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Mobilfunk: Kommt der Ikea-Tarif?

Auch das schwedische Möbelhaus will in den Mobilfunk einsteigen
Von Marie-Anne Winter

Bereits im April vergangenen Jahres sagten die Berater von Booz Allen Hamilton [Link entfernt] voraus, dass neue Konkurrenz auf den deutschen Mobilfunkmarkt drängen werde. Jetzt berichtet die Financial Times Deutschland (FTD [Link entfernt] ), dass eine Reihe von Unternehmen wie das Bonussystem Payback, der Möbelkonzern Ikea und verschiedene Tankstellenbetreiber derzeit den Einstieg in das Geschäft mit dem Verkauf von Handys und mobilen Diensten prüfen würden.

"Ikea hat bereits Kontakt zu Netzbetreibern in Europa aufgenommen, um einen Start im Mobilfunkmarkt auszuloten", zitiert die Zeitung den Booz-Allen-Hamilton-Berater Roman Friedrich. Die alteingesessenen Netzbetreibern müssen nun zusehen, was sie den neuen Konkurrenten entgegensetzen können. Durch die neuen Anbieter im Billigsegment werden die Preise nach unten gedrückt - das hat sich im Prepaid-Bereich gerade mit dem Neueinsteiger Tchibo gezeigt. Nachdem E-Plus bereits Ende letzten Jahres laut über die Einführung einer eigenen Billigmarke nachgedacht hat, heißt es nun, dass auch Vodafone an einen solchen Schritt denke. T-Mobile ist schon einen Schritt weiter: Mit der Xtra und los-Karte vermarktet das Unternehmen bereits ein erstes Prepaid-Produkt gemeinsam mit Lekkerland-Tobaccoland [Link entfernt] über Tankstellen und Kiosken.

Überkapazitäten sinnvoll nutzen

Durch den Aufbau der neuen UMTS-Mobilfunknetze steht den vier deutschen Netzbetreiber T-Mobile, Vodafone, E-Plus und o2 mehr Kapazität für neue Angebote als bisher zu Verfügung. "Das Wachstum durch neue Anwendungen kommt aber nicht so schnell in Gang wie erwartet", sagt Friedrich. Weil zusätzlich das Kundenwachstum nachlasse, überlegten Betreiber, neue Anbieter auf ihr Netz zu lassen, um es besser auszulasten.

Wie berichtet will der Anbieter von Bonuskarten Payback ein eigenes Mobilfunkangebot auf den Markt bringen und verhandelt derzeit mit deutschen Netzbetreibern über die Nutzung ihrer Mobilfunknetze. Vermutlich wird E-Plus die technische Umsetzung übernehmen, noch ist aber keine Entscheidung gefallen. Durch die 27 Millionen Payback-Kunden dürfte nach Expertenmeinung auch der Bonussystemanbieter ein interessanter Kandidat für den Markteinstieg sein. Immerhin bekämen Payback-Nutzer schon jetzt ihre Punkteübersicht zugesandt, so dass ein enger Kundenkontakt bestehe.

Auch die Tankstellenbetreiber wie Aral und Shell prüfen derzeit eigene Mobilfunkangebote. Der schwedische Möbelkonzern Ikea soll unter anderem mit Vodafone bereits über eine Netznutzung gesprochen haben. "Wir haben derzeit keine Pläne, Mobilfunkdienste in unseren Läden anzubieten. Aber für die Zukunft können wir nichts ausschließen", sagte eine Ikea-Sprecherin dazu. In Schweden habe der Konzern gerade ein Pilotprojekt für Festnetzprodukte beendet.

Neuer Preiskampf absehbar

Weil Ikea eine bekannte Marke mit einer hohen Kundenbindung ist, gehen auch die Unternehmensberater von Boston Consulting davon aus, dass der Konzern Chancen im Mobilfunk habe. "Auch die Mobilfunkanbieter signalisieren großen Handelsmarken, dass sie Interesse daran haben, ihnen den Zugang zu ihrem Netz zu ermöglichen", sagt Berater Friedrich.

Einig sind sich die Branchenexperten auch darin, dass auf die etablierten Mobilfunkanbieter ein neuer Preiskampf zukommt. Die neue Generation von Mobilfunkanbietern folge einem Trend, der in anderen Ländern bereits im Gange sei. In Großbritannien etwa bieten der so genannte virtuelle Netzbetreiber Virgin oder die Supermarktkette Tesco bereits Handyprodukte an. Im Vergleich zu anderen Branchen sei Anteil des Gewinns am Umsatz im Mobilfunk sehr hoch und das Geschäft damit lukrativ.

In Deutschland ist das Interesse an dem Geschäftsmodell, in dem Firmen von Netzbetreibern Minutenkontingente mieten, durch den Einstieg des Kaffeerösters Tchibo in den Mobilfunkmarkt erwacht. Allerdings verhandelt auch der schwedische Telekommunikationsanbieter Tele2 schon länger über einen Einstieg in den deutschen Mobilfunkmarkt. Nun soll es endlich losgehen - so hieß es jedenfalls vor einigen Monaten. heißt es. Zudem drängt die britische Billigfluglinie Easyjet mit der Marke Easymobile in den Markt.