Vorhersagen

Hutchison: Das mühsame Werben um neue UMTS-Kunden

UMTS macht in Europa weiterhin keinen Spaß
Von Marie-Anne Winter

Erst Anfang Mai machte die Nachricht die Runde, dass für den Mobilfunkanbieter Hutchison 3G das europäische UMTS-Engagement kein Spaß sei. Hutchison 3G betreibt seit März die ersten UMTS-Funknetze in Europa. Der Start brachte erhebliche Probleme mit sich, die italienischen Kunden verbringen viel Zeit an der Beschwerdehotline, die britischen Kunden langweilen sich, weil man bisher so wenig Menschen per UMTS erreichen kann. Trotzdem hält der Konzern an seinen ehrgeizigen Zielen bei den Kundenzahlen fest. Das berichtet heute die Financial Times Deutschland (FTD [Link entfernt] ). "Wir haben keinen Grund, an unserer Vorhersage etwas zu ändern", zitiert das Blatt eine Sprecherin von Hutchison in London. Der Mobilfunkanbieter will danach bis Ende dieses Jahres eine Million UMTS-Nutzer in Italien und Großbritannien gewinnen. Allerdings sollen in Großbritannien höchstens 200 Kunden pro Tag unterschreiben - und das, obwohl auch kostenfreie Verträge der Unternehmensmitglieder zu den neuen Kunden gezählt würden. Wenn sich daran nichts ändert, werden sich die Kundenzuwächse in diesem Jahr nur im fünstelligen Bereich bewegen. Das ist viel zu wenig für ein lohnendes Geschäft.

Laut FTD hat Hutchison bereits fast 17 Milliarden US-Dollar (14,5 Milliarden Euro) in Lizenzen und den Aufbau der Netze für UMTS in neun Ländern ausgegeben. Der Anbieter hat auf den Vorteil durch den Frühstart gesetzt. Die meisten europäischen Anbieter sehen vor Anfang 2005 keinen Massenmarkt für den neuen Mobilfunkstandard, der die schnelle Übertragung von Daten und damit mobiles Internet und Videotelefonate ermöglicht. Im Gegensatz zu Konkurrenten wie Vodafone oder T-Mobile hat Hutchison keinen großen Kundenstamm auf GSM-Netzen, die das Unternehmen allmählich auf den neuen Standard locken könnte. Das Unternehmen muss die Kundenbasis von null aufbauen - jetzt stellt sich heraus, dass das ein wirklich harter Job ist. Laut den Marktforschern von Forrester Research wird es bis 2007 dauern, bis zehn Prozent der britischen Handynutzer ein UMTS-Handy haben. Das bedeutet, dass sich dann der entsprechende UMTS-Markt nur auf insgesamt fünf Millionen Kunden konzentriert.

Die Analysten betrachten den hutchisonschen Optimismus mit Skepsis. Hutchison könne nicht vor 2006 Gewinne erzielen; es empfehle sich eine Wertberichtigung der UMTS-Lizenzen. Hutchison sieht dafür bislang keinen Anlass. An Hutchison 3G ist die hongkonger Mutter Hutchison Whampoa mit 65 Prozent beteiligt. Den Rest verteilt sich auf die niederländische KPN-Gruppe und den japanischen Mobilfunkriesen NTT Docomo. Von KPN ist zu hören, dass man die Beteiligung verkaufen wolle.