Greenspot

WLAN: Ergänzung oder Konkurrenz für UMTS?

Schneller Datenfunk wird für Sprachtelefonie aufgerüstet
Von AFP / Marie-Anne Winter

Fast vier Jahre ist es her, als die Lizenzen für die UMTS-Mobilfunknetze für Milliardensummen versteigert wurden. Bis heute hat der schnelle Handy-Datenfunk den Durchbruch nicht geschafft. Im Schatten von UMTS ist ganz unspektakulär eine andere Technik längst durchgestartet: Wireless Local Area Network (WLAN). Um ein Vielfaches schneller wird WLAN nun auch für Sprachtelefonie aufgerüstet - und nimmt damit UMTS einen weiteren Vorteil ab.

Noch weiß niemand, wohin die Reise geht. Eines steht aber fest: WLAN-Netze schießen wie Pilze aus dem Boden. Gab es Ende 2003 gerade 1 200 kommerziell genutzte "Hotspots" in Deutschland, rechnet die Bonner Regulierungsbehörde damit, dass es bis zum Jahresende 8 000 sein werden und 2005 bereits 16 000.

Verlockend bei WLAN ist die Geschwindigkeit. Mit Übertragungsraten, die derzeit zwischen 11 und 54 Megabit pro Sekunde liegen, sind die Funknetze 30 bis 160 mal schneller als UMTS. Bisher waren die Funknetze jedoch auf Datenübertragung beschränkt. Auf der Computermesse CeBIT in Hannover werden nun erste Handys zu sehen sein, die Sprachtelefonate ermöglichen. Sie nutzen dabei eine Technik, die sich Voice over Internet Protocol (IP) nennt und im Festnetz auch das Telefonieren über den heimischen PC ermöglicht.

Der weltgrößte Handy-Bauer Nokia schreckte die UMTS-Betreiber bei der Mobilfunk-Messe in Cannes Ende Februar auf. Sein neues Business-Handy Communicator 9500, das Ende 2004 auf den Markt kommen soll, verzichtet auf UMTS und bietet stattdessen WLAN. Angeblich soll auch eine spezielle Software mitgliefert werden, die Sprachtelefonie per WLAN ermöglicht.

Doch als kompletter Handyersatz wird WLAN auf absehbare Zeit nicht taugen. Grund ist die geringe Reichweite der Funknetze, die in der Regel bei maximal 100 Meter liegt. Telefoniert werden kann damit nur dort, wo sich ein Hotspot befindet. Deshalb hat sich WLAN bisher vor allem als drahtloser Internet-Zugang in Gebäuden wie Cafés, Hotels, Bahnhöfen und Flughäfen durchgesetzt.

Ein weiteres Problem von WLAN ist die Abrechnung. Bislang muss die Nutzung meist an Ort und Stelle bezahlt werden. Die Initiative Greenspot des Verbands der deutschen Internetwirtschaft (eco) will die Kleinstaaterei nun durchbrechen. Durch den Zusammenschluss von Hotspots soll es möglich werden, nur mit einem einzigen Login bei allen Partnern zu surfen. Zur Zeit sei Greenspot mit 50 Anbietern in Verhandlungen, sagt eco-Vertreter Markus Schaffrin. Der Internet-Provider 1&1 bietet seinen 700 000 DSL-Kunden diesen Service bereits für bundesweit rund 80 Hotspots an.

Die UMTS-Anbieter reagieren mit unterschiedlichen Strategien auf die WLAN-Offensive. Während Vodafone sich entschlossen hat, weiter voll auf UMTS zu setzen, will Branchenprimus T-Mobile beide Zugangstechniken in Kombination anbieten und bis zum Jahresende tausende Hotspots installieren: Der Kunde könnte dann etwa im Hotel mit der schnellen WLAN-Technik surfen, für Gespräche oder die Multimedia-Botschaft von unterwegs aber auf UMTS zurückgreifen.

Welche Kalkulation aufgeht, wird sich erst in ein paar Jahren zeigen. In der Branche wird jedenfalls schon am nächsten Datenturbo gefeilt, der den Nachteil der räumlichen Beschränkung von WLAN aufheben könnte: Worldwide Interoperability for Microwave Access (Wimax) ist nicht nur nochmals ein paar Megabit schneller, sondern soll auch eine Reichweite von bis zu 50 Kilometern haben. Das Projekt wird unter Führung des weltgrößten Chipherstellers Intel derzeit von 67 Firmen vorangetrieben. Sie wollen Wimax-fährige Chips ab 2006 in jedes Notebook einbauen, wie dies heute bereits mit WLAN geschieht. Auch die Nutzung per Handy könnte dann attraktiv werden, da sich leicht eine flächendeckende Netzabdeckung erreichen ließe. Der Handy-Hersteller Nokia, der jahrelang auf UMTS gesetzt hat, trat jedenfalls bereits dem Branchenzusammenschluss Wimax-Forum bei.