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Neue Geräte schlagen auf der IFA Brücke zwischen Fernseher und PC

Hersteller planen das vernetzte Zuhause
Von dpa /

Das vernetzte Zuhause ist einer der großen Schwerpunkte der Internationalen Funkausstellung (IFA) in Berlin. Liegen Videos, Bilder, Fernsehsendungen und Musiktitel erst digital vor, sollen sie problemlos vom PC in die Wohnzimmer gelangen und vom Sofa aus genossen werden können. Bislang war die neue multimediale Freiheit einigen wenigen Computer- und Netzwerkspezialisten vorbehalten. Doch das soll nach dem Plänen der Industrie nun anders werden. Unternehmen wie Philips, Sony und Samsung zeigen dem Messe-Publikum mit einigen Weltpremieren, wie Filme und Musik aus dem Internet problemlos auf den Fernseher oder die Stereoanlage gelangen. "Das Heimnetzwerk steht noch ganz am Anfang", räumt Klaus Petri von Philips ein. Doch mit einfach zu bedienenden Geräten und Anwendungen will die Branche bald ein Massenpublikum überzeugen.

"Die drahtlose Verbindung von Computer und Fernseher ist ein Trend, der sich gerade erst in den letzten sechs bis neun Monaten entwickelt hat", sagte Jürgen Thiel, Deutschland-Chef des weltgrößten Chipherstellers Intel. Dabei wachse die Welt der Computer mit der Unterhaltungselektronik-Branche zusammen. Als traditioneller Vertreter der Computer-Industrie sieht Intel den PC auch in Zukunft als zentrale Schaltstelle der Unterhaltung. Der Computer werde die "digitale Schuhschachtel" der künftigen Medienunterhaltung sein, ist sich Thiel sicher.

Mit Sony hat der Chiphersteller einen großen Partner gefunden. Der japanische Elektronikkonzern präsentiert auf der IFA seine "VAIO Home Server"-Komponenten mit Intels Pentium-4-Prozessoren, die ab Oktober im Handel erhältlich sein sollen. Ein "Network Media Receiver" verbindet per Kabel oder auch drahtlos per Netzwerk (WLAN) den Computer mit dem TV-Gerät. Der PC steht dabei im Zentrum der digitalen Unterhaltung. Vorerst wird Sony die Komponenten ausschließlich gebündelt mit Schreibtisch-Computern in zwei verschiedenen Ausstattungen vertreiben. Damit solle vor allem die Kompatibilität der Geräte gewährleistet werden, sagt Thiel.

Philips nutzt bei seinen Vernetzungs-Konzepten den Computer dagegen vorwiegend als Inhalte-Lieferanten. Die Brücke vom Wohnzimmer zum Schreibtisch soll über die kleine Schaltzentrale "iLink" drahtlos per Wi-Fi-Funktechnologie erfolgen. Mit "iLink" sollen prinzipiell alle AV-Geräte wie Fernseher oder Stereoanlage mit Inhalten aus dem Internet versorgt werden können. Anfang kommenden Jahres will das niederländische Unternehmen mit dem "Streamium MX6000i" ein System in den Handel bringen, das auch ohne PC auf Internet-Inhalte über einen Breitband-Anschluss zugreifen soll. Das Gerät verfügt über einen integrierten DVD-Player sowie einen Audio-Verstärker inklusive Lautsprecher und Subwoofer. Das "MX6000i" soll direkt auf Online- Angebote im weltweiten Datennetz zugreifen oder auch digitale Inhalte wie Musik, Bilder und Filme direkt von der Festplatte des Netzwerk- PCs auf die AV-Geräten im Wohnzimmer spielen.

Leistungsstarke Server als Schaltzentrale, die alle elektronischen Mediengeräte im Haushalt drahtlos verbinden, stellen auch Panasonic und Samsung auf der IFA vor. Ob der Computer auf dem Schreibtisch bei den verschiedensten Lösungen der Anbieter künftig tatsächlich die Rolle des zentralen Medien-Verwalters übernehmen wird, bleibt abzuwarten. Hersteller hochwertiger Hifi-Anlagen haben unterdessen ebenfalls die Möglichkeiten der Vernetzung erkannt - und kommen meist ohne eine Verbindung mit dem Computer aus.

"Selbst bei sehr anspruchsvollen Kunden steigt mittlerweile die Akzeptanz für vernetzte Geräte", beschreibt Dalibor Béric von der Fachzeitschrift "stereoplay" den Trend. Der Schweizer Anbieter Revox stellt auf der IFA zum Beispiel eine Audio-Lösung vor, die dem Küchenradio, dem CD-Spieler im Bad und dem Radiowecker bald kräftig Konkurrenz machen wird. Über einen zentralen Speicher sollen sich Musiktitel künftig in der Stereoanlage ablegen und aus allen Räumen abrufen lassen. Lautsprecher und Steuergerät in Schlafzimmer oder Küche sind durch Kabel mit der Stereoanlage verbunden. Das digitale Plattenarchiv ist so aufgebaut, dass aus den Küchenlautsprechern Radiomusik klingen kann, während gleichzeitig im Badezimmer ein Titel aus dem Audiospeicher abgerufen wird.

Der Markt für das vernetzte Zuhause ist erst in der Entwicklung begriffen, sagt Thiel. Derzeit verfügten über einen dafür erforderlichen Breitband-Anschluss erst rund vier Millionen Menschen in Deutschland, die Zahl steige aber schnell. Mit der weiteren Verbreitung der schnellen Internet-Verbindungen werde das vernetzte Zuhause voraussichtlich im Jahr 2005 zu einem Massenmarkt werden. Einen rasanten Durchbruch der neuen Technologie erwartet auch Klaus Petri von Philips vorerst nicht. Es werde noch einige Zeit dauern, bis die Verbraucher nicht vor der Technik zurückschrecken und die großen Vorteile erkennen würden. Die Entwicklung werde aber vermutlich ähnlich wie vor einigen Jahren auf dem Handy-Markt sein: "Erst gab es nur einige wenige Handy-Besitzer, aber wer einmal ein Handy hatte und den großen Nutzen erkannte, will es nicht mehr missen."