Prognose

Geduldsprobe für UMTS-Diensteanbieter

Bis 2010 wird noch GPRS der vorherrschende Mobilfunk-Standard sein
Von Björn Brodersen

Die Anbieter von UMTS-Diensten müssen sich noch längere Zeit in Geduld üben: Die Marktbeobachter von Forrester Research gehen davon aus, dass 3G nicht vor dem Jahr 2010 die beherrschende Mobilfunktechnologie in Europa sein wird. Bis dahin wird der Prognose zufolge noch der GPRS-Standard vorherrschen. Zu diesem Schluss gelangt das Marktforschungsunternehmen in seiner Studie "European Mobile Forecast: 2005 To 2010". Die Prognose widerspricht damit etlichen anderen Vorhersagen hinsichtlich der Geschwindigkeit der UMTS-Verbreitung. Reine GSM-Telefone werden dagegen laut Forrester-Studie innerhalb von zwei Jahren vom Markt verschwunden sein.

"Bis 2008 werden nur noch drei Prozent der europäischen Mobiltelefonnutzer ein reines GSM-Telefon einsetzen - diese Zahl wird bis Ende 2010 auf ein Prozent sinken", erklärt Niek van Veen, Researcher Telekommunikation bei Forrester. "GPRS wird etwa ab Ende 2007 gegenüber der 3G-Technologie an Boden verlieren und gegen Ende 2010 werden nur 38 Prozent der Nutzer als Hauptgerät ein GPRS-Telefon haben. Heute sind es über 70 Prozent." Ende 2006, wenn 3G-Telefone billiger, weniger unhandlich und leistungsüberlegen sein werden, werde die 3G-Marktdurchdringung zweistellige Ergebnisse erreichen. Gegen Ende 2010 würden sich drei von fünf Benutzern für 3G-Telefone entscheiden.

Geringes Kundeninteresse in Deutschland

In Deutschland werde ein geringes Kundeninteresse zu Marktanteilen zwischen 55 und 65 Prozent zum Ende der Dekade führen. Das entspreche dem europäischen Durchschnitt von 61 Prozent. Hingegen werde die Mischung aus sehr aktiven Anbietern, von Kunden mit überdurchschnittlichem Interesse an fortschrittlichen Mobiltelefonen und Dienstleistungen sowie dem heftigen Wettbewerb zwischen Betreibern und Service-Anbietern Großbritannien und Italien an die Spitze der UMTS-Adaptierung mit Marktanteilen zwischen 68 und 72 Prozent bringen. Europaweit werde Regulierung in Form von Subventionsverboten und Rahmenrichtlinien die 3G-Aufnahme aber beeinträchtigen.

Auf die Internetnutzung wird sich die wachsende UMTS-Verbreitung aber kaum auswirken, glaubt Forrester. Schon jetzt seien 90 Prozent der Mobiltelefone internetfähig, allerdings erfolgten 93 Prozent der Internetzugriffe über GSM oder GPRS und nicht über UMTS. "Das geringe Kundeninteresse, für mobile Internetdienste zu zahlen und eine im Vergleich zu festen Internetanschlüssen und interaktiven TV-Alternativen deutlich geringere Anwendererfahrung wird dazu führen, dass gegen Ende 2010 nicht mehr als die Hälfte der Anwender mobile Internetdienste nutzen", erläutert van Veen.