Aufholjagd

Bewegung auf dem Handymarkt: Kann Siemens aufholen?

Zusammengehen mit LG Electronics wieder im Gespräch
Von dpa / Marie-Anne Winter

Im hart umkämpften Handymarkt versucht Siemens, näher an den an den Branchenriesen Nokia heranzukommen. "Wir wollen stärker wachsen als der Markt", verkündete der Chef der Siemens-Mobilfunksparte ICM, Rudi Lamprecht, bereits vor einigen Wochen und kündigte mindestens 29 neue Handymodelle an. Im dritten Quartal dieses Jahres konnte der Münchner Hersteller tatsächlich einen Rekordabsatz erzielen. Doch einige Branchenexperten bezweifeln noch immer, ob der Marktanteil von Siemens groß genug ist, um im Handygeschäft auf Dauer richtig Geld verdienen zu können.

Weltweit ist Nokia bei Handys mit Marktanteilen von etwa 35 Prozent nahezu unangreifbar. Die Finnen besetzten erfolgreich nahezu jede Nische. Mit wechselndem Erfolg bemüht sich Siemens seit Jahren, zumindest unter den Verfolgern eine gute Rolle zu spielen. Auf Rang zwei liegt traditionell der US-Konzern Motorola, der zuletzt auf gut 15 Prozent kam. Derzeit rangiert Samsung auf dem dritten Platz. "Was Samsung macht, ist stark", erkennt man auch bei Siemens an. Die Koreaner überzeugen mit hochwertigen Modellen immer mehr Kunden und erzielen so hohe Margen.

Stark im Kommen ist derzeit SonyEricsson. Nach der Zusammenlegung der Sparten stürzten die Marktanteile zunächst ins Bodenlose. Mittlerweile hat sich SonyEricsson gefangen und den Marktanteil bei fünf Prozent stabilisiert. Sieben bis zehn Prozent peilt das Gemeinschaftsunternehmen im Jahr 2004 sein.

Siemens holte mit günstigen Handys auf

Siemens konnte zuletzt mit gut neun Prozent Marktanteil Rang vier behaupten. Im gesamten Geschäftsjahr 2002/03 (30. September) verkaufte der Konzern 39 Millionen Handys, immerhin 18 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Gerade in Westeuropa konnte Siemens zuletzt mit einer Offensive bei billigen und mittelpreisigen Handys auf 17 Prozent Marktanteil stark zulegen.

Bei UMTS-Telefonen setzte Siemens zum Start in die neue Ära auf modifizierte Handys des Konkurrenten Motorola. Für Lamprecht ist dies aber ein guter Schachzug. Bis UMTS Massengeschäft sei, werde Siemens mit ausreichend eigenen Geräten präsent sein. Insgesamt wird der Hersteller aber sehr auf die Tube drücken müssen, wenn er auch in diesem Segment weiter nach vorn kommen möchte.

Um das erforderliche Tempo vorlegen zu können, könnte Siemens möglicherweise ein Partner in Asien helfen. Daher wird immer wieder über ein Gemeinschaftsunternehmen spekuliert, wie es Siemens im Computer-Bereich mit Fujitsu gegründet hat. Im Gespräch für Handys ist unter anderem die koreanische LG Electronics, hinter Siemens die Nummer fünf auf dem Handy-Weltmarkt. In einem fifty-fifty-Gemeinschaftsunternehmen könnte Siemens die Handy-Marke erhalten, mittlerweile wichtiges Werbemittel für den Gesamtkonzern. Bei den Entwicklungskosten und auch beim Vertrieb in Asien könnten die Koreaner helfen.