Backbone

Backbones - die leistungsstarken Hintergrundnetze

Was ist ein Backbone?
Von Julia Scholz

Neben dem Ausbaugrad des Netzes spielt das so genannte Trafficmanagement im Backbone eine große Rolle für die Qualität der Datenübertragung. Kunden, die durch intensives File-Sharing hohe Downloadraten verursachen, wissen, dass die Nutzung des Internetzugangs bei intensiver Auslastung von manchen Serviceprovidern eingeschränkt wird. Die technische Umsetzung entsprechender Maßnahmen erfolgt im Backbone. Jedoch nicht alle Carrier bieten den ISP diese Dienste an. Auf Nachfrage gaben Telefónica, Tiscali, Broadnet und Celox an, dass in sie in ihrem Backbone Portdrosselung, -priorisierung und -sperrung auf Wunsch der ISP vornehmen.

Grund für die Beschränkung des Datenverkehrs sind oft begrenzte Kapazitäten billigerer Anbieter. Um die Kunden mit möglichst niedrigen Tarifen zu locken, wird die pro Kunde bereit gestellte Bandbreite möglichst knapp kalkuliert. In Spitzenbelastungszeiten kann es dann zu Engpässen kommen. Bei Telefónica wird in diesem Falle zunächst eine Priorisierung bestimmter Anwendungen vorgenommen. Das heißt, Ports für Standard-Applikationen wie E-Mails-Clients oder Browser werden beispielsweise gegenüber Filsharing-Tools priorisiert. In einem zweiten Schritt wird ein bestimmter Datenverkehr beschränkt. Die Klassifizierung der Datenverkehre kann auf unterschiedliche Art erfolgen. Entweder wird der Datenverkehr ausgewählter Kanäle, über die Traffic-intensive Anwendungen laufen, beschränkt oder die Bandbreite bestimmter Nutzergruppen wird gedrosselt. Callando beispielsweise stuft in besonderen Belastungszeiten die Flatrate-Kunden in eine bestimmte Nutzerkategorie, deren Internetzugang auf eine verringerte Datenübertragungsrate begrenzt wird. Tiscali bestätigte die Bandbreiten-Drosselung für Anschlüsse einzelner IP-Adressen sogenannter Internet-Telefonie - Daten die der Backbone priorisiert. Poweruser.

Eine Priorisierung bestimmter Datenströme kann jedoch auch im Interesse der Nutzer sein. So gibt der Betreiber Broadnet an, unterschiedliche Priorisierungen innerhalb des Backbones vorzunehmen, insbesondere die Priorisierung von VoIP-Verkehr. Allerdings ist auch das nur notwendig, wenn die zur Verfügung stehende Bandbreiten-Kapazität begrenzt ist.

Keinerlei Einschränkungen erfährt der Datenverkehr im Backbone der Telekom, Arcor und terralink, so die Aussage der Firmensprecher gegenüber teltarif. Realisiert ein ISP sein DSL-Angebot über den Backbone dieser Betreiber, so müsste er über eigene technische Voraussetzungen verfügen, um bestimmte Datenverkehre zu drosseln oder zu priorisieren.

Fazit

Die Unterschiede zwischen den Backbones der einzelnen Betreiber sind enorm. Auf jeden Fall wirkt sich der Ausbauzustand, also die Dichte des Netzes aus Glasfaserkabeln und Austauschpunkten, auf die Qualität des Datenverkehrs aus. Jedoch wird nur der Nutzer Unterschiede feststellen, der die Grenze der Belastbarkeit seines Internetanschlusses austestet, sei es durch ständig hohe Downloadraten oder durch Anwendungen wie Netzwerk-Spiele, die kurze Pingzeiten erfordern. Wer den Internetzugang nur für Standard-Applikationen wie E-Mail-Dienste oder zum Surfen im Netz nutzt, dem werden die Unterschiede kaum auffallen.

Grundsätzlich sollte man bei besonders günstigen Tarifen kritisch sein, ob es sich um ein seriöses Angebot handelt. Dies kann sich zum Beispiel in der Abrechnungsart ausdrücken, aber auch darin, wie lange der Anbieter schon am Markt ist und ob der Tarif seit Längerem besteht. Weist das Angebot in dieser Hinsicht keine Tücken auf, können Kunden mit geringem Bandbreitenbedarf auch primär auf den Preis schauen. Will man eventuell mehr, oder besteht man einfach nur rund um die Uhr auf der gebuchten Bandbreite, lohnt vor Vertragsabschluss ein Blick in die AGB des Providers. Behält sich der Anbieter eine Kündigung des Vertrages ohne Angabe von Gründen vor, sollte man von Prepaid-Tarifen absehen.

Legt man wert auf einen ungedrosselten Flatrate-Zugang, empfiehlt es sich, den Backbone, über den der jeweilige Provider sein Angebot realisiert, in Erfahrung zu bringen. Dabei hilft ein Blick auf unsere Übersichtsseiten zu den DSL-Angeboten. Bei einigen Backbone-Betreibern kann die Wahrscheinlichkeit einer Bandbreiten-Drosselung von vorn herein ausgeschlossen werden. Grundsätzlich hängt es jedoch vom ISP ab, der die Leistung gegenüber dem Endkunden vermarktet. Hier muss der Kunde anhand des Preises für den Tarif und dem Ruf des Anbieters abwägen, ob eine Einschränkung des gebuchten DSL-Zuganges zu befürchten ist.