dirty work

Das erste europäische UMTS-Netz hat ausgedient

Auf der Isle of Man kehrt nun die mobile Normalität ein
Von Marie-Anne Winter

Auf der Isle of Man ging im Sommer 2001 das erste Testnetz der dritten Mobilfunkgeneration in Betrieb. Allerdings verpasste man dort den weltweit ersten Start eines kommerziell betriebenen UMTS-Netzes um zwei Monate: Im Oktober 2001 hatte NTT Docomo mit FOMA den weltweit ersten UMTS-Service gestartet, der kommerzielle Betrieb des Netzes auf der Insel Man startete erst im Dezember jenes Jahres. Auf jeden Fall waren die Kunden von Manx Telecom (Manx gehört zu o2) die ersten Europäer, die Zugang zur multimedialen UMTS-Welt erhielten.

Der Fortschritt ist mittlerweile an der Insel vorbeigerollt - inzwischen können UMTS-Kunden in Europa in moderneren Netzen mit deutlich verbesserten Endgeräten telefonieren. Die rund 75 000 Inselbewohner mussten sich dagegen mit UMTS-Geräten der ersten Generation plagen, die noch keine Videotelefonate ermöglichten, dafür aber schwer und unhandlich waren. Auch kurze Akkulaufzeiten und ein Heißlaufen der Geräte im Betrieb gehörten zu den Unannehmlichkeiten der ersten UMTS-Generation.

Wie Chris Hall, der oberste Manager von Manx Telecom in einem aktuellen Bericht von CHINA COMMS Network erzählt, ging es bei dem UMTS-Netz auf der Insel Man nicht nur darum, den Wettlauf um das erste UMTS-Netz zu gewinnen, sondern vor allem herauszufinden, was die Mobilfunkkunden von ihren UMTS-Geräten erwarteten. Außerdem sollte das UMTS-Netz der Insel zeigen, was mit UMTS machbar ist, und was nicht. Dabei stellte sich heraus, dass UMTS sich in weniger zugänglichen Gebieten gut als Ersatz für feste Breitbandzugänge zum Internet eignet. Deshalb verwundert es nicht, dass die Mobilfunkanbieter in Deutschland in diesem Jahr zuerst mit Datenkarten ins UMTS-Zeitalter gestartet sind. Allerdings ist die Insel mittlerweile vollständig mit festen Breitbandzugängen ausgestattet, weshalb diese Anwendung dort weitgehend überflüssig geworden ist. Auch mit Videofernüberwachung wurde experimentiert.

Neues UMTS-Netz nicht mehr flächendeckend

Manx hat angekündigt, dass bald ein neues G3-Netz geschaltet werden soll, das den Dualband-Betrieb ermöglicht - allerdings nur in den zentralen Lagen der Insel. Das alte G3-Netz bot dagegen eine hundertprozentige Abdeckung. Der Nachteil des alten Netzes war, dass die UMTS-Handys der Inselbewohner nur in diesem Netz funktionierten. Wollten sie in Großbritannien, Irland oder auf dem europäischen Festland telefonieren, brauchten sie ein zweites Mobiltelefon. Jetzt werden Teile des Versuchsnetzes abgebaut und beim Netzaufbau in Irland eingesetzt. Das Versuchsfeld Isle of Man hat seine Schuldigkeit getan. Damit geraten die Insulaner wieder in ruhiges Fahrwasser, nachdem sie einige Jahre die Fronttruppe der Mobilfunkrevolution gestellt, und wie CHINA COMMS Network schreibt, die Dreckarbeit für den Mobilfunk der dritten Generation getan haben.

Mittlerweile stellen Analysten fest, dass es derzeit noch kein echtes Bedürfnis für UMTS gäbe. Schnellerer Datentransfer sei auch in den Netzen der zweiten Mobilfunkgeneration möglich. Moderne GPRS-Telefone könnten bereits das meiste, was man einst von UMTS-Geräten erwartet hätte. Und daher sei mit GRPS-Diensten noch Geld zu verdienen. Gerade o2 mache vor, dass das mit Musik- und Videodiensten funktioniere.