Hintergrund

Antenne, Kabel oder Satellit: Digital-TV erobert die Wohnzimmer

Mehr als 1,7 Millionen haben sich alleine für DVB-T entschlossen
Von dpa / Thorsten Neuhetzki

Digitales Fernsehen ist weiter auf dem Vormarsch. Per Satellit und Kabel locken erstklassige Empfangsqualität, zusätzliche Programme und Multimedia im Wohnzimmer. Und auch die gute alte Antenne hat sich in der digitalen Welt ihren Platz erobert. Das geschickt als "Überallfernsehen" vermarktete terrestrische Digital-TV (DVB-T), das sogar unterwegs und im Freien funktioniert, zieht in einen deutschen Ballungsraum nach dem anderen ein. Und selbst der Fernsehempfang per Handy (DVB-H) ist keine reine Zukunftsmusik mehr.

Das 2002 probeweise in Berlin und Brandenburg gestartete Antennenfernsehen hielt im vergangenen Jahr Einzug in weitere Regionen quer durch die Republik. Innerhalb weniger Monate wurden nach Branchenangaben 1,7 Millionen Set-Top-Boxen, die zum digitalen Empfang notwendig sind, an Fernsehzuschauer verkauft. "Das liegt dramatisch über allem, was ich ursprünglich für möglich gehalten habe", meint Ulrich Reimers, Professor für Nachrichtentechnik an der TU Braunschweig. Die im DVB-T (Digital Video Broadcasting - Terrestrial) genannte Technik bietet bis zu 24 Programme - und das ohne monatliche Kosten für den Anschluss, abgesehen von den Rundfunkgebühren.

Dem digitalen Kabel fehlen die großen Privatsender

Vor allem die Kabelnetzbetreiber spüren die neue Konkurrenz. Analog werden über Kabel 33 Programme ausgestrahlt, für die ein Kunde zum Beispiel in Stuttgart bis zu 18,95 Euro pro Monat bezahlen muss. Finanzielle Engpässe und Fehleinschätzungen ausländischer Investoren, die die Kabelnetze von der Deutschen Telekom erwarben, verzögerten den Ausbau der Infrastruktur für das Multimedia-Zeitalter um mehrere Jahre. Für das digitale Angebot des Marktführers Kabel Deutschland mit zusätzlichen Programmen - benötigt wird dafür ebenfalls eine Set-Top-Box - konnten sich nach Unternehmensangaben bis Ende 2004 nur 182 000 Kunden entscheiden. Bundesweit gibt es mehr als 20 Millionen Haushalte mit analogem Kabelanschluss, davon rund zehn Millionen bei Kabel Deutschland.

Große Privatsender wie RTL oder ProSieben machen bei der digitalen Ausstrahlung über Kabel (DVB-C) noch nicht mit, weil sie bessere Konditionen aushandeln wollen - und können daher nur analog empfangen werden. "Kabel ist momentan das Sorgenkind", fasst Experte Reimers zusammen. "Dabei hat die Technik vorzügliche Perspektiven und ist hoch leistungsfähig." In den USA wird das Kabelnetz zum Beispiel genau so häufig wie DSL zum schnellen Internet-Surfen eingesetzt. In Deutschland stehen die Chancen wegen des verspäteten Markteintritts jedoch schlecht, dass die Kabelbetreiber in diesem Segment noch nennenswerte Marktanteile gewinnen.