Konvergenz

Tk-Markt: Alles wächst zusammen

Konvergenz ist ein großes Thema auf der Handelsblatt Jahrestagung
Von Björn Brodersen

Im Festnetz bleibe DSL auf lange Sicht die dominante Schlüsseltechnologie. 90 Prozent aller Breitbandzugänge in der Bundesrepublik beruhten auf DSL, 86 Prozent davon sind von der T-Com geschaltet. Allerdings werde DSL nie überall verfügbar sein. Deshalb komme im nomadischen Bereich WiMAX eine große Rolle zu. "WiMAX eignet sich hervorragend für große Entfernungen in dünn besiedelten Gebieten", so Wulf. Es liefere eine hohe Bandbreite, eine große Reichweite und hohe Effizienz. Zudem werde es für den Kunden günstiger sein als andere DSL-Alternativen, nie aber günstiger als DSL selbst.

Da alternative Technologien für Breitbandzugänge in Deutschland zurzeit nicht zugänglich für den Massenmarkt sind, ist nach Ansicht von Alwin Mahler, Vice President Strategy bei Telefónica Deutschland, eine kurzfristige Beschleunigung der Breitband-Entwicklung und des Wettbewerbs. Dies soll durch die Bereitstellung der entsprechenden DSL-Vorleistungsprodukte - zum Beispiels durch Zugriff auf die Kupferleitung oder per Line-Sharing - geschehen. Hier stehen in den kommenden Wochen Entscheidungen der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP) an.

Die schöne neue Konvergenz-Welt

Echte Konvergenz-Produkte im Mobilfunk-Festnetz-Bereich - wie beispielsweise BT Fusion - gibt es auf dem hiesigen Markt dagegen noch nicht. Hier gibt es laut Alcatel SEL-Vorstandsmitglied Wulf noch technische Hürden und Probleme mit der Zertifizierung, die erst beseitigt werden müssen. Offene Fragen gibt es aber auch in den anderen Bereichen, zumindest warteten die Zuhörer der Podiumsdiskussion auf dem Branchentreffen vergeblich auf Konkreteres. Allerdings mag dies auch daran liegen, dass die Anbieter ihre fertigen Pläne bereits in den Schubladen liegen haben, sich in der Öffentlichkeit mit Ankündigungen jedoch noch zurückhalten. Sicher sind sich die Telekommunikationsunternehmen jedoch über die Richtung: Nicht die Technik, sondern die Bedürfnisse des Kunden sollen zukünftig im Mittelpunkt stehen. Der Nutzer soll sich keine Gedanken mehr darüber machen, wie eine Technik oder ein Dienst funktioniert und gleichzeitig überall auf die selben Dienste zugreifen können.

Wie die "schöne neue Welt" später aussehen könnte, verriet der Telekom-Ausrüster Lucent Technologies am Rande der Veranstaltung: Nach Ansicht von Reinhard Pollak, Director Technical Account Strategy Customer Group, wird es in Zukunft keine "Killerapplikation" geben, sondern ein Bündel an Möglichkeiten. Die Endkunden können sich so genannte "Lifestyle-Services" im Baukastenprinzip zusammenstellen und überall über ein geeignetes Endgerät mit entsprechender Benutzeroberfläche nutzen. In einer logisch zentralen Datenbank werden die unterschiedlichen Kommunikationswege wie Telefonie, E-Mail, Instant Messaging und Medien zusammengefasst und gesteuert. Zum Beispiel kann der Anwender festlegen, zu welchem Zeitpunkt er auf welchem Gerät für welchen Kontakt erreichbar ist oder nicht. Ein Friendly-User-Test für ein solches Produkt ist in Zusammenarbeit mit einem europäischen Netzbetreiber in Vorbereitung.