über Erwartung

o2: Genion-Flatrate "überraschend erfolgreich"

Bis zu 20 000 neue Kunden pro Woche
Von Marie-Anne Winter

Der jüngste unter den deutschen Mobilfunkanbietern, o2, hat auf seine Weise in den Preiskampf im deutschen Mobilfunkmarkt eingegriffen: Vor drei Wochen stellte das Unternehmen einen Pauschal-Tarif für sein Genion-Produkt vor. Wie das Handelsblatt berichtet, ist dieser Tarif erstaunlich erfolgreich. o2-Chef Rudolf Gröger selbst sei vom Erfolg des Pauschaltarifes überrascht. "Bisher gewinnen wir dafür 20 000 neue Kunden pro Woche - das liegt weit über unseren Erwartungen," sagte Firmenchef Rudolf Gröger dem Handelsblatt. Mit dem neuen Tarif können Nutzer innerhalb der Genion-Homezone für einen Aufpreis von 9,99 Euro monatlich unbegrenzt in das Netz von o2 sowie das Festnetz telefonieren.

Mit diesem Flatrate-Angebot reagierten die Münchner auf ähnliche Angebote der Konkurrenz: E-Plus hatte Ende Juli mit Base einen "echten" Flatratetarif ohne zeitliche oder räumliche Begrenzung für bestimmte Gesprächsziele im Mobilfunk eingeführt. Vodafone hatte mit der Einführung seines Zuhause-Angebotes an dem bis dahin einmaligen Genion-Angebot mit einer Festnetznummer fürs Handy gekratzt. Und auch Marktführer T-Mobile kündigte nun mit mobile@home ebenfalls ein Produkt mit einer Homezone an, in der man zu Festnetzpreisen telefonieren kann.

Festnetz soll ersetzt werden

Im Grunde bestätigen alle diese Versuche der mobilen Konkurrenz, wie visionär die Einführung von Genion im Jahre 1999 war. Es war der erste ernsthafte Versuch, das Festnetz mit einem innovativem Mobilfunkprodukt zu ersetzen. Heute nutzen fast drei Viertel der Vertragskunden von o2 Genion. "Genion ist unser Kernprodukt, das wir mit dem Pauschaltarif noch attraktiver machen", sagte Gröger. Das erfolgreiche Produkt beschert o2 höhere Umsätze pro Kunde als den anderen deutschen Mobilfunkanbietern. Etwa 20 Prozent aller Genion–Kunden haben ihren Festnetzanschluss bereits komplett aufgegeben. Das ist ein vergleichsweise hoher Wert – denn im Schnitt telefonierten nur rund sieben Prozent der Deutschen ausschließlich mit ihrem Mobiltelefon.

Dieses Erfolgsmodell ist nun allerdings gefährdet, weil es, wie oben angedeutet, mittlerweile Konkurrenzprodukte gibt. Dennoch ist o2 optimistisch und rechnet auch in diesem Jahr weiterhin mit einem starken Wachstum und einer Gewinnmarge vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) von 20 Prozent oder etwas darüber. Dies gab gestern die britische Mutter mit den vorläufigen Halbjahreszahlen für 2005 bekannt.

Das erwartete Wachstum will sich das Unternehmen durch weitere Attacken auf das Festnetz sichern - etwa durch zusätzliche mobile Dienstleistungen per UMTS. Deshalb werde derzeit auch der Ausbau des UMTS-Netzes vorangetrieben, damit die beispielsweise für mobiles Fernsehen und mobile Musik-Downloads erforderlichen Datenmengen auch entsprechend schnell transportiert werden können. Bis zum kommenden Frühjahr soll der schnelle Mobilfunkstandard fast allen Genion-Kunden zur Verfügung stehen.

Dabei betont der deutsche o2-Chef, dass man sich nicht als Billigheimer positionieren werde. Die Marke an sich solle gestärkt und die Kunden mit auf ihre Bedürfnisse zugeschnittenen Angeboten überzeugt werden: "Wir werden unsere Kunden stark nach ihren Bedürfnissen segmentieren."

Allerdings strebt o2 weitere Kooperationen nach dem Tchibo-Vorbild an. Der Kaffee-Röster vertreibt seit Ende vergangenen Jahres Handys und Guthabenkarten von o2, ab Oktober kommen auch Mobilfunk-Verträge dazu. "Ich könnte mir zwei bis drei weitere Partner nach diesem Vorbild vorstellen, aber sie müssen ein eigenes Filialnetz besitzen und andere Kunden abdecken als o2 und Tchibo," sagte Gröger. Über das Internet erreiche man nur eine begrenzte Zielgruppe.