Zusammensetzung

Einschätzung: Die große T-Com-Preisüberraschung blieb aus

Kein Bundle-Flatrate-Angebot für unter 40 Euro in Sicht
Von Thorsten Neuhetzki mit Material von ddp

Zur Bilanzpressekonferenz machte Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke eine Ankündigung, die für viel Unruhe im Wettbewerb sorgte. Es sollte ein Bündel aus Telefonanschluss und DSL inklusive aller Festnetzgespräche und Internetzugang für deutlich weniger als 40 Euro angeboten werden. Um so größer war das Erstaunen unter den Journalisten auf der IFA-Pressekonferenz heute Morgen, dass ein entsprechendes Angebot ausblieb. Auf Nachfrage, was aus einer entsprechenden Ankündigung geworden sei, hieß es seitens der Telekom-Führungsriege, man habe ja einen Bundle-Angebot für unter 40 Euro im Sortiment. Gemeint ist der Call & Surf Basic. Von der Ankündigung, dass der Tarif alle Festnetzgespräche und Internetnutzung beinhaltet, ist keine Rede mehr. Im Gegenteil: Pro Monat kann der Kunder gerade einmal 120 bzw. 240 Minuten bei ISDN telefonieren, 500 MB per DSL übertragen. Ab dann fallen für den Kunden weitere Kosten an.

Tarifschema so einfach, dass es auf einen Bierdeckel passt?

Passen die T-Com-Tarife auf einen Bierdeckel? Einfach soll es sein, das neue Tarifportfolio der Telekom. Es passe auf einen Bierdeckel, heißt es. Und um das zu beweisen, ist der Pressemappe direkt ein Bierdeckel beigefügt, auf dem eine 3 mal 3 Kästen große Tarifübersicht abgebildet ist. Allerdings stehen hier nur die Tarifnamen und diese sind nur grob umrissen, was der Tarif beinhaltet. Weder für Preisangaben noch für die zahlreichen Fußnoten - alleine die Pressemitteilung beinhaltet 17 Stück - ist Platz. Ganz so einfach scheint das neue Angebot doch nicht zu sein. Und es ist unvollständig. Der für Call-by-Call- und Pre-Selection-Kunden interessante CallPlus-Anschluss fehlt völlig, ist er doch für die Telekom auch nicht so ertragreich wie die anderen, neuen Tarife, in denen der Kunde durch ein Jahr Vertragslaufzeit nicht mit seinem kompletten Anschluss zur Konkurrenz wechseln kann.

"Wir werden unsere Marktanteile und Umsätze im Inland noch konsequenter verteidigen", kündigte Ricke an. Zugleich beteuerte er, dass der Konzern nicht der "billige Jakob" werden wolle. Wichtig seien auch Qualität und Service. Darüber könne die Telekom die Erosion im Festnetzgeschäft stoppen, sagte T-Com-Chef Walter Raizner. Mit den neuen Tarifen will die Telekom dem Umsatzrückgang im deutschen Festnetz- und Mobilfunkgeschäft entgegenwirken. In den vergangenen Monaten hatte das Unternehmen den Wettbewerbsdruck massiv zu spüren bekommen. So entwickelten sich das Handy- und Festnetzgeschäft rückläufig.

Telekom im Vergleich mit dem Wettbewerb nach wie vor teurer

Offenbar nicht. Viele Angaben fehlen. T-Com verlor in der ersten Jahreshälfte eine Million Kunden. Profitiert haben vor allem die Wettbewerber, die mit Bündelangeboten bei den Kunden punkten konnten. Die Telekom sah sich hingegen durch die verzögerte Übernahme der Internettochter T-Online behindert. Doch auch jetzt, nach vollzogener Übernahme, bleibt die Telekom hinter den Wettbewerbern zurück. Zwar wolle man nicht der Billigste sein, doch der Kunde ist zu sehr vom Slogan "Geiz ist geil" geprägt, als das er für gleiche Leistung 15 Euro monatlich mehr ausgeben würde, wenn er die Wahlmöglichkeit hat. Denn die Komponenten des Call & Surf Comfort - einer Doppelflatrate mit DSL 2000 - sind bei Versatel mit dem flatrater2000 um eben jenen Betrag günstiger zu haben: 34,99 Euro kostet der Tarif im ersten Jahr, 44,98 Euro im zweiten Jahr. Bei der Telekom kostet der Tarif 49,95 Euro und beinhaltet nur einen Analoganschluss. Mit ISDN (wie bei Versatel) kostet der neue Tarif hier 53,95 Euro. Neben Versatel haben auch andere Anbieter ähnlich günstige, identische Angebote im Sortiment. HanseNet berechnet etwa 44,90 Euro für Analog- und 46,90 Euro für ISDN-Anschlüsse und hat nur einen Monat Vertragslaufzeit.

Ein gutes Argument für einen Telekom-Anschluss war bislang immer die Vertragslaufzeit. Wie bereits berichtet, wird diese von bislang einem Monat auf zwölf Monate erhöht. Damit geht ein großer Vorteil gegenüber den Wettbewerbern verloren. Die Kunden können nicht mehr flexibel auf den Markt reagieren und müssen sich für mindestens ein Jahr verpflichten. Eine Alternative gibt es jedoch: Wer den alten CallPlus als Grundanschluss bucht, hat weiterhin eine kurze Vertragslaufzeit und kann hier einen DSL-Anschluss und Telefontarife von Drittanbietern unabhängig hinzu buchen.