Verschmelzung

Telekom holt sich T-Online wieder zurück (aktualisiert)

Anteilseigner können Aktientauschen oder für 8,99 Euro verkaufen
Von dpa / Thorsten Neuhetzki

Die Deutsche Telekom nimmt ihre Internet-Tochter T-Online von der Börse und integriert sie in ihre Festnetzsparte T-Com. Die Anteilseigner sollen die Wahl zwischen einem Umtausch in Telekom-Aktien oder einer Barabfindung von 8,99 Euro je T-Online- Aktie haben, teilte das Unternehmen heute mit. Die Verschmelzung solle voraussichtlich im zweiten Halbjahr 2005 wirksam werden. Die T-Online-Aktie war im Frühjahr 2000 zu einem Ausgabepreis von 27 Euro an die Börse gebracht worden.

Die Telekom hält derzeit 73,9 Prozent an ihrer Online-Tochter, die der größte europäische Internetanbieter ist. Weitere 20,4 Prozent liegen im Streubesitz und ein Paket von 5,7 Prozent gehört der französischen Lagardère-Gruppe. Über eine Einverleibung von T-Online war bereits seit Monaten spekuliert worden. Die Festnetzsparte und der Internet-Bereich waren wiederholt in Konkurrenz zu einander getreten, beispielsweise beim Vertrieb von Multimedia-Inhalten. Nach dem Rücktritt von T-Online-Chef Thomas Holtrop im September galt eine Reintegration in der Branche bereits als entschiedene Sache. Das neue Geschäftsfeld Breitband/Festnetz soll von Ex-IBM-Manager Walter Raizner geführt werden. "Zwingender Grund" für die Verschmelzung der T-Online International AG mit der Telekom sei deren neue Strategie für die Entwicklung des Festnetz und Breitband-Geschäfts in Deutschland, hieß es vom Unternehmen. Die Integration von T-Online werde eine "optimale und durchgängige Ausschöpfung der Kundenbeziehung" ermöglichen. Der Markenname T-Online werde erhalten bleiben.

Telekom warnt vor gemachten Übernahmeangebot

Die Telekom warnte die T-Online-Aktionäre, dass für sie das Verhältnis beim Umtausch in Telekom-Aktien auf Grundlage heutiger Erwartungen voraussichtlich unter der derzeitigen Marktpreisrelation liegen werde. Die Telekom-Aktie schloss am Freitag mit 15,22 Euro. Der Verschmelzungsvertrag und das Umtauschverhältnis würden vermutlich nicht vor Januar 2005 verfügbar sein. Die Unterlagen zum Rückkauf-Angebot an die Aktionäre könnten dagegen bereits im November veröffentlicht werden.

Auch Aktionässchützer warnen vor dem Angebot. "Diese Offerte ist absolut inakzeptabel", sagte der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz , Ulrich Hocker, am Samstag. Die T-Online-Aktionäre sollten abwarten, bis die Telekom bei der geplanten Verschmelzung ein weiteres Angebot vorlege. Die Chancen auf einen höheren Preis stünden dann wesentlich besser.

Lesen Sie in diesem Zusammenhang auch unser Portrait des neuen Breitband-Chefs der T-Com, Walter Raizner.