Personalabbau

T-Com-Vorstand begründet Stellenabbau auch mit guter Finanzlage

Raizner benennt erste zehn Städte für das neue Glasfasernetz
Von ddp / Björn Brodersen

Telekom-Festnetzvorstand Walter Raizner hat den geplanten massiven Stellenabbau auch mit der aktuell guten Finanzlage des Bonner Konzerns begründet. "Die T-Com ist nur auf einer soliden wirtschaftlichen Basis in der Lage, den Personalabbau sozialverträglich zu gestalten", sagte Raizner dem Magazin Focus. "Deshalb handeln wir jetzt und nicht erst, wenn es zu spät ist", verteidigte er die Kürzungspläne.

Raizner rechnet mit der Unterstützung der Belegschaft. "Die Motivation in der T-Com ist so hoch wie nie zuvor", sagt der Konzernvorstand. Die Mitarbeiter "wissen und verstehen, warum wir den notwendigen Umbau jetzt voranbringen müssen".

Zudem begrüße die Belegschaft das geplante Hochgeschwindigkeits-Glasfasernetz, sagte Raizner. Die Beschäftigten sähen, "dass wir unser verdientes Geld wieder in die eigene Zukunft investieren und nicht mehr nur als Cash-Lieferant für die anderen Sparten des Konzerns dienen".

Glasfasernetz startet zunächst in zehn Städten

Raizner kündigte an, dass das Glasfasernetz zunächst in Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, Hannover, Köln, Leipzig, München, Nürnberg und Stuttgart starten soll. Dort sollten die Kunden bereits Mitte 2006 Daten mit einer Geschwindigkeit von 50 MBit/s abrufen können. Bis 2007 solle es dann auf 50 Städte aufgestockt werden.

Die Telekom will in den kommenden drei Jahren per saldo 19 000 Stellen abbauen. Insgesamt sollen 32 000 Mitarbeiter den Konzern verlassen, auf der anderen Seite jedoch mehrere tausend neue Kräfte eingestellt werden. Zugleich hat der Konzern angekündigt, für zunächst drei Milliarden Euro ein Glasfasernetz zu errichten. Allerdings macht die Telekom zur Bedingung, dass sie hier nicht der Regulierung unterworfen wird und damit die Leitungen nicht ihren Konkurrenten zur Verfügung stellen muss. Lesen Sie hierzu auch unser heutiges Editorial.

Gewerkschafts-Proteste gehen weiter

Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di Hessen setzt unterdessen am Montag ihre vor einigen Tagen begonnenen Proteste gegen den geplanten massiven Stellenabbau fort. Zu einer Protestkundgebung am Montag in Frankfurt am Main erwartet ver.di nach eigenen Angaben mehr als 1 000 Beschäftigte des Telekommunikationsunternehmens. In den zurückliegenden Tagen hatte es den Angaben zufolge bereits Proteste an den Betriebsstandorten Darmstadt, Eschborn, Frankfurt, Fulda, Hanau und Heusenstamm gegeben.

Nach ver.di-Darstellung will die Telekom in Hessen jeden fünften Arbeitsplatz streichen. Das sei aus Sicht der Beschäftigten "höchst unsozial und unanständig", daher herrsche "Unmut und Wut", sagte die zuständige Gewerkschaftssprecherin Brigitte Reinelt. Sie kündigte an, die Proteste der vergangenen Tage seien "nur der Anfang einer heftigen Auseinandersetzung, sollte der Vorstand seine Pläne nicht zurücknehmen". Sie bezweifelte, dass mit weniger Personal der bis zur Fußball-Weltmeisterschaft im nächsten Jahr angestrebte Ausbau des Glasfasernetzes zu schaffen sei.