tag steigern. Von den Gesamtumsätzen im Bereich der Festnetzdienste in Deutschland in Höhe von 39,9 Milliarden Euro verbleiben auch aufgrund der Vorleistungsentgelte mit 25,7 Milliarden Euro 64,4 Prozent bei der Deutschen Telekom.

Viel mehr Komplettanschlüsse

Bei den Festnetzzugangsarten der Wettbewerber legt die Zahl der Komplettanschlüsse mit einer Steigerung um fast 90 Prozent deutlich zu, Pre-Selection und Call-by-Call sind leicht rückläufig. Die Zahl der Kunden, die Angebote der Wettbewerber nutzen, legt in diesem Jahr von 25,9 Millionen auf 28,3 Millionen zu. Diese Steigerung ist ausschließlich auf das Wachstum bei Komplettanschlüssen zurückzuführen: Deren Zahl hat sich von 3,3 Millionen auf 6,2 Millionen fast verdoppelt, während Call-by-Call mit 16,1 Millionen Kunden (nach 16,2 Millionen im Vorjahr) und Pre-Selection mit 6,0 Millionen (nach 6,4 Millionen im Jahr 2005) leicht rückläufig sind. Letzteres belegt auch die Zahl der täglichen Verbindungsminuten. Während sich das Minutenvolumen bei den Festnetzanschlüssen ebenfalls fast verdoppelt, muss Pre-Selection eine Einbuße von fünf Millionen täglicher Verbindungsminuten hinnehmen, Call-by-Call kann das Volumen geringfügig auf 149 Millionen Gesprächsminuten steigern. Während der durchschnittliche Call-by-Call-Nutzer täglich 9,3 Verbindungsminuten erzeugt, kommt der durchschnittliche Pre-Selection-Kunde auf 10,8 Minuten. Komplettanschlussinhaber nutzen ihren Festnetzzugang mit 19,7 Minuten fast doppelt so lang, unter anderem in Folge der Sprach-Flatrates, die mittlerweile von vielen Wettbewerbern angeboten werden.

Mehrwertdienste legen zu

Im Bereich der Mehrwertdienste steigen sowohl Verbindungsminuten wie auch Umsätze deutlich. Gewinner sind Auskunftsdienste sowie 0800er- und 0900er-Rufnummern. Der Markt für Auskunfts- und Service-Rufnummern entwickelt sich weiter positiv. Mit 21,8 Millionen Minuten pro Tag steigt deren Nutzung gegenüber dem Vorjahr um 13,5 Prozent an, der Umsatz mit Mehrwertdiensten legt in diesem Jahr voraussichtlich um zehn Prozent zu. Während Verbindungsminuten und Umsätze bei den 0137-Rufnummern leicht rückläufig sind, steigt der Einsatz der 0800er-Rufnummern gemessen an der Zahl der Verbindungsminuten stark an. Beim Umsatzwachstum haben Auskunftsdienste sowie 0800er- und 0900er-Rufnummern die Nase vorn.