kompromittierend

Prozess: Dialer-Betrug mit Millionen-Beute

Freiheitsstrafe und 2,1 Millionen Euro Geldbuße
Von dpa / Marie-Anne Winter

Im Prozess um einen Internet-Pornocoup mit einer Beute von rund 3,2 Millionen Euro haben zwei Männer aus Dänemark die Tat zugegeben. Die beiden Angeklagten hätten vor Verhandlungsbeginn ein schriftliches Geständnis abgelegt, sagte der Staatsanwalt vor dem Amtsgericht Hamburg-St. Georg. Im Gegenzug habe er den Männern im Alter von 38 und 64 Jahren eine Freiheitsstrafe von zwei Jahren sowie von einem Jahr und sechs Monaten zur Bewährung und eine Geldbuße von insgesamt 2,1 Millionen Euro angeboten. Die Richter beraten nun, ob sie der Vereinbarung zustimmen wollen.

Die Angeklagten sollen von November 2003 bis Juni 2004 mit Hilfe automatischer Einwahl-Programme, so genannter Dialer-Techniken, unbemerkt Daten von Internet-Nutzern ausgespäht und ihnen dann unrechtmäßig Rechnungen für angebliche Abonnements von Erotik-Seiten zugestellt haben. "Es ging darum, möglichst viele Telefonnummern mit dem Datensatz einer Person zu bekommen, an die man dann die Rechnung schicken kann", sagte der Staatsanwalt. Die Männer hätten über mehrere Firmen agiert, unter anderem mit Sitz in Hamburg.

Insgesamt seien rund 358 000 Rechnungen und Mahnschreiben verschickt worden. Rund 45 000 Empfänger hätten bezahlt. "Wenn man als Mann so eine Rechnung bekommt, ist man pikiert, will das seiner Frau nicht zeigen und keinen Ärger riskieren. Und dann haben viele das Geld überwiesen, um ihre Ruhe zu haben", sagte der Staatsanwalt. Einige Rechnungs-Empfänger meldeten sich allerdings auch bei der Polizei. "Es waren Priester, Nonnen und auch viele Frauen dabei, die angeblich diese Erotik-Abonnements hatten, und da fragt man sich, lügen die alle", sagte der Staatsanwalt. So sei die Polizei auf den Betrug aufmerksam geworden.

Fallen im Werbebanner

Die Ermittlungen und eine Hausdurchsuchung in den Firmenräumen der beiden Angeklagten deckten den Angaben zufolge schließlich ein ausgeklügeltes System für erwerbsmäßigen Betrug auf: Die beiden Männer hätten präparierte Werbebanner im Internet geschaltet. Wer darauf geclickt habe, sei automatisch auf eine ebenfalls präparierte Erotik- oder auch Lifestyle-Seite weitergeleitet worden. Dadurch habe sich ein versteckt installiertes Einwahl-Programm automatisch gestartet, mit dem der Nutzer von ihm selbst unbemerkt bei der Festnetznummer einer Firma angerufen habe. Der Anruf sei dort gespeichert worden und Grundlage für die komplette Datenermittlung des Internet-Nutzers gewesen.

"Das Unternehmen war verlustreich", sagte die Verteidigerin des 64-jährigen Angeklagten. Die beiden Männer hätten vorab viel Geld investieren müssen. Das Geschäft habe erst im Laufe der Jahre Gewinn abwerfen sollen. Die Angeklagten sitzen zur Zeit in Untersuchungshaft. Sie leben seit mehreren Jahren in Spanien.