Marktstudie

Festnetz wächst wieder stärker als Mobilfunk

Die Wettbewerber überholen die Deutsche Telekom
Von Marie-Anne Winter

Der Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) hat auch in diesem Jahr wieder eine Marktstudie vorgelegt. Der wohl spannendste Trend: Das gute, alte Festnetz wächst wieder stärker als der Mobilfunk. Der Gesamtmarkt für Telekommunikationsdienste in Deutschland wird voraussichtlich in diesem Jahr um 2,2 Prozent auf insgesamt 69,1 Milliarden Euro anwachsen. Getragen wird das Marktwachstum im Festnetz wie im Mobilfunk von den Wettbewerbern, die 2006 mit 35,2 Milliarden Euro erstmals höhere Erlöse erzielen konnten als die Deutsche Telekom (33,9 Milliarden Euro). Das Umsatzwachstum ist wie im Vorjahr in erster Linie auf die erfolgreiche Vermarktung festnetzbasierter Breitbandanwendungen zurückzuführen. Die Zahl der Breitbandanschlüsse steigt um fast 50 Prozent auf 15,6 Millionen zum Jahresende. Zum Vergrößern bitte anklicken

Die Investitionen in Sachanlagen im deutschen Telekommunikationsmarkt belaufen sich 2006 auf 6,4 Milliarden Euro und liegen damit leicht höher als im Vorjahr. Mit drei Milliarden Euro investieren die Wettbewerber fast ebenso viel wie das ehemalige Staatsunternehmen. Im Gegensatz zum Stellenabbau bei der Deutschen Telekom bauen die Wettbewerber Beschäftigung auf, wenn auch längst nicht im gleichen Umfang: In diesem Jahr entstehen bei den Festnetz- und Mobilfunkanbietern etwa 2 000 neue Arbeitsplätze.

Wettbewerb ist wichtig

"Die Telekommunikationsbranche gehört auch in diesem Jahr wieder zu den Wachstumstreibern in Deutschland", bewertet VATM-Präsident Gerd Eickers die Ergebnisse der im Auftrag des Verbandes von der Dialog Consult GmbH erstellten Marktstudie. "Erneut gestiegene Umsätze und Investitionen sowie der Zuwachs an Arbeitsplätzen bei den Wettbewerbern unterstreichen die Bedeutung des Kommunikationssektors für die Gesamtwirtschaft. Die positive Entwicklung der Branche in den vergangenen Jahren ist eindeutig dem Wettbewerb zuzuschreiben, der, das zeigen die Ergebnisse der Marktstudie aber ebenfalls deutlich, nach wie vor einer effizienten Regulierung bedarf."

Von daher komme den anstehenden Gesetzgebungsverfahren TKG-Novelle und EU-Review eine zentrale Bedeutung zu. "Hier werden nicht nur die Weichen für Investitionssicherheit und Innovation für die nächsten Jahre gestellt", führt Eickers weiter aus. "Im Kern geht es um die Beantwortung der Frage, ob das erfolgreiche Marktmodell Wettbewerb fortgeführt werden kann oder ob wir in monopolistische Strukturen zurückfallen - mit allen Konsequenzen auf Angebotsvielfalt und Verbraucherpreise. Wir sind jedoch zuversichtlich, dass die Politik weiterhin auf eine konsequente Regulierungs- und Wettbewerbspolitik setzt."

Die Umsätze mit Telekommunikationsdienstleistungen belaufen sich in Deutschland in diesem Jahr auf zirka 69 Milliarden Euro. Mit 33,9 Milliarden Euro entfallen nach wie vor knapp die Hälfte dieser Umsätze auf die Deutsche Telekom, die im Festnetzbereich der marktbeherrschende Anbieter bleibt. Der Gesamtmarkt, Umsätze einschließlich TV-Breitbandkabel ohne Transport von TV-Signalen, wächst in diesem Jahr voraussichtlich um 2,2 Prozent von 67,6 auf 69,1 Milliarden Euro. Dabei wird das Marktwachstum von den Wettbewerbern getragen, deren Anteil mit 35,2 Milliarden Euro oder 50,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr um 5,4 Prozent steigt (2005: 33,4 Milliarden Euro Umsatz beziehungsweise Marktanteil von 49,4 Prozent). Das Wachstum der Wettbewerber stammt wie 2005 hauptsächlich aus dem Bereich Festnetzdienste und weniger aus dem Mobilfunkbereich.