Abgabe

Mobilcom gibt UMTS-Lizenz zurück (aktualisiert)

Was mit der UMTS-Lizenz in Zukunft passiert, ist noch unklar
Von AFP /

Als erstes Unternehmen in Deutschland hat der Telefonanbieter mobilcom seine UMTS-Mobilfunklizenz an die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post zurückgegeben. Dies hätten Vorstand und Aufsichtsrat beschlossen, erklärte mobilcom in Büdelsdorf. Damit sei mobilcom frei, als Service-Provider auch ohne eigenes Netz UMTS-Dienste anzubieten und an dem entstehenden Markt teilzuhaben. Bei einem Festhalten an der Lizenz wäre dies nicht möglich gewesen, da Lizenzinhaber nicht zugleich Service-Provider sein dürften.

Mobilcom hatte die Lizenz im Sommer 2000 für knapp 8,5 Milliarden Euro ersteigert, musste den Aufbau des Netzes nach einem Streit mit seinem Großaktionär France Télécom über die Finanzierung dann aber aufgeben. mobilcom hatte in der Folge bereits seine bisher aufgebauten UMTS-Netzteile an den Konkurrenten E-Plus verkauft. Neben mobilcom hat sich auch der Anbieter Quam - ein Joint Venture der spanischen Telefónica und der finnischen Sonera - aus dem Netzausbau zurückgezogen. Auch hier steht nun eine Entscheidung über die Lizenz an.

Mit Grund für die Mitteilung zur Zukunft der UMTS-Lizenz kurz vor dem Jahresende ist eine Frist der Regulierungsbehörde. Demnach müssen alle sechs Käufer bis Ende 2003 ein Netz aufgebaut haben, das 25 Prozent der Bevölkerung erreicht. Ist dies nicht der Fall, kann die Lizenz entzogen werden. Ein Verkauf der milliardenteueren Lizenz war für mobilcom nach den Vorgaben der Regulierungsbehörde nicht möglich. Die Kosten für das UMTS-Abenteuer hat mobilcom bereits im vergangenen Jahr abgeschrieben.

Doch was passiert nun mit den milliardenschweren Lizenzen? Denkbar sind verschiedene Szenarien:

Wegschließen und vergessen

Die Regulierungsbehörde nimmt in diesem Fall die Lizenz entgegen und tut weiter nichts. Das fänden auch viele Wettbewerber gut. So hatte vor knapp einem Jahr Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke dafür plädiert, überzählige UMTS-Lizenzen sollten "im Tresor verschwinden". Vorteil für die übrigen Marktteilnehmer: Der Konkurrenzdruck nimmt ab, die Chancen auf Einnahmen aus UMTS steigen.

Einzelne Frequenzen nochmals anbieten

In einigen Jahren könnten die UMTS-Anbieter ein Interesse daran haben, ihre dann laufenden Netze mit steigenden Kundenzahlen leistungsfähiger zu machen. Die Regulierungsbehörde wäre dann in der Lage, den verbliebenen Lizenznehmern einzelne Frequenzen aus dem mobilcom-Paket anzubieten. Dies hat die Bonner Stelle ohnehin vor. Bis zum Jahr 2007 werden bisher nicht für UMTS bestimmte Frequenzen frei, die dann für den multimedial genutzten Mobilfunk genutzt werden sollen. Die Vergabe könnte dann in einem Rutsch erfolgen. Dabei gäbe es zwei Möglichkeiten:

  • Die Freuqenzen könnten erneut versteigert werden. Rekordpreise in Milliardenhöhe wie beim Verkauf der ursprünglichen Lizenzen wären dann aber sicher nicht mehr zu erzielen.
  • Die Frequenzen könnten als "Trostpflaster" für die finanziellen Schwierigkeiten der UMTS-Firmen nach dem Kauf vor drei Jahren verschenkt werden. Sie würden dann im Zuge eines Schönheitswettbewerbs ausgeschrieben, bei dem aus Gerechtigkeitsgründen wahrscheinlich alle Anbieter annäherend gleichmäßig zum Zug kämen.

Ein Verkauf einer kompletten Lizenz an einen Neueinsteiger

Dies gilt in der Branche als ausgeschlossen. Das würde mit Sicherheit die heutigen UMTS-Firmen auf die Barrikaden bringen: Denn einerseits wächst dann die Zahl der Konkurrenten wieder. Andererseits dürfte nur ein Käufer gefunden werden, wenn der Preis deutlich unter den im Sommer 2000 gezahlten 8,5 Milliarden Euro liegt. Ein "Billigticket" für einen Neuankömmling wäre für die damaligen Käufer aber ein Affront, der sicherlich ein gerichtliches Nachspiel hätte.

Rechtliche Lücke

Eine rechtliche Lücke gibt es jedoch, die einen Komplettverkauf ermöglichen könnte. Wird ein Unternehmen als Ganzes verkauft, geht auch die Lizenz mit. Da mobilcom diese nun schon zurückgegeben hat, ist dies nur noch beim zweiten Aussteiger aus dem UMTS-Abenteuer, dem Münchener Unternehmen Quam, denkbar. Das Joint Venture der spanischen Telefónica und der finnischen Sonera existiert heute nur noch als leerer Mantel für die Verwaltung der Lizenz. Bei einem Verkauf müsste die Regulierungsbehörde aber die Vorgabe lockern, dass Quam wie alle anderen bis Ende dieses Jahres 25 Prozent Netzabdeckung erreicht haben muss. Auch hier wären Klagen der Konkurrenten wahrscheinlich, die dieses Ziel teilweise unter großen Mühen eingehalten haben.