abgehängt?

Preiskrieg zwischen UMTS- und Festnetzanbietern?

Mit den neuen Mobilfunknetzen wird die Sprachtelefonie günstiger
Von Marie-Anne Winter

Das Wall Street Journal (WSJ) berichtet heute über einen drohenden Preiskrieg zwischen den europäischen UMTS- und Festnetzanbietern. Es ist abzusehen, dass Sprachtelefonie über die Mobilfunknetze der dritten Generation billiger angeboten werden wird, als im Festnetz. Bereits jetzt sind die E-Netz-Anbieter in Deutschland in die Offensive gegangen. Uwe Bergheim, der Geschäftsführer von E-Plus kündigte bereits an, dass E-Plus die Festnetztelefonie überflüssig machen wolle.

Der kleinste der deutschen Mobilfunkanbieter, o2 Germany, macht mit seinem Genion-Angebot das Festnetztelefon bereits seit Sommer 1999 überflüssig. Denn Genion-Kunden telefonieren nur noch per Handy - auch von zu Haus. In der so genannten "Homezone" gelten allerdings besondere Tarife, die durchaus mit den Minutenpreisen von Festnetzanbietern konkurrieren können. Die E-Netzbetreiber haben auch reichlich Kapazitäten, um viele neue Kunden aufzunehmen, die ihren gesamten Telefonverkehr mobil abwickeln wollen. Genau diesen Vorteil nutzen sie jetzt schon. Wenn die UMTS-Infrastruktur erst einmal steht, haben alle 3G-Netzbetreiber jede Menge Kapazität für die Sprachtelefonie zur Verfügung und können sie entsprechend günstig anbieten.

Das Hauptargument gegen den Mobilfunkanschluss als einzigen Telefonanschluss ist und bleibt die Internetnutzung. Denn diese wird auch mit den UMTS-Preismodellen nicht richtig günstig werden. Wenn sich die UMTS-Preise, wie von den Netzbetreibern angekündigt, auf dem Niveau der GPRS-Tarife bewegen werden, ist es weiterhin günstiger, einen Internetzugang im Festnetz zu benutzen. Das und die hierzulande grassierende Angst vor Mobilfunkstrahlung könnte den Siegeszug der Mobiltelefonie noch aufhalten.

Der Preiskampf ist teilweise schon entflammt: Hutchison 3G UK hat seine Telefonentgelte bereits um die Hälfte reduziert und macht es damit laut WSJ den Festnetzanbietern unmöglich, bei diesem Preisniveau mitzuhalten. Der UMTS-Anbieter bietet seinen UK-Kunden ein Paket von 750 Minuten pro Monat für 35 Pfund (49,75 Euro) für Anrufe in alle einheimischen Netze an. Die BT Group, der größte Festnetzanbieter in den Großbritannien, unterbietet Hutchison zwar mit einem Paketpreis von 28,50 Pfund (40,51 Euro) im Monat, aber es sind nur beliebig viele Anrufe ins Festnetz enthalten. Telefonate in Mobilnetze kosten zwischen 2 Pence (3 Cent) und 20 Pence (28 Cent) pro Minute. Inzwischen soll sich bei BT ein Rückgang der Anzahl der Festnetztelefonate bemerkbar machen. Und Hutchison expandiere mit seinen 3G-Diensten in Europa munter weiter. Das ist interessant, weil man bisher eher jammervolle Berichte zu den Problemen mit den UMTS-Angeboten im Inselreich zu hören bekam.

Für Investoren sei die derzeitige Lage sehr unkomfortabel, weil durch die Allgegenwart der UMTS-Anbieter weitere Investitionen in Festnetzanbieter zu einem unwägbaren Abenteuer werden könnten. Ein Disponent der Deutschen Investment Group in Frankfurt äußerte gegenüber dem WSJ, dass sein Unternehmen in France Télécom und die spanische Telefónica investiert habe. Jetzt befürchte das Unternehmen, dass die deutsche Vodafone es Hutchison gleich tut könnte und durch den Aufbau weiterer 3G-Netze in Europa die Gesprächspreise nach unten drücke. Der britische Telekommunikationskonzern Vodafone besitzt schon jetzt in den meisten westeuropäischen Ländern sowie in Japan UMTS-Netze. Bisher gibt es noch keinen konkreten Starttermin für die europäischen UMTS-Dienste von Vodafone, aber kommen werden sie auf jeden Fall.