Unterschied

Editorial: Der kleine Unterschied

Sonderpreise für Auslands-SMS
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Wer die beiden Preislisten Telly Active von T-Mobile und Sun von Vodafone vergleicht, wird schnell feststellen: Die beiden gleichen sich wie ein Ei dem anderen. Auch für die meisten anderen regulären Tarife der beiden großen Netzbetreiber finden sich jeweils direkte Entsprechungen beim Konkurrenten.

Schaut man genauer hin, findet man auch bei zwei Eiern kleine Unterschiede. Das eine hat vielleicht einen kleinen Kratzer - dafür ist beim anderen die Oberfläche etwas rauher. Und so taucht auch bei den beiden vorgenannten Tarifen ein kleiner, aber feiner Unterschied auf: SMS auf ausländische Handys kosten bei Vodafone 29 Cent - und damit 10 Cent mehr als bei T-Mobile.

Erstaunlich, dass es der Fehler sogar in unsere Preislisten geschafft hatte. Denn vor einigen Jahren gab es bei Laufzeitverträgen je zwei SMS-Preise: Einen für Kurzmitteilungen ins eigene Netz, und einen für solche in andere Netze. Letzterer betrug fast überall 39 Pfennig pro Nachricht - egal, ob ins In- oder Ausland.

Bei der allfälligen Euro-Umstellung der Tarife wurde der Preis für netzexterne SMS auf 19 Cent abgerundet. Gleichzeitig wurden die günstigeren Tarife für netzinterne SMS abgeschafft - was erhebliche Proteste hervorrief. Folglich gibt es bei den Euro-Laufzeitverträgen nur noch einen Preis für SMS - egal wohin. T-Mobile macht es so, E-Plus macht es so, o2 macht es auch so, und Vodafone macht es ebenfalls so.

Hoppala. Schaut man bei Vodafone genau in die Preisliste, steht dort dabei, dass der SMS-Preis von 19 Cent nur für Nachrichten ins Inland und auf einheimische Vodafone-Handys im Ausland gilt. Den Auslands-SMS-Preis von 29 Cent findet man erst in der Sonderpreisliste.

Vodafone muss man zu dem Coup gratulieren: Ohne, dass die Medien es groß gemerkt haben, setzte man für bestimmte SMS einen Preis durch, der über 50 Prozent höher als der der anderen Anbieter ist. Als T-Mobile hingegen mit den neuen Euro-Tarife die netzinternen SMS verteuerte, führte dies zu starken Protesten in den Medien.

Überhaupt SMS: Fast nirgendwo sonst lässt sich mit der Übermittlung von so wenigen Bytes so viel Geld verdienen. Einmal das Handy Aus- und wieder Einschalten erzeugt fast so viel Netzlast wie eine SMS - und kostet nichts. Erfolglose Anrufversuche, bei denen man es fünf oder gar zehn Mal klingeln lässt, erzeugen sogar das Vielfache der Netzlast einer SMS - ebenfalls kostenlos. Weniger aufwendig als lange Anklingelei sind hingegen 1-Sekunden-Verbindungen mit der Mailbox des Angerufenen, weil dessen Handy ausgeschaltet war. Doch diese kurzen abgebrochenen Verbindungen kosten beim üblichen 60/1-Takt jeweils eine Menge Geld.

Letztendlich entscheidet nicht der technische Aufwand, sondern das Marketing über die Höhe der Preise. Das Preisniveau, das sich "am Markt durchsetzen" lässt, wird auch verlangt und berechnet. SMS waren mal kostenlos. Als die Betreiber merkten, dass das Interesse hoch ist, wurden SMS-Tarife eingeführt, die später überwiegend in nur einer Richtung korrigiert wurden: nach oben.

Hier liegt aber auch die Chance der Endkunden: Wenn sie die Betreiber für hohe Preise bestrafen und in Scharen zu günstigeren Alternativen abwandern, dann werden die Tarife gesenkt werden. Nur dann.