Entwicklung

Das Handy: Gebrauchsgegenstand statt Statussymbol

Zumindest äußerlich werden sich die neuen Handys kam verändern
Von dpa / Marie-Anne Winter

Das Handy taugt kaum noch als Statussymbol. Im vergangenen Jahr dürften allein in Deutschland rund 15,9 Millionen Geräte verkauft worden sein. Rund 19 Millionen sollen es 2005 werden. So lauten die Schätzungen der Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik (gfu) in Frankfurt. Das Handy sei längst ein allgegenwärtiges Utensil für jedermann. Die Hersteller werden daher auch im Jahr 2005 wieder eine ganze Armada neuer Modelle anbieten.

Mehr als die Hälfte der im vergangenen Jahr verkauften Handys besitzt eine eingebaute Kamera. Der Ausbau der Kamerafähigkeiten ist auch der am deutlichsten abzusehende Trend für dieses Jahr: Alexander Avramidis, Produktmanager Wireless Communication bei Samsung in Schwalbach am Taunus, geht davon aus, dass bei den in Handys eingebauten Kameras bald eine Auflösung von zwei bis drei Megapixeln Standard wird. Damit lassen sich fast schon die Einstiegsmodelle unter den Digitalkameras ersetzen. Zumal es Avramidis zufolge auch nicht mehr lang dauern wird, bis Handy-Kameras mit Autofocus und automatischem Weißabgleich ausgestattet sein werden.

Ein erster Höhepunkt in Sachen Multimedia-Handy dürfte Nokias 7710 werden, das im ersten Quartal auf den Markt kommen soll. Das Gerät mit großem berührungsempfindlichem Bildschirm besitzt eine Kamera mit einer Auflösung von 1 152 mal 864 Pixeln. Das Smartphone zeigt auch Textdokumente, Tabellen und Präsentationen an, so der finnische Hersteller mit Deutschlandsitz in Düsseldorf. Unterstützt werden unter anderem das Audioformat MP3 sowie der Videostandard MPEG4.

Mehr Bilder, mehr Töne, mehr Speicher

Im Jahr 2005 wird zudem UMTS ein beherrschendes Thema sein. Eine ausführliche Meldung dazu konnten Sie in der vergangenen Woche schon bei uns lesen. Immer wichtiger wird auch die Musik auf dem Handy. Ein entsprechendes Bündnis gingen Motorola und Apple ein: Laut Apple in Feldkirchen bei München werden alle Musik-Handys von Motorola in der ersten Jahreshälfte mit der Apple-Software Mobile iTunes Music Player ausgerüstet. Damit können dann iTunes-Kunden ihre aus dem Internet geladenen Songs vom heimischen Rechner über eine Bluetooth-Verbindung oder USB-Kabel auf ihr Mobiltelefon übertragen und abspielen.

Um Bilder und Musik auf Handys ablegen zu können, brauchen Mobiltelefone aber mehr Speicher als bisher. Dieser werde deutlich wachsen, so die Ansicht von Frank Ramin, Marketing- und Vertriebschef für Panasonic-Handys in Deutschland mit Sitz in Hamburg. Das gilt für den internen Speicher sowie für Wechselspeicher. Bei Panasonic setzt man weiterhin auf die SD-Card. Bei Modellen wie dem Smartphone X701 wird die MiniSD eingesetzt, die bisher mit einer Kapazität von bis zu 512 Megabyte angeboten wird. Vermutlich werden Besucher der Computer- und Technikmesse CeBIT im März bereits erste Handys mit Festplatte bewundern dürfen.

Ende 2005 werde auch DVB-H, also der Empfang von digitalem TV auf dem Handy, ein Thema sein. Da trifft es sich gut, dass nach Einschätzung von Frank Ramin auch die Displays größer werden: "Zweieinhalb Zoll und mehr sind drin. Außerdem wird die Qualität verbessert", so der Produktmanager von Panasonic.

Keine spektakulären Änderungen beim Design

Während die Hersteller auf der einen Seite immer ausgefeiltere Modelle entwickeln, bemühen sie sich auf der anderen Seite, dass auch jene Nutzer nicht zu kurz kommen, die ihr Handy nur zum Telefonieren benutzen wollen. Diese Anwender würden gern auf jeden technischen "Schnickschnack" verzichten und dafür ein leicht bedienbares Gerät haben wollen. Deshalb ist davon auszugehen, dass die Zahl der Billig-Handys vom Discounter zunehmen wird. Gerade im unteren Preisbereich gibt es noch viel Potenzial - so können etwa Restposten über Supermarktketten unter die Leute gebraucht werden, wie aktuelle Beispiele zeigen.

Wer beim Handy-Design spektakuläre Änderungen erwartet, wird wohl enttäuscht werden: So ist zwar davon auszugehen, dass sich die Miniaturisierung der Mobiltelefone weiter fortsetzt. Zumindest Frank Ramin zufolge sind die Handys bisher noch ein bisschen klotzig. Schmaler und kürzer werde man die Geräte kaum noch gestalten können - dafür aber flacher. Geht es um die farbliche Gestaltung, wird Schwarz eine Renaissance erleben. "Silber haben die Leute langsam über", sagt Frank Ramin von Panasonic. Im Zuge der Retrowelle könne er sich vereinzelt auch weiße Handys vorstellen.

Auf unseren Seiten finden Sie noch weitere Meldungen zu den Trends, die in den verschiedenen Bereichen der Telekommunikation auf uns zukommen werden. Den teltarif-Blick auf die Handy-Entwicklung finden Sie in einer weiteren Meldung.