Themenspecial VoIP Unterwegs

Internet-Telefonie: sipgates WLAN-Telefon im Test

Telefon von UTStarcom nur für technisch versierte geeignet
Von Thorsten Neuhetzki

Hat man das Telefon einmal korrekt eingerichtet und eventuell gleich mehrere VoIP-Anbieter konfiguriert, kann das Telefon mitgenommen und theoretisch an jedem WLAN-Hotspot eingesetzt werden. Doch nicht jeder WLAN-Hotspot ist für die Benutzung des Telefones geeignet. Wer glaubt, mit dem Telefon etwa an einem öffentlichen Hotspot von der T-Com, Vodafone, o2, 802:WLAN oder anderen Betreibern surfen zu können, der irrt. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Bei all diesen Hotspots kann sich das Endgerät (unabhängig davon, ob Laptop oder WLAN-Phone) nur einloggen, nachdem per Web-Interface entsprechende Zugangsdaten eingegeben wurden. Dieses ist jedoch bei dem F1000 aufgrund der fehlenden Möglichkeit, ein Web-Interface aufzurufen, nicht möglich. Das ist ein klarer Nachteil für alle, die das Telefon in Hotels und auf Reisen nutzen wollen.

Im Dauertest machte das Telefon keine gute Figur. Bei längeren Telefonaten wurde es recht schnell sehr warm. Diese uneffiziente Energienutzung hatte auch zur Folge, dass der Akku nicht sehr lange hielt. Des Weiteren stellten wir fest, dass sich das Telefon nach längerer Nichtnutzung auch aus dem heimischen WLAN ausloggte. Wollte man es dann wieder benutzen, musste der komplette Einrichtungsvorgang durchlaufen werden. Immerhin mussten die Schlüssel nicht nochmal neu eingegeben werden, da diese gespeichert bleiben.

Auch scheinen einige Funktionen nicht ausgereift zu sein. So zeigte uns der Zeitzähler nach einigen Testgesprächen an, wir hätten insgesamt schon 51 464 Stunden telefoniert - fast sechs Jahre Dauergespräch.

Das F1000 unterstützt lediglich den inzwischen veralteten Standard 802.11b. Dieser wird jedoch auch von allen modernen WLAN-Routern unterstützt. Mit dem Standard ist eine Übertragungsgeschwindigkeit von 11 MBit/s möglich, die zum Telefonieren allemal ausreicht.

Die Sprachqualität des F1000 ist gut. Im Test wirkte die Stimme des Gegenübers aber teilweise zu kalt. Befindet man sich innerhalb des WLAN nahe am Access-Point, so gibt es auch keine Verbindungsprobleme. Je weiter man sich vom Access-Point entfernt - die Sendestärke wird bei der Hotspotsuche und im Display angezeigt - desto häufiger kommt es zu Aussetzern in der Gesprächsdatenübertragung. In einem Fall erlebten wir sogar eine negative Überraschung: Die Verbindung zum WLAN-Access-Point riss mitten in der Verbindung mit einem Sprachcomupter ab. Das ist prinzipiell nicht ungewöhnlich, wenn man das WLAN-Gebiet verlässt. Aber offensichtlich wurde das Gespräch nicht beendet, denn im sipgate-Konto wurde diese Verbindung mit über einer Stunde berechnet, obwohl wir nur wenige Minuten telefoniert hatten. Der Testanruf wurde mit einem Sprachcomputer durchgeführt, der nicht auflegte. Im Regelfall dürfte dieses jedoch kein Problem sein, da jeder Gesprächspartner auflegen wird, wenn er seinen Gegenüber nicht mehr hört.

Fazit: Ein Gerät für "Early-Adopters"

sipgate berechnet für den Kauf des Gerätes 169 Euro. Ein stolzer Preis, wenn man bedenkt, welche VoIP-Hardware man für den Preis sonst kaufen kann. Technisch Interessierte werden an dem Gerät aufgrund der innovativen Übertragungsart ihre Freude haben. Es ist sicherlich reizvoll, auf der Straße einen offenen Hotspot zu finden und mal eben zu VoIP-Konditionen zu telefonieren. Doch einen solchen Hotspot zu finden, ist nicht so leicht. Alleine aufgrund der Reichweite der Hotspots wird oftmals keine Verbindung aufgebaut.

Auch die benutzerunfreundliche Benutzerführung und eine fehlende deutsche Anleitung lassen das Telefon jedoch unterm Strich nur für die sogenannten Early-Adopters, die Technik-Freunde, die alle Innovationen direkt ausprobieren möchten, sinnvoll erscheinen.