verurteilt?

Sechs Manager bei Mannesmann-Verfahren auf der Anklagebank (ergänzt)

Vorwurf der schweren Untreue
Von dpa /

In einem der spektakulärsten Wirtschaftsstrafverfahren der Bundesrepublik finden sich sechs ehemalige Mannesmann-Manager und -Aufsichtsräte auf der Anklagebank wieder. Das Landgericht Düsseldorf habe die Anklage gegen den früheren Vorstandschef Klaus Esser, den früheren IG-Metall- Vorsitzenden Klaus Zwickel, Deutsche-Bank-Vorstandssprecher Josef Ackermann sowie den ehemaligen Mannesmann-Personalchef Dietmar Droste, Betriebsrat Jürgen Ladberg und Aufsichtsratschef Joachim Funk wegen schwerer Untreue zugelassen, sagte ein Gerichtssprecher am Samstag.

Sie sollen dem Mannesmann-Konzern beim Verkauf an den britischen Mobilfunk-Riesen Vodafone einen Schaden von bis zu 111 Millionen DM (57 Millionen Euro) zugefügt haben. Dabei geht es um umstrittene Prämien und Pensionen, die Anfang 2000 vereinbart worden waren. Den ehemaligen Aufsichtsräten der Mannesmann AG wird vorgeworfen, diese Zahlungen abgesegnet zu haben. Allein Esser soll 16,4 Millionen Euro an Erfolgsprämie für die Abwehrschlacht gegen Vodafone kassiert haben, Aufsichtsratschef Joachim Funk immerhin noch 3,1 Millionen Euro.

Nach Medieninformationen soll das Gericht die Anklage der Staatsanwaltschaft jedoch nicht in vollem Umfang zugelassen haben. So müsse sich Esser nicht wegen der Pensionszahlungen verantworten, schreiben die in Düsseldorf erscheinenden Zeitungen "Rheinische Post" und "Handelsblatt" (Samstag) unter Berufung auf Esser selbst, sondern nur wegen seiner Hilfestellung bei der Zahlung der Erfolgsprämien. Der frühere Betriebsratsvorsitzende Jürgen Ladberg müsse dagegen nur wegen der Pensionszahlungen vor Gericht. Das Münchner Magazin "Focus" berichtet in seiner neuen Ausgabe, das Gericht habe die Pensionszahlungen völlig aus der Anklage genommen. Das Gericht will erst am Montag Einzelheiten bekannt geben.

Unterdessen haben Spekulationen darüber eingesetzt, ob Deutsche- Bank-Chef Josef Ackermann sein Amt als Vorstandssprecher im Falle der Eröffnung des Prozesses noch ausüben kann. Die Deutsche Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW) forderte Ackermann dazu auf, sein Amt ruhen zu lassen. Das Hamburger Magazin "Spiegel" berichtet in seiner neuen Ausgabe ebenfalls, Ackermann müsse den Vorstandsvorsitz möglicherweise ruhen lassen.

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hat laut Spiegel errechnet, bei angenommenen zwei Prozesstagen pro Woche könne Ackermann sein Amt nicht mit der gebotenen Sorgfalt ausüben. Möglicherweise müsse darüber letztlich das Bundesfinanzministerium entscheiden, heißt es in dem "Spiegel"-Beitrag. Ackermann, der von Aufsichtsrat und Vorstand aus dem eigenen Haus Rückendeckung erhalten hat, wolle den Prozess dagegen ohne Amtsniederlegung durchstehen und habe sich bereits ein Büro in Düsseldorf gemietet. Laut "Spiegel" soll der Prozess im Spätherbst, vielleicht auch erst Anfang nächsten Jahres beginnen.

Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) hat unterdessen vor einer Vorverurteilung der Angeklagten gewarnt. Das Verfahren werde "nicht nur von Deutschland aus mit größter Aufmerksamkeit beobachtet", sagte Clement dem Berliner "Tagesspiegel" (Samstag). Es müsse die Unschuldsvermutung gelten. Die CDU- Vorsitzende Angela Merkel sprach von einem "Schlag gegen den Wirtschaftsstandort Deutschland". Der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion im Bundestag, Michael Müller, begrüßte dagegen die Zulassung der Anklage in der "Berliner Zeitung" (Samstag). Auch wenn die Unschuldsvermutung gelte, sei es gut, dass die Vorgänge auf diese Weise juristisch aufgearbeitet würden.