Railnet

ICEs jetzt auch mit WLAN

Bahn startet angekündigten Testbetrieb zwischen Köln und Dortmund
Von / Thorsten Neuhetzki

Wer viel geschäftlich mit dem Zug unterwegs ist, möchte gerne unterwegs seine E-Mail lesen oder auch mal im Intenet surfen. In den ICE-Zügen der Deutschen Bahn gibt es schon seit einiger Zeit Wagen, die mit GSM-Repeatern ausgestattet sind. Die GSM-Signale werden über Außenantennen empfangen und im Zug ausgestrahlt. Aber nicht alle Tunnelstrecken werden bislang mit GSM versorgt und die bei GSM maximal mögliche Datenrate liegt bei etwa 43 kBit/s. Deshalb hatte die Bahn schon vor Jahren über WLAN in den Zügen nachgedacht. Auf der CeBIT stellten Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke und Bahnchef Hartmut Mehdorn ihr "Railnet"-Projekt vor.

Das Versprechen, bis Dezember etwas Handfestes vorzustellen, wurde heute erfüllt, wie Hartmut Mehdorn stolz feststellte. Bei einer Testfahrt zwischen Köln und Düsseldorf konnten sich rund 100 Journalisten davon überzeugen, der mobile Hotspot funktioniert.

Sieben ICE3-Züge der Deutschen Bahn wurden mit WLAN ausgerüstet, die Züge selbst empfangen das UMTS-Signal von T-Mobile und wandeln es in ein WLAN-Signal um. 20 Bahnhöfe mit WLAN-Hotspots auszurüsten sei einfach gewesen, aber jetzt auch auf der Strecke bei jeder Geschwindigkeit mit dem Laptop online sei eine hoch komplexe technische Herausforderung, betonte Hartmut Mehdorn.

Ausbau von allen ICE-Strecken bei guter Akzeptanz

Wenn die Pilotstrecke Köln-Dortmund angenommen wird, sollen bundesweit die 90 größten Bahnhöfe und alle ICE-Strecken ausgebaut werden. Umfragen belegen, dass 25 Prozent der Kunden die Bahn häufiger nutzen, wenn es Internet im Zug gäbe. 10 Prozent würde gerne online Nachrichten lesen, 20 Prozent wollten online Infos zur Reise (wie Fahrpläne, Wetter) bekommen.

Auf der Strecke Dortmund-München wird ein "Offline"-Angebot gestartet. Ein im Zug installierter Server dient quasi als Proxy oder Cache und wird immer wieder mit Informationen "nachgeladen", wenn UMTS-Versorgung besteht. Die Downloadgeschwindigkeit soll durch Kanalbündelung bei maximal 1,5 MBit/s liegen. Die direkte UMTS-Versorgung für die Kunden in den Zügen ist noch Zukunftsmusik, aber nicht undenkbar. Mit diesem Baustein will Mehdorn das Bahnfahren attraktiver machen. Dafür sei er auch bereit, einen "attraktiven Betrag" auszugeben. Summen nannte er jedoch nicht. Mehdorn sieht sich im Angriff auf die Billig-Airlines, denn "Reisezeit ist Nutzzeit".

Sechs Monate hätten Deutsche Bahn, T-Mobile und T-Systems gemeinsam entwickelt und die Termine gehalten. Jetzt liege es am Kunden, ob das Angebot Resonanz finde. In den nächsten drei Monate sei die Nutzung kostenfrei. Danach liegen die Kosten für den Zugang vermutlich auf dem Level der normalen T-Mobile-Hotspots. Möglicherweise wird auch ein spezieller Tarif für Bahnkunden aufgelegt.

Das mobile Internet im Zug könnte neue Dienste und Services bringen, an die heute noch keiner gedacht hat, davon ist Kai-Uwe Ricke CEO von Telekom überzeugt. Die Telekom werde die Breitbandstrategie auch mobil machen und das Tempo forcieren.