Themenspecial Fußball-WM Netzleistung

Mobilfunker: Kein Handy-Kollaps zur WM

Und bei Engpässen keine Sonderbehandlung von Premium-Kunden
Von Björn Brodersen /

Morgen geht es los: Mit dem Eröffnungsspiel zwischen Deutschland und Costa Rica beginnt die Fußball-Weltmeisterschaft. Während sich Klinsis Männer wochenlang im Trainingslager akribisch auf das Turnier vorbereitet haben, waren auch die deutschen Mobilfunknetzbetreiber nicht untätig. Sie haben in den WM-Stadien und anderen Orten, an denen im Zuge der WM mit großen Menschenansammlungen zu rechnen ist, die Kapazitäten ihrer Netze erhöht, damit möglichst alle Mobilfunkkunden mit ihrem Handy telefonieren und SMS-Mitteilungen versenden können.

Aufgerüstet haben die Anbieter ihre Netze weniger in den WM-Spielstätten als vielmehr in den WM-Städten und an bestimmten Veranstaltungsorten wie etwa dem Maifeld vor dem Berliner Olympiastadion mit seiner riesigen Zeltstadt für WM-Mitarbeiter, geladene Gäste und Reporter, auf der Straße des 17. Juni der Hauptstadt, wo ein großes Fan-Fest stattfinden soll, oder auf dem Volksfestplatz in Nürnberg. Bessere Netzabdeckung wird es auch in den Mannschaftsquartieren, Trainingszentren und Unterkünften der Schiedsrichter und FIFA-Verantwortlichen geben. Während zu erwarten ist, dass an diesen Orten in den kommenden vier Wochen deutlich mehr telefoniert bzw. gesimst wird, genügte die vorhandene Mobilfunk-Infrastruktur in den Stadien fast schon den neuen Ansprüchen - schließlich werden zur WM weniger Zuschauer in die Stadien gelassen als bei einer herkömmlichen Bundesligapartie.

Damit das Mobiltelefonieren reibungslos möglich sein wird, haben die Netzbetreiber in den vergangenen Monaten an den ausgewählten Orten die Kapazität der vorhandenen Basisstationen durch den Aufbau zusätzlicher Technik erhöht und temporäre Basisstationen aufgestellt. Zudem wurden zahlreiche GSM-Standorte mit der so genannten Half-Rate-Technik ausgestattet, durch die pro genutzter Funkfrequenz fast doppelt so viele Gesprächsverbindungen aufgebaut werden können wie mit herkömmlicher Technik. In den Mannschafts- und FIFA-Hotel wurde auch innerhalb der Gebäude auf eine gute Netzversorgung geachtet, damit das Organisationspersonal möglichst immer und überall erreichbar ist.

Eine Million zusätzliche Netzkunden allein in Berlin

Nach Aussage von Georg von Wagner, dem T-Mobile-Sprecher für die Region Ost, wird beispielsweise in Berlin die Netzkapazität an bestimmten Punkten verdreifacht und im gesamten Stadtgebiet in etwa verdoppelt. "Dabei bilden wir die gesamte Breite der Mobilfunktechnik ab: für Sprache mit GSM und UMTS und für Datenübertragung mit GPRS, EDGE, UMTS und HSDPA", führt Marion Kessing, Leiterin Externe Kommunikation bei T-Mobile in Bonn, weiter aus. Die Zielsetzung: Der Kunde soll jederzeit und unabhängig von der Technik, die sein Handy unterstützt, die bestmögliche Verbindung erhalten. Für den Großraum Berlin rechnet T-Mobile beispielsweise mit einer Million zusätzlichen Kunden, die sich in das Netz der Telekom-Tochter einwählen.

Mit Engpässen bräuchten die Handynutzer während der Weltmeisterschaft nicht zu rechnen, so die Netzbetreiber unisono, auch wenn sie nicht ganz ausgeschlossen werden können. Den in den vergangenen Tagen in manchen Medien beschworenen Handy-Kollaps werde es nicht geben. Zwar sei die Angabe eines T-Mobile-Mitarbeiters, dass von den 65 000 Zuschauern in der Münchener Fußball-Arena nur 900 gleichzeitig telefonieren können, durchaus richtig, doch müssten für dieses Szenario alle Nutzer in der selben Millisekunde auf den Handyknopf drücken. Einen solchen Fall habe es aber an einem bestimmten Ort noch nicht gegeben. Rein rechnerisch könnte sogar jeder der Anwesenden in der Allianz Arena gleichzeitig eine Kurznachricht versenden. "Trotzdem können ungewöhnliche Ereignisse in jedem Telekommunikationsnetz zu temporären Engpässen führen", bestätigt E-Plus-Pressesprecherin Christian Kohlmann.

Trotzdem haben die Mobilfunkbetreiber an den WM-Standorten nicht nur die Netzleistung erhöht, sondern auch Maßnahmen zur Sicherung der Netzverfügbarkeit und der Verbindungsqualität ergriffen. Dazu zählen beispielsweise Zwei-Wege-Anbindungen von Standorten des Mobilfunknetzes, eine Notstromversorgung für die Netzkomponenten und ein Entstördienst. "An allen neuralgischen Punkten werden Rufbereitschaften etabliert und zusätzliche Überwachungskapazitäten eingerichtet", berichtet Marion Stolzenwald vom Düsseldorfer Netzbetreiber Vodafone. Zudem seien in allen Stadien sofort kritische Ersatzteile zur Hand. Sollten dennoch größere Störungen auftreten, will T-Mobile auf der Basis eines umfassenden Netzmonitorings Großkunden wie etwa Presseagenturen und Reiseveranstalter kurzfristig über das Ausmaß und die voraussichtliche Dauer bis zur Beseitigung der Störung informieren.