Mobilfunk-Prognosen

UMTS-Durchbruch doch noch in diesem Jahr?

Zesium Mobile: Musik-Downloads bewegen Handykunden zum Umstieg
Von Georg Stanossek

Entgegen bisher anders lautenden Prognosen stehen die Chancen angeblich doch gut, dass UMTS in diesem Jahr der Durchbruch noch gelingt. Davon jedenfalls geht Joachim Permien aus, Geschäftsführer des Beratungs- und Entwicklungsunternehmens Zesium Mobile. Den Grund für den nun folgenden Siegeszug und das große Geschäft sieht Permien in Applikationen für Musik-Downloads aus dem Internet, mit denen die Handykunden im großen Umfang zum raschen Umstieg auf das UMTS-Netz bewegt werden könnten.

"Der Verbraucher verlangt nach mobilen Multimedia-Diensten. Es hat lange gedauert, bis die Dienste auf die persönlichen Anforderungen des Nutzers zugeschnitten worden sind", kommentiert Permien. Weltweit steige auch die Nachfrage nach dem Download von Spielen, Video- und Filmclips. Könne der technische Aufwand, die Qualität und der Nutzen der Inhalte verbessert werden, seien Verbraucher auch bereit, mehr Geld in Multimedia-Anwendungen zu investieren. Im Weihnachtsgeschäft rechnet Permien mit einem Boom für UMTS-fähige Handys, denn mobile Internet- und Multimedia-Anwendungen seinen bis dahin Standard.

Tarifmodelle der Netzbetreiber müssen attraktiver werden

Durch den kostspieligen Netzaufbau hätten sich die Marktteilnehmer bislang in starker Zurückhaltung geübt. Gerätehersteller beklagten, dass die Content-Provider zu langsam Kundenanwendungen entwickelt hätten. Die Diensteanbieter schoben den schwarzen Peter zurück und beriefen sich auf die zögerliche Kooperationsbereitschaft, die es schwer mache, solche Anwendungen zu entwickeln. "In allen Bereichen fehlte es an klugen Geschäftsmodellen", so Permien weiter. "Sowohl Gerätehersteller als auch Content-Provider haben es versäumt, die Wünsche der Verbraucher im Blick zu haben" und die Netzbetreiber müssen mit ihren Tarifmodellen noch attraktiver werden. Nach den enttäuschten Erwartungen hätten die Verbraucher schließlich das Vertrauen in die neue "Wundertechnik" verloren.

Sei aber UMTS erst einmal als Distributionskanal etabliert, werde die Möglichkeit, eine große Anzahl an Benutzern zu erreichen, auch als Werbemedium interessant. Diese Entwicklung sei ähnlich wie diejenige im Internet, wo sich Gratisdienstleistungen ebenfalls über Werbung finanzieren lassen. "Auch im Bereich UMTS ist daher ein Geschäftsmodell denkbar, mit dem Content-Provider einen Netzbetreiber dafür bezahlen, Zugang zu einer vorher definierten Gruppe von Verbrauchern zu erhalten", erläutert Permien.

Auch der Branchenverband Bitkom erwartet für dieses Jahr den Durchbruch bei UMTS. Der Technologiekonzern Sony Ericsson sieht UMTS erst ab 2008 bis 2010 als Massenmarkt, während die Mitbewerber Nokia, Motorola und Siemens schon zum Jahresende ein Massengeschäft bei dieser Technologie sehen. Der damalige Bundeswirtschaftsminister Werner Müller erwartete im Jahr 2000 für Deutschland bis 2010 etwa 30 Millionen Kunden für die UMTS-Handy- und Computertechnik. Auch nach Einschätzung des internationalen Branchenverbandes UMTS-Forum wird mit der neuen Mobilfunktechnik erst dann Geld zu verdienen sein.