Qualität oder Dumpingpreise?

Telekom versetzt der Deutschen Post Schlag vor den Bug

Die meisten Kleinlieferungen werden nicht mehr über die Deutsche Post verschickt
Von Hayo Lücke

Rund drei Jahre ist es jetzt her, seitdem die Deutsche Telekom große Teile ihrer Logistik an die Deutsche Post übertragen hat. Seitens der Post hieß es damals, man habe einen "der größten Logistikaufträge" an Land gezogen, die je in Europa angeschlossen worden seien. Die Hoffnung auf einen jährlichen Zusatzerlös in dreistelliger Millionenhöhe hat sich für die Post jedoch nie wirklich ergeben. Einen Großteil der Kleinlieferungen lässt die Telekom inzwischen über den Postkonkurrenten GLS verschicken. Dies geht aus einem Bericht der Financial Times Deutschland (FTD [Link entfernt] ) hervor.

Gegenüber der Zeitung äußerte sich GLS-Chef Rico Back mit den Worten: "Wir wickeln schätzungsweise 75 Prozent des gesamten Sendungsvolumens von T-Mobile ab". Back konnte das Auftragsvolumen sukzessive immer weiter ausbauen, seitdem GLS vor sechs Jahren erstmals kleinere Lieferungen für die Mobilfunktochter der Deutschen Telekom übernahm. Wie Back gegenüber der FTD weiter angab, stockte T-Mobile erst Anfang 2003 das Auftragsvolumen um weitere 25 Prozent auf und lässt seitdem bis zu 1,8 Millionen Pakete jährlich über die Tochtergesellschaft der britischen Post versenden.

Warum die Telekom die Dienste von GLS denen des einstigen Schwesterunternehmens vorzieht, ist bisher unklar. Vor drei Jahren hatte Post-Chef Zumwinkel noch klargestellt, es sei kein Zufall, dass sich die Telekom für die Deutsche Post entschieden habe, da die Post die gesamte Produktpalette "von der ganz kleinteiligen Sendung über Expressprodukte bis hin zu schwergewichtigen Transporten" bieten könne. Insbesondere bei den kleinteiligen Sendungen wie dem Versand von Handys oder Ersatzteilen wird der Deutschen Post seitens der Telekom nun jedoch immer öfter der Rücken zugekehrt. Die Deutsche Post vermutet "Dumpingpreise" bei der Konkurrenz, GLS-Chef Back hält entgegen, man habe mit einer "geringen Schadenhäufigkeit, äußerst guten Zustellquoten und Nachvollziehbarkeit bei der Sendungsverfolgung" bei der Telekom punkten können.

Seitens T-Mobile war lediglich zu erfahren, dass es keine Exklusivität bei der Verteilung der Aufträge gebe. Eine derart diplomatische Haltung überrascht nicht, verbindet beide Unternehmen doch eine vorteilhafte Vertragsgrundlage: So durfte die Telekom, als sie vor drei Jahren ihre Logistik an die Post übertrug, im Gegenzug den Betrieb des gesamten IT- und Telefonnetzwerks der Post inklusive der 1 000 Mitarbeiter übernehmen. Mit Blick auf die gemeinsame Geschichte ist es um so verwunderlicher, dass die Telekom die Handyauslieferung - auf Grund der vielen Einzelsendungen ein lukratives Geschäft - zu großen Teilen der Konkurrenz des Vertragspartners übertragen hat. Pikantes Detail: Derzeit verhandeln die Schwesterunternehmen neue Konditionen für den Handyversand.

Bis hier weitere Details ausgehandelt werden, bleibt der Post noch ein kleiner Trost: Sie kann sich weiter auf das Briefgeschäft, also die Abwicklung des gesamten Rechnungsverkehrs der Telekom konzentrieren, was ihr nach eigenen Angaben auch viel wichtiger sei.