gegen Handys

Nein zum Hundegebell aus der Hosentasche

Handygegner kritisieren insbesondere gesundheitliche Gefahren
Von dpa / Hayo Lücke

Hundegebell aus der Hosentasche des Sitznachbarn im Bus, ein Gassenhauer von Nena auf dem Schreibtisch des Kollegen: Handys und ihre mitunter extravaganten Klingeltöne sind allgegenwärtig. Schon im vergangenen Jahr war nach Angaben des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden jeder Haushalt in Deutschland rein rechnerisch mit mehr als einem Handy ausgestattet. Längst hat die Branche potenzielle Käufer von Zweit- oder Dritthandys im Visier. Dennoch gibt es bis heute Menschen, die überhaupt nichts vom mobilen Telefonieren halten - absolute Handyverweigerer also.

Eines der wichtigsten Argumente der Handy-Gegner ist ausgerechnet der in den Augen der Befürworter größte Pluspunkt des mobilen Telefonierens: die Möglichkeit, immer und überall erreichbar zu sein. Siegfried Zwerenz aus Tirschenreuth in Bayern vom Verein Bürgerwelle, in dem sich Mobilfunkkritiker zusammengeschlossen haben, sieht dadurch sogar die persönliche Freiheit eingeschränkt. Handy-Gegnerin Kristina Bergerhausen aus Bonn sieht das ähnlich - weshalb sie bewusst auf das Handy verzichtet: "Ich leiste mir den Luxus, eben nicht jederzeit und für jedermann erreichbar zu sein."

Besonders kritisch sehen Skeptiker die Handy-Begeisterung von Jugendlichen - weil viele von ihnen vor allem beim Versenden von Kurzmitteilungen vergessen, dass dies nicht umsonst ist: "Bei Kindern, die meist noch gar nicht richtig gelernt haben, wie man mit Geld umgeht, ist ein Handy absolut unverantwortlich", findet Stefan Simon aus Freudenberg in Nordrhein-Westfalen, der die Internetseite handy-nein-danke.de betreibt. Statt sich zu unterhalten, werde eine SMS geschickt. Die Kommunikation von Angesicht zu Angesicht bleibe dabei auf der Strecke.

Die Sicherheit, in der sich viele Eltern wähnen, wenn sie ihr Kind mit einem Mobiltelefon unterwegs und damit prinzipiell erreichbar wissen, ist nach Simons Ansicht trügerisch: "Angenommen, dem Kind passiert etwas Schlimmes: Kann es dann das Handy überhaupt noch nutzen?" Zudem seien viele Handy-Telefonate schlichtweg überflüssig: "Muss ich aus dem Auto auf dem Weg nach Hause meine Frau anrufen und ihr sagen, wie schwer mein Tag war und dass ich in fünf Minuten daheim bin?"

"Das wichtigste Argument gegen Handys ist jedoch die Gefährdung der Gesundheit durch die Sendeanlagen und die Geräte selbst", ist zumindest Siegfried Zwerenz überzeugt. Seine Ansicht, die kleinen Telefone könnten Schäden hervorrufen - am Kurz- und Langzeitgedächtnis etwa - sieht er von Wissenschaftlern bestätigt. Auch für Stefan Simon steht das Thema Gesundheit im Mittelpunkt: "Meine Überzeugung ist, dass die Strahlung der Sendemasten extrem gefährlich ist." Die Tatsache, dass die Netze weiter ausgebaut werden, hält er für fahrlässig.

Trotz aller Argumente dagegen spricht in den Augen der Skeptiker aber immerhin auch das ein oder andere Punkt für das mobile Telefonieren. "Es gibt sicher Berufsgruppen, die ein Handy brauchen - Journalisten zum Beispiel oder Handwerker", räumt Zwerenz ein. Auch Simon will nicht ganz ausschließen, sich nicht doch ein Handy zuzulegen - sollte eines Tages hieb- und stichfest ausgeschlossen sein, dass von den Geräten eine Gefährdung der Gesundheit ausgeht. "Allerdings hängt das dann wohl auch vom Kosten-Nutzen-Faktor ab."

Bergerhausen, nach deren Ansicht Sendemasten keine akute Bedrohung darstellen, nennt die Gesundheit sogar als Hauptgrund dafür, sich möglicherweise doch irgendwann den immer größer werdenden Kreis der Handynutzer anzuschließen: "Ich könnte mir vorstellen, dass ich mir eines zulege, wenn ich älter bin, gesundheitliche Probleme habe und es für Notrufe brauchen könnte."