Verfahren

Immobilienbewertungen: Telekom kauft sich frei

Staatsanwaltschaft will langen Prozess vermeiden
Von AFP / Björn Brodersen

Die Bonner Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen gegen die Deutsche Telekom wegen falscher Bilanzierung von Immobilien eingestellt. Der Verdacht zu hoch bewerteter Gebäude und Grundstücke in den Bilanzen und im Börsenprospekt vom November 1996 bestehe zwar weiter, erklärte Oberstaatsanwalt Friedrich Apostel heute in Bonn. Anklage werde dennoch nicht erhoben, weil sonst ein kostspieliger und über Jahre andauernder Strafprozess zu erwarten sei, bei dem kein befriedigendes Ergebnis herauskomme. Die Telekom habe sich bereit erklärt, fünf Millionen Euro für gemeinnützige Zwecke zu zahlen.

Die sechs beschuldigten Telekom-Manager müssen laut der Ermittlungsbehörde Beträge zwischen 20 000 und 250 000 Euro an die Staatskasse zahlen. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft der Telekom wolle 250 000 Euro für gemeinnützige Zwecke spenden. Bereits vor gut einer Woche hatte die Bonner Staatsanwaltschaft Teile des Verfahres eingestellt.

Schlechte Aussichten für 15 000 Kleinanleger

Jetzt sehen Anlegerschützer für die Klagen tausender Kleinanleger schwarz. "Das ist kein guter Tag für die Kläger", sagte Jürgen Kurz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) heute in Düsseldorf. "Jetzt wird es ein ganzes Stück schwerer zu beweisen, dass die Bilanzierung falsch war." Vor dem Frankfurter Landgericht verlangen rund 15 000 Kleinanleger aufgrund der angeblichen Falschbilanzierung von der Telekom ihr Geld zurück. Der Prozess soll im Oktober fortgesetzt werden. Die DSW warnte dennoch vor übertriebenem Optimismus. "Schließlich konnte sich die Staatsanwaltschaft nach fünf Jahren Ermittlung nicht dazu durchringen, Anklage zu erheben", sagte Kurz.