digitale Musik

Musik-Downloads lösen klassische Tonträger ab

Geschäft mit Online-Musik legt weiterhin zweistellig zu
Von Marie-Anne Winter

Das Geschäft mit der Online-Musik wächst weiter: Noch nie wurde in Deutschland so viel Musik im Internet gekauft wie im ersten Halbjahr dieses Jahres. Die Anzahl der Downloads kletterte auf 11,71 Millionen, der Umsatz auf 21,2 Millionen Euro. Damit ist der Markt im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um ein Drittel gewachsen. Das gab der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (BITKOM) heute in Berlin bekannt - zwei Tage vor Beginn der Musikmesse Popkomm. "Für die Musikindustrie ist der digitale Vertrieb damit endgültig zu einem der wichtigsten Standbeine geworden. Während der Absatz klassischer Tonträger weitgehend stagniert, legen die Downloads zweistellig zu", sagte BITKOM-Präsident Willi Berchtold.

Besonders beliebt ist Musik aus dem Internet offenbar bei Männern. Ihr Anteil unter allen Käufern liegt derzeit bei 64 Prozent - ähnlich wie in den Vorjahren. Leichte Veränderungen gibt es hingegen bei den Preisen. Für einen Download bezahlen die Deutschen aktuell im Durchschnitt 1,79 Euro, vor einem Jahr waren es noch 1,89 Euro. Bei den Berechnungen wurde ein Album mit mehreren Songs als ein einzelner Download gezählt. Auf das Gesamtjahr bezogen, ergeben sich für 2004 knapp 8,5 Millionen Downloads und ein Umsatz von 14,6 Millionen Euro. Im Folgejahr kletterten die Werte auf 19,57 Millionen Downloads und 35,8 Millionen Euro Umsatz.

Breitband-Internet beflügelt Download-Geschäft

Ein wesentlicher Grund für den Siegeszug der Online-Musik ist der anhaltende Boom von Breitbandanschlüssen bei sinkenden Verbindungspreisen. "Etwa 50 Prozent aller Nutzer haben bereits eine Flatrate", sagte Berchtold. Bis zum Jahresende soll die Anzahl der Breitbandanschlüsse hierzulande auf etwa 14 Millionen ansteigen. Zusätzlichen Schub bringen die neuen technischen Möglichkeiten, mit denen sich Urheberrechte verlässlich schützen lassen. Von der Politik erwartet Berchtold, dass diesem jungen Markt keine Hindernisse in den Weg gestellt werden. Mit Blick auf die im Bundestag anhängige Reform des Urheberrechts empfahl Berchtold deshalb eine zügige Verabschiedung des Gesetzentwurfes in seiner jetzt vorliegenden Form. Verbraucherschützer sehen diesen Entwurf allerdings kritisch, ihrer Meinung nach kommen die Verbraucherrechte zu kurz.

Breitbandanschlüsse und neue Technologien zum Schutz digitaler Güter beflügeln auch andere Download-Märkte, etwa den für Videos. Ob Spielfilme, Serien oder Dokumentationen - noch nie wurden so viele Videos legal aus dem Internet abgerufen wie in diesem Sommer. Mit 160 000 kommerziellen Video-Downloads pro Monat ist dieser Markt nach BITKOM-Schätzungen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 45 Prozent gewachsen. Im Sommer 2005 waren die Anbieter hier zu Lande noch auf durchschnittlich 110 000 Abrufe im Monat gekommen.