Marktstudie

Festnetz wächst wieder stärker als Mobilfunk

Die Wettbewerber überholen die Deutsche Telekom
Von Marie-Anne Winter

Mit täglich 245 Millionen Verbindungsminuten geht der Markt für Internetzugangsdienste ohne DSL- und Kabelmodemzugänge 2006 um knapp 15 Prozent zurück. Damit setzt sich der seit 2002 anhaltende Abwärtstrend fort, für den vor allem die zunehmende Verbreitung von DSL verantwortlich ist. Die Zahl der direkt geschalteten Breitbandanschlüsse wächst in diesem Jahr um 47,2 Prozent von 10,6 auf 15,6 Millionen. Dabei dominieren weiterhin die DSL-Anschlüsse mit einem Anteil von 95,5 Prozent gegenüber anderen Anschlussarten. Gewinner des DSL-Booms in diesem Jahr ist die Deutsche Telekom, die mit 6,9 Millionen eigenen und 3,6 Millionen über Reseller vermarkteten Anschlüssen auf einen Marktanteil von 67,3 Prozent kommt. Die im Bereich Resale tätigen Unternehmen leiten rund 80 Prozent ihrer Erlöse an das ehemalige Staatsunternehmen weiter. Die Wettbewerber können die Zahl eigener DSL-Anschlüsse um zwei auf 4,4 Millionen steigern und kommen auf einen Marktanteil von 28,2 Prozent.

Das um 29,6 Prozent auf 876 Millionen Gigabyte pro Jahr ansteigende Volumen des Breitband-Internet-Verkehrs verdeutlicht ebenfalls, dass die Nachfrage nach breitbandigen Diensten weiter stark zunimmt.

Kein Ende des Handy-Booms in Sicht

Vorläufig kein Ende des Handy-Booms in Sicht: Verbindungsminutenvolumen im Mobilfunk steigt nochmals deutlich an - Non-Voice-Anteil wächst auf 127 Millionen Verbindungsminuten täglich, 17,6 Prozent mehr als 2005, steigt in diesem Jahr die Mobilfunknutzung an. Sprache bleibt bei einer Marktpenetration von mittlerweile knapp über 100 Prozent in Bezug auf die Geräte-Ausstattung die Killer-Anwendung. Der Non-Voice-Anteil an den Serviceumsätzen im Mobilfunk steigt jedoch 2006 weiter auf 20,7 Prozent. Während der Anteil von SMS leicht sinkt und MMS geringfügig wächst, legt die Nutzung des Handys für Datenübertragung überproportional auf 6,1 Prozent zu.

"Die Ergebnisse unserer diesjährigen Marktstudie zeichnen ein grundsätzlich positives Bild der Wettbewerbsentwicklung in Deutschland", zeigt sich Eickers weitgehend zufrieden. "Zwei Aspekte geben jedoch zu denken. Zum einen hält die Deutsche Telekom auch acht Jahre nach der Liberalisierung bis auf den Bereich Mobilfunk überall Marktanteile von deutlich über 50 Prozent. Gleichzeitig werden immer wieder Rufe laut, die Regulierung zurückzunehmen. Angesichts der Zahlen der Marktstudie sollte klar sein, dass diesen verfrühten Forderungen eine klare Absage erteilt werden muss. Zum zweiten hinkt Deutschland nach wie vor und trotz der sehr hohen Zuwachsraten in diesem Jahr in der Breitbandversorgung im europäischen Vergleich hinterher. Hier sind Politik und Regulierer gefordert, mit wettbewerbsfreundlichen Rahmenbedingungen und Entscheidungen die nötige Planungssicherheit für die Anbieter zu gewährleisten."

Auch Professor Gerpott kann der Argumentation nicht folgen, das ehemalige Staatsunternehmen leide in Deutschland unter einer Über-Regulierung: "Vergleicht man die EBITDA-Margen der Telekom im In- und Ausland, so zeigt sich, dass der Incumbent im heimischen Markt deutlich besser verdient als auf den Auslandsmärkten, auf denen er anderen Regulierungsvorschriften unterliegt. Und auch die regelmäßig vorgetragenen Kundenverluste des Ex-Monopolisten wirken sich angesichts der aufgezeigten Umsatzremanenz durch Vorleistungsentgelte kaum negativ auf das Geschäftsergebnis aus. Bezieht man nun noch die Marktbeherrschung der Telekom auf wichtigen Vorleistungsmärkten mit ein, kann die Schlussfolgerung nur lauten: Für einen generellen Abbau von Regulierung ist es deutlich zu früh."

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