Nahende Entscheidung

Neue Interconnection-Preise: Telefonieren droht teurer zu werden

Telekom-Wettbewerber wollen weiteres Absinken der Minutenpreise verhindern
Von Hayo Lücke

Offiziell ist zwar noch nichts entschieden, aber hinter den Kulissen des Deutschen Telekommunikationsmarktes wird derzeit eifrig über neue Interconnection-Preise verhandelt. Die derzeit gültigen Preise laufen am 28. November aus, eine Entscheidung rückt also langsam aber sicher näher. Die Konkurrenten der Deutschen Telekom wollen eines aber in jedem Fall verhindern: Eine weitere Absenkung der Minutenpreise für Endkunden. Grund: Diese lassen für viele Wettbewerber kaum noch Margen offen. Damit ist es sehr wahrscheinlich, dass für den Verbraucher die Zeiten sinkender Telefontarife vorbei sind. Dies geht aus einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) hervor.

Anbieter haben unterschiedliche Auffassung zur neuen Interconnection-Preisstruktur

Bei den derzeit laufenden Verhandlungen kommt es dem Bericht zufolge allerdings nicht nur zu unterschiedlichen Auffassungen zwischen den Wettbewerbern der Telekom und dem ehemaligen Monopolisten auf dem deutschen Telekommunikationsmarkt, auch die Wettbewerber untereinander sind sich zum Teil uneins über die zukünftige Interconnection-Preisstruktur.

Bereits Ende September hat die Telekom bei der Regulierungsbehörde ihren Antrag zu den neuen Interconnection-Preisen eingereicht. Gemäß diesem Antrag würden die Minutenpreise für all die Anbieter um zehn Prozent steigen, die ihr Netz an lediglich 23 Übergabepunkten (Single-Tarif) mit der Telekom zusammenschalten. Für Telefongesellschaften wie Tele2, Arcor oder 01051 Telecom, die ihr eigenes Netz stark ausgebaut haben und über 475 Übergabepunkte (Local-Tarif) verfügen, soll sich an der Preisstruktur nichts ändern. Auch die zahlreichen Stadtnetzbetreiber werden zum Local-Tarif abgerechnet.

Sollte die Regulierungsbehörde dem Antrag der Telekom entsprechen, würde sie auch einer alten Forderung der Wettbewerber nachkommen, die ihr Netz stark ausgebaut und damit viel Geld investiert haben. Durch die neue Interconnection-Regelung würde sich der Unterschied im Einkaufspreis der Interconnection zu den Gesellschaften, die weniger investiert haben, vergrößern. Dies hätte möglicherweise zur Folge, dass diese Anbieter ihre Endkundenpreise anheben. Gegenüber der FAZ äußerte sich Thomas Rühmer von 01051 Telecom mit den Worten: "Es geht darum, dass die Regulierungsbehörde die Frage klarstellt, ob sich Investition in die Infrastruktur lohnt oder nicht." Dem schließt sich auch Colt Telecom an: "Colt hat als einer der wenigen Anbieter in Deutschland sein Sprachnetz auf 475 Netzzusammenschaltungspunkte ausgebaut, um bundesweit auch im Ortsnetz mit dem Ex-Monopolisten zu konkurrieren. Diese Investitionen müssen belohnt werden", fordert Colt-Sprecherin Sabine Grözinger.

Call-by-Call-Anbieter, die bisher erst über 23 Übergabepunkte verfügen, argumentieren, dass die in Deutschland erhobenen Interconnection-Entgelte rund 20 Prozent über den europäischen Vergleichstarifen liegen, und fordern daher statt dem geforderten Aufschlag eine Senkung des Interconnection-Entgeltes. Da bei der vergangenen Festsetzung der Interconnection vor zwei Jahren ebenfalls eine europäische Vergleichsbetrachtung als Grundlage gedient habe, solle dies auch bei der nun anstehenden Entscheidung berücksichtigt werden.

Branchenkreise erwarten leichte Anhebung des Single-Tarifs

Mit einer solchen Absenkung sei aber nach Angaben aus Branchenkreisen nicht zu rechnen, schreibt die FAZ weiter. Grund hierfür ist die prekäre Lage der City-Netzbetreiber, die von der Telekom für die Gespräche in ihre Netze ebenfalls Terminierungsentgelte auf der Basis des Local-Tarifs erhalten. Dieser Zahlungsstrom macht einen erheblichen Umsatzanteil dieser Gesellschaften aus und würde bei einer Absenkung des Tarifes deutlich verringert. Es ist nachvollziehbar, dass sich die Stadtnetzbetreiber, die finanziell ohnehin nicht auf Rosen gebettet sind, gegen ein solches Modell zur Wehr setzen. Es ist daher eher davon auszugehen, dass dem Antrag der Telekom weitgehend gefolgt werden wird und nur der Single-Tarif leicht angehoben wird.