Ärger

Software-Probleme sorgen für DSL-Chaos

T-Com hat Probleme bei der Bereitstellung von Resale-Anschlüssen
Von Björn Brodersen

Die Deutsche Telekom hat offenbar massive Probleme mit der Bereitstellung von DSL-Anschlüssen. Wie das Handelsblatt in seiner heutigen Ausgabe berichtet, warten angeblich bis zu 120 000 Kunden der DSL-Reseller 1&1, Arcor und freenet auf ihren teilweise schon vor Monaten bestellten DSL-Anschluss. Grund für die Verzögerung sollen Softwareprobleme beim Bestellprozess sein. Die Fehlerpalette soll von fehlenden Rückmeldungen über falsche Termine bis hin zu abgelehnten Kunden, die dann doch freigeschaltet werden, reichen.

Die betroffenen Wettbewerber gehen deshalb mit der Telekom hart ins Gericht. In Branchenkreisen spricht man davon, dass ungefähr jeder dritte Neukunde der Wiederverkäufer Opfer der Mängel der von der Telekom eingesetzten Software sei. "Rund 50 000 DSL-Bestellungen sind alleine von uns in den EDV-Systemen der Telekom hängen geblieben. Sie können nicht weiter bearbeitet werden", klagte beispielsweise Ralph Dommermuth, Vorstandschef der United Internet (1&1, GMX), gegenüber der Wirtschaftszeitung. Und täglich würden es mehr werden. Auch freenet-Chef Eckhard Spoerr ist verärgert: "Wir werden seit Wochen vertröstet, weil die Telekom nicht in der Lage ist, ihre vertraglichen Verpflichtungen einzuhalten." Das trage dazu bei, dass die Zahl der Anrufe im Call-Center der Hamburger auf bis zu 100 000 am Tag angestiegen ist.

Für Frust sorgt auch der Umstand, dass die Freischaltung von DSL-Anschlüssen der T-Com anscheinend reibungslos funktioniert. Nach Ansicht der Wettbewerber unternehme die Telekom nichts, um die Rückstände schnell aufzuholen. Im Gegensatz zu den Aufträgen der Reseller würden Aufträge der T-Com per Hand nachbearbeitet. Kritiker gehen davon aus, dass die Telekom die administrativen Probleme unterschätzt habe. Deutlich wird da freenet-Chef Spoerr: "Das Resale der Telekom-Anschlüsse läuft auf eine systematische Rufschädigung des Wettbewerbs im Markt hinaus", sagte er gegenüber dem Handelsblatt.

Funktionierende Resale-Anschlüsse konnten nicht in Rechnung gestellt werden

United Internet hat bereits reagiert und will wie berichtet in Kürze mit dem Aufbau einer eigenen DSL-Infrastruktur in Ballungszentren beginnen. Laut Dommermuth will der Reseller dafür bis zu 50 Millionen Euro investieren. Nach Angaben der Zeitung zahlt das Unternehmen in diesem Jahr rund 150 Millionen Euro für die Nutzung der T-Com-Infrastruktur an die Deutsche Telekom. Bislang floss allerdings noch kein Geld für die Bereitstellung der DSL-Anschlüsse, denn aufgrund mangelhafter Daten kann die T-Com derzeit noch keine Rechnungen für funktionierende DSL-Resale-Anschlüsse versenden. Die Wiederverkäufer sammeln zurzeit das Geld und bilden Rückstellungen.

Die T-Com hat die Probleme mit den Systemen für DSL-Resale inzwischen zugegeben, konnte aber die von den Wettbewerbern angegebenen Zahlen nicht bestätigen. Wie Pressesprecher Walter Genz aber gegenüber teltarif sagte, arbeite das Unternehmen mit Hochdruck an der Problemlösung: "Schließlich ist das unser Geld, denn auch der Großhandel ist unser Geschäft." Für weitere Verärgerung unter den Wettbewerbern sorgte in der vergangenen Woche, dass die Telekom auch mit der Lieferung von DSL-Splittern nicht nachkam, nachdem ein Lastwagen mit seiner Ladung verunglückte. Zumindest hier erwartet die T-Com Linderung, da heute eine neue Lieferung von 25 000 Splittern eintreffen soll.