Rubrik: Unausgegorene Ideen

Ein Cent pro E-Mail?

US-Senator fordert Steuern auf E-Mails zum Kampf gegen Spam
Von Thomas Wischniewski

Wo schier aussichtslose Kämpfe gefochten werden, gibt es immer wieder Menschen, die sich mit den kreativsten Problemlösungen hervortun. Dabei scheint es manchmal nur zweitrangig zu sein, ob sich die vorgetragenen Lösungsansätze tatsächlich verwirklichen lassen. Oft scheint eher die Aufmerksamkeit im Vordergrund zu stehen, derer sich der Verkünder der vermeintlichen Lösungen sicher sein kann. Besonders gerne wird ein solches Verhalten Politikern unterstellt. Aber vielleicht sind einige an solchen Vorurteilen auch nicht ganz unschuldig - wie jetzt ein aus den USA herübergeschwappter Vorschlag im Kampf gegen Spam vermuten lässt.

Der demokratische Senator des US-Bundesstaates Minnesota, Mark Dayton [Link entfernt] , hat jetzt die Einführung einer geringen Steuer auf E-Mails gefordert. Die Begründung Daytons mag zunächst plausibel klingen - zumindest für jene Spamopfer, die sich nicht mit dem Phänomen Spam und den technischen Grundlagen des E-Mail-Verkehrs über das Internet auskennen: Eine Steuer auf E-Mails, so Dayton, würde Spams, die ja meist in riesigen Mengen versendet werden, dermaßen verteuern, dass sich diese Form der elektronische Werbebriefe für die Versender nicht mehr rechnet.

"Es ist schwierig", so verkündete Dayton kürzlich bei einem Treffen mit Journalisten, "Spams vorzubeugen, wenn keine Kosten mit dem Versenden von tausenden, zehntausenden oder gar Millionen von E-Mails verbunden sind." Die Möglichkeit zu einer solchen E-Mail-Steuer sollte zumindest geprüft werden, fordert er. "Wir sind in einem Dilemma", wird Dayton in seiner Heimatzeitung, dem Minnesota Star Tribune, zitiert. "Man kann nicht verlangen, dass etwas kostenlos und ohne Verbote abläuft und gleichzeitig meinen, dass alles sauber und zivilisiert bleibt", wird Dayton dort weiter zitiert.

Zurückhaltende Reaktionen

Experten reagierten auf die Forderung einer E-Mail-Steuer - wie nicht anders zu erwarten war - sehr zurückhaltend. Anne Mitchell, Präsidentin des Institute for Spam and Internet Public Policy, umriss die Schwierigkeiten gegenüber dem Minnesota Star Tribune wie folgt: "Selbst wenn man einen realistischen Weg findet, die Internetnutzung zu besteuern, werden die Spammer Wege finden, diese zu umgehen." Da es in offenen Netzen, wie es das Internet ist, keinen Mechanismus gibt, derartige Steuern einzutreiben, ist wohl auch nicht ernsthaft mit freiwillig zahlenden Spammern zu rechnen. Zudem arbeiten die Spammer meist mit Methoden, die ihnen Anonymität versprechen. Die Aufdeckung ihrer Identität ist mit einigem Aufwand verbunden.

Der Vorsitzende der Vereinigung Americans for Tax Reform, Grover Norquist, findet vor diesem Hintergrund auch deutliche Worte: "Die Programmierer von Internet-Software werden dieses Problem sehr viel schneller lösen als irgendein dummes Kongresskomitee."

Allerdings muss zur Ehrenrettung Daytons gesagt werden, dass auch er den Ansatz der E-Mail-Steuer derzeit nur für eine mögliche Waffe im Kampf gegen Spam hält. Zwar sollte dieser Weg ausführlich studiert werden, jedoch gemeinsam mit anderen Vorschlägen zur Eindämmung der Spam-Flut: "Es ist nur eine Taktik, die bedacht werden sollte; zur Zeit favorisiere ich sie noch nicht."

Daytons mögliche Lösung für das Spam-Problem scheint bis jetzt auch noch wenig ausgereift: Weder ließ er etwas zur Höhe einer möglichen E-Mail-Steuer verlauten, noch etwas zu den Wegen, über die sie letztlich eingezogen werden könnte.

Eine US-Bundesgesetzgebung im Kampf gegen Spam ist derzeit in Vorbereitung. In einzelnen Bundesstaaten wurden jedoch schon unterschiedlich rigorose Anti-Spam-Gesetze verabschiedet.