Mobile Payment

Editorial: Bezahlung oder Abzocke?

Handy statt Dialer?
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Mobile Payment ist an sich eine tolle Sache: Handy neben den Fahrkartenautomaten halten, eine geheime PIN eingeben, fünf Sekunden warten, und die 2,50 Euro für ein Nahverkehrsticket sind bezahlt. Zusammen mit der nächsten Handy-Rechnung bekommt man eine übersichtliche Abrechnung aller Zahlungen, soweit man dem Einzelnachweis nicht widersprochen hat. Das wäre viel praktischer, als die Suche nach passendem Kleingeld, der Kampf mit den pingeligen Banknotenlesern oder die langen Wartezeiten bei gewöhnlichen bargeldlosen Zahlungsmitteln wie ec- oder Kreditkarte.

Doch bisher hat sich die Bezahlung von Kleinbeträgen per Handy nicht durchsetzen können. Schuld ist die Komplexität der bisher erprobten Verfahren. Bei Paybox war es für eine Zahlung etwa notwendig, seine eigene Mobilfunknummer anzugeben. Der Zahlungsempfänger ruft dann bei der Paybox-Hotline an, gibt die Nummer des Zahlenden und den Betrag durch. Dieser bekommt einen Rückruf auf seinem Handy, bekommt die Daten noch einmal angesagt, und muss dann eine PIN eingeben. Dem Zahlungsempfänger wird dann wiederum der korrekte Abschluss der Transaktion gemeldet. Da ist selbst die gute alte Kreditkarte samt Rubbelmaschine und Anruf bei der Autorisierungs-Hotline schneller. Kein Wunder, dass Paybox noch gut zwei Jahren aufgab. Zum Bezahlen von allgemeinen Diensten per SMS gab es ebenfalls schon diverse Feldversuche, jedoch nur wenige Erfolge.

Und die Netzbetreiber sind drauf und dran, sicherzustellen, dass "mobile payment" auch künftig eine Nischenanwendung bleiben wird. Je öfter nämlich die Zahlung per Handy mit fragwürdigen Angeboten in Verbindung gebracht wird, desto weniger werden die Kunden bereit sein, diese als seriöse Alternative anzunehmen. Und hier sind die Netzbetreiber in der Pflicht, unseriöse und überteuerte Angebote, bei denen die entstehenden Kosten in einer Art Statuszeile versteckt werden, von sich aus auszusortieren, und nicht erst zu warten, bis die Medien berichten.

Nur sehr wenige Nutzer werden willentlich ein Abo mit täglichen Kosten von bis zu 10 Euro abschließen, um ein paar Strichzeichnungen zum Ausmalen herunterladen zu dürfen. Die Online-Buchhändler haben nämlich hunderte von Malbüchern im Angebot, zum Stückpreis von jeweils wenigen Euro, kostenfreie Lieferung auf Rechnung inklusive. Auch beim Buchladen um die Ecke dürfte man fündig werden.

Besonders auffällig ist, das der genannte Anbieter verschiedene Preise verlangt, in Abhängigkeit davon, über welchen Netzbetreiber man sich anmeldet. Vermutlich wurde jeweils das Maximum hinterlegt, das der Netzbetreiber zulässt. Der aufgeklärte Kunde merkt sich also: "Per Handy bezahlst Du immer den Maximalpreis!"